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Geh@ckt: Wie Angriffe aus dem Netz uns alle bedrohen. Ein Agent berichtet (German Edition)

Geh@ckt: Wie Angriffe aus dem Netz uns alle bedrohen. Ein Agent berichtet (German Edition)

Titel: Geh@ckt: Wie Angriffe aus dem Netz uns alle bedrohen. Ein Agent berichtet (German Edition)
Autoren: Michael George
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Einleitung
    Belegt. Das Kartentelefon war immer noch belegt, dabei wollte ich nur kurz zu Hause anrufen und Bescheid geben, dass ich gut in der Schule angekommen war. Es war nicht irgendeine Schule, sondern die des deutschen Bundesnachrichtendienstes. Für eine fünfzehnköpfige Gruppe junger Menschen sollte ein neuer Lebensabschnitt beginnen. Ich war einer von ihnen und hatte offenbar als Letzter den Münzfernsprecher entdeckt, denn die Schlange war lang gewesen, bis ich an der Reihe war.
    Mobiltelefone gab es Anfang der Neunziger noch nicht. Zumindest nicht solche, wie wir sie heute kennen. Damals hießen sie Portys, waren in Kofferräumen von Nobelkarosserien installiert und konnten bei Bedarf herausgenommen werden, um andere zu beeindrucken oder um tatsächlich ab und zu mit ihnen zu telefonieren.
    Inzwischen sind wir weitgehend digitalisiert. Dennoch: In den Dienstgebäuden der deutschen Nachrichtendienste hat sich wenig verändert. Handys findet man dort noch immer nicht, denn die Mitnahme privater Geräte ist aus guten Gründen verboten. Mit Hilfe der digitalen Wegbegleiter ließen sich ansonsten unbemerkt Fotos machen, Gespräche aufzeichnen und in Windeseile über das Internet verschicken. Schlimmer noch, sie könnten aus der Ferne zu Wanzen umfunktioniert werden, ohne dass Benutzer etwas davon mitbekommen. Immer und überall vernetzt und online zu sein hat eben auch unter Spionen seine Nachteile.
    So weit die offizielle Variante. In Wirklichkeit wimmelt es in den Gängen der Dienste nur von Privatgeräten, die sich unauffällig unter die Menge der dienstlich bereitgestellten Mobiltelefone mischen. Das Problem ist, dass sich Regeln, die sich mit reinen Verboten gegen neue Technologien richten, auf Dauer nur mit Hilfe von unnachgiebigen Kontrollen durchsetzen lassen, letztlich aber immer unterlaufen werden.
     
    Anstelle zukunftsfeindlicher Schwarz-Weiß-Diskussionen über die neuen Technologien brauchen wir zukunftsorientierte Lösungen. Facebook, Twitter und E-Mails zu verbieten ist eine ebenso gute wie sinnvolle Empfehlung wie die, das Atmen einzustellen, weil die Luft verschmutzt sein könnte.
    Aber genau darin liegen Krux, Dilemma und eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Die Welt der Computer und des Internets hat sich in einem solch atemberaubenden Tempo entwickelt, dass keine Zeit dafür übrig blieb, sich um Sicherheitsthemen zu kümmern. Funktionalität war stets oberstes Gebot. Im Bereich der Betriebssicherheit haben wir aus explodierenden Dampfkesseln des vorletzten Jahrhunderts gelernt und sie zum festen Bestandteil von Entwicklungen werden lassen. Im Bereich der Computersicherheit flog der erste Kessel mit der Aufschrift «digitale Privatsphäre» im Sommer 2013 in die Luft. Im Herbst erfuhren wir, dass selbst das Handy der Bundeskanzlerin betroffen war. Auslöser waren die Veröffentlichungen eines Mitarbeiters der amerikanischen Sicherheitsbehörde  NSA , Edward Snowden.
    In Anbetracht der digitalen Durchdringung unseres Alltags und der stetig wachsenden Abhängigkeit von Computern können wir uns weitere Betriebsunfälle im Bereich der Energieversorgung oder der Finanzwelt nicht mehr leisten. Ein langanhaltender Zusammenbruch oder Fehlfunktionen der Computersysteme würden uns zuerst in ein Chaos und dann ins Mittelalter zurückbefördern. Dummerweise versetzt das Fehlen grundlegender Sicherheitselemente Nachrichtendienste, Hacker, Ganoven und kriminelle Organisationen, politisch Andersdenkende oder Terroristen genau in diese Lage. Sie können Computer anzapfen, uns bestehlen und bedrohen, wie es noch nie der Fall war.
    Diejenigen, die uns davor beschützen sollen, sind überfordert, rennen den Ereignissen hinterher oder spähen selbst aus. Die Medien sind voller Meldungen zu kleinen und größeren Explosionen. Doch die in diesem Zusammenhang stehenden Risiken werden nach wie vor unterschätzt und alle Warnungen ignoriert. Zu nebulös, zu virtuell und zu wenig konkret sind die Gefahren.
     
    Dieses Buch ist weder wissenschaftlich noch technisch, noch beteiligt es sich an der Diskussion, ob wir uns aktuell vielleicht schon in einem Cyber-Krieg befinden. Es richtet sich nicht an Experten, sondern an Interessierte und bietet einen Blick hinter die Kulissen, einen Einblick in die Welt der Nachrichtendienste sowie einen Überblick dessen, was ich während meiner Tätigkeit für die Spionageabwehr aufseiten der Betroffenen immer wieder erlebt habe. Vielleicht bekommt der eine oder
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