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Titan 03

Titan 03

Titel: Titan 03
Autoren: Frederik Pohl , Wolfgang Jeschke
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früh um zwei Uhr hierher.«
    »Zwei Uhr früh?« sagte Hooten. »Was für eine ausgefallene Zeit für eine Sitzung!«
    »Ich habe einen Grund«, sagte Dr. Rasp.
    »Es tut mir leid, daß ich mich verspätet habe«, sagte Hooten beim Betreten von Dr. Scotts Praxis. »Ich glaube, ich habe geträumt oder was.«
    »Das ist schon gut«, sagte Dr. Scott lächelnd. »Sind Sie bereit für die Narkosynthese?«
    »Ja, ich denke schon«, sagte Hooten. »Aber ich habe so ein komisches Gefühl.«
    »Was für ein Gefühl?«
    »Als ob ich kurz vor dem Aufwachen wäre.«
    Dr. Scott schien erfreut. »Nun, legen Sie Ihren Mantel ab und machen Sie den linken Unterarm frei, Mr. Hooten. Ja, legen Sie sich auf die Couch dort, das ist richtig. Ich werde Ihnen jetzt eine Injektion geben, und Sie werden sich schläfrig fühlen. Entspannen Sie sich einfach. Das ist alles, was Sie zu tun haben.«
    »Au!« sagte Hooten.
    »Schon vorbei«, erklärte Dr. Scott und zog die Spritze heraus. »Sehen Sie irgendeinen Gegenstand an und sagen Sie mir Bescheid, wenn er zu verschwimmen beginnt.«
    »In Ordnung«, sagte Hooten gehorsam, legte den Kopf auf die Seite und starrte zum Fenster hinaus. »Das Empire State Building – es sieht schon jetzt nicht richtig aus. Es hat die falsche Form. Gar nicht wie ein Wunkery.«
    »Wie ein was?« fragte Dr. Scott.
    »Ein Wunkery. Wenn man durch Doktor Rasps Deckenschlitz schaut, hat man einen guten Blick auf ein…«
    »Sie wissen doch, daß es so etwas wie ein Wunkery nicht gibt, nicht wahr?« unterbrach ihn Dr. Scott mit einem Anflug von unärztlicher Ungeduld. »Dr. Rasp ist eine Schöpfung Ihres Unbewußten. Wenn Sie sich schlafen legen, träumen Sie wie jeder andere. Es gibt keine Welt voller Wunkeries und Rasps. Das alles ist nur ein Abwehrmechanismus Ihres Unbewußten gegen mich, nicht wahr?«
    »Nein«, sagte Hooten schläfrig.
    Dr. Scott seufzte. »Beginnen die Umrisse der Dinge schon zu verschwimmen?«
    »Nein, aber ich… ich beginne…«
    »Was?«
    »Aufzuwachen«, sagte Hooten undeutlich, und er schloß die Augen.
    »Guten Tag, Doktor Rasp.«
    »Es gibt keinen Doktor Rasp«, sagte Dr. Scott in ungeduldigem Ton. »Doktor Rasp ist eine imaginäre Figur.«
    »Doktor Rasp sagt, daß Sie nicht existierten«, murmelte Hooten mit geschlossenen Augen. »Ja, Doktor Rasp…«
    Hootens Facettenaugen starrten durch den Deckenschlitz zum Quatt Wunkery hinüber. Er schüttelte benommen den Kopf.
    »Was ist los?« fragte Dr. Rasp.
    »Doktor Scott gab mir eben eine Injektion mit Natriumpentothal«, sagte Hooten.
    Der Psychiater machte eine schnelle Notiz auf seine Flügeldecke. Dann kreuzte er seine Fühler mit Hootens und schaltete den Saft ein.
    »Doktor Scott ist lediglich ein Vorwand, ein Abwehrmittel«, erklärte er. »Es gibt keinen Doktor Scott. Es gibt kein Natriumpentothal. Sie werden jetzt übersommern, haben Sie mich gehört? Sie werden tief schlafen, so tief, daß Doktor Scott Sie nicht aufwecken kann. Sie werden mir gehorchen, nicht Doktor Scott. Ich befehle Ihnen, zu übersommern. Hören Sie mich?«
    »Ja… aber ich fürchte, es wird nicht sehr gut klappen. Sehen Sie, wenn ich übersommere, wache ich bloß in Doktor Scotts Praxis auf.«
    »Es gibt keinen Doktor Scott. Vergessen Sie ihn.«
    »Aber…«
    »Übersommern Sie. Übersommern Sie.«
    »Also gut. Ich werde jetzt… ah, hallo, Doktor Scott.«
    Dr. Scott füllte eine weitere Injektionsspritze mit Natriumpentothal und verabreichte sie Hooten. »Entspannen Sie sich«, sagte er freundlich. »Denken Sie an nichts.«
    »Allmählich stinkt mir diese Geschichte«, sagte Hooten verdrießlich. »Ich bin in der Mitte gefangen, wie zwischen zwei Feuern. Irgendwas wird noch schiefgehen, wenn wir so weitermachen. Ich weiß nicht, was, aber… Können wir die Behandlung nicht bis morgen vertagen und Doktor Rasp inzwischen an den Ball lassen?«
    »Ich bin Ihr Arzt«, sagte Dr. Scott. »Nicht Doktor Rasp. Verweisen Sie Doktor Rasp an mich, falls er versuchen sollte…«
    »Oh, diese Fühler«, murmelte Hooten. »Ich kann nicht… ich…«
    »Entspannen Sie sich, Mr. Hooten«, sagte Dr. Scott. »Es gibt keinen Doktor Rasp.«
    Hooten begehrte schwächlich auf.
    »Das kann nicht so weitergehen«, protestierte er, lallend vor Schläfrigkeit. »Ich sage Ihnen, irgendwas wird noch schiefgehen. Ich… äh – um Himmels willen, Doktor Rasp will, daß ich übersommere.«
    »Still«, sagte Dr. Scott mit einem nachdenklichen Blick zu den Injektionsspritzen.
    »Übersommern
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