Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Titel: Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)
Autoren: Reinhard Pelte
Vom Netzwerk:
heute. Ein paar Frauen fielen ihm auf, weil sie in einer Gruppe zusammenstanden und tuschelten. Offensichtlich waren sie ohne männliche Begleitung. Ihr gewagtes Outfit trugen sie, als hätten sie es vormittags heimlich gekauft, nachmittags kichernd anprobiert und abends zum ersten Mal eingesetzt. Es verriet sie als ein paar Provinzpomeranzen auf Abenteuerausflug. Oh nee, nicht die schon wieder. Er drehte sich ab und dem Tresen zu. Er wartete darauf, seine Bestellung aufgeben zu können.
    »Tiny, how are you doing?« Der Bartender kam zu ihm heran und reichte ihm die Hand über den Tresen.
    »Just fine, Karim. What’s on this night? Something special?«
    »Just normal. Gonna go easy, my friend. Same as usual?«
    »No, Karim. Let me have a Coke. I feel special. Something in the air. Have to keep my balls.« Er schickte ein paar Lacher über den Tresen, und Karim grinste verständnisinnig zurück. Er wollte noch ein wenig warten, bevor er zu seinem Lieblingsgetränk wechselte.
    Er drehte sich wieder dem Dancefloor zu und entdeckte nicht weit weg, unter der Empore, auf der der DJ seiner langweiligen Arbeit nachging, eine Frau. Sie war älter, vielleicht Mitte, Ende 30, so genau konnte er das in dem Dämmer und dem Stroboskop-Gewitter nicht ausmachen. Ihr Outfit passte nicht hierher. Sie trug ein schlichtes, ärmelloses Leinenkleid, das ihr bis kurz über die Knie reichte. Ihre hochhackigen Riemchensandalen brachten ihr Becken nach vorn und machten rassige Waden. Er beäugte sie näher. Sie war schlank, fast hager, aber an ihren Armen und Beinen war alles in schönster Ordnung, das Fleisch an den richtigen Stellen. Durch das Lichtchaos glaubte er, eine makellos glatte Haut schimmern zu sehen. Ihre Haare hatte sie kunstlos hochgesteckt. Sie legten zwei Ohren frei, deren fleischige Ohrläppchen ihm auffielen. Sie passten nicht zu ihrem eher hageren Typus.
    Sie fing an, ihn zu interessieren. Sie legte den Kopf in den Nacken, schloss die Augen und bewegte sich unmerklich, mehr in sich selbst versunken, traumverloren. Schwache, flache Wellen durchliefen ihren Körper und gaben ihr eine leise, intensive Präsenz. Der Anblick ihres langen, schlanken Halses und der über ihrem Kehlkopf glatt gespannten Haut fesselten ihn. Sie wirkte sexy. Er sah sie gebannt an. Nein, nein, nicht Flirt war hier im Spiel. Flirt war eine Technik, die man lernen konnte, genauso, wie man lernen konnte, sich richtig zu kleiden. Man war Herr darüber, konnte sie intensivieren oder bremsen, an- und abschalten. Aber das, was er hier belauschte, war etwas gänzlich anderes. Sie huldigte einem Gott, der sie in ihren Klauen hielt, sie dominierte und dem zu trotzen nur dumm gewesen wäre. Jetzt senkte sie den Kopf, schlug die Augen auf und sah einen Mann an, der im Hintergrund an der Wand lehnte. Er bewegte sich nicht, sprach nicht, seine Hände waren hinter seinem Rücken an die Wand gepresst. Er trug eine Brille und kurze glatte Haare.
    Sie wandte ihre Augen langsam ab und gab sich weiter ihrem stillen Tanz hin, einem Ritual, in dem er ein heimliches Versprechen zu entdecken glaubte. Er konnte seine Augen nicht von ihr lassen. Er sah an ihrem Körper herunter. Ihr Kleid war in der Mitte durchgeknöpft und verdeckte die Konturen ihrer Brüste und Hüften. Das Material war nicht so, dass sich ihr BH oder ihr Höschen darunter hätten abzeichnen können. Aber die zwei Stoffhügelchen auf Brusthöhe waren nicht zu übersehen. Sein Blick wurde gierig, in seinen Lenden krampfte sich etwas zusammen und ihm wuchs ein Ständer. Es tat weh. Sie sah jetzt wieder den Fremden an, und das Spiel zwischen ihnen wiederholte sich. Die Musik war lauter geworden, aber von der gleichen hämmernden Monotonie. Sie ärgerte ihn, und er blickte kurz zu dem DJ hoch, auf die dunkle Empore. Joyce legte heute auf. Er kannte ihn. Er setzte sich in Bewegung und erklomm den Thron der Discoteca.
    »Joyi, stopp it. Put that old stuff on, please. James Brown, Tiger Jones or something like that!«, brüllte er ihm ins Ohr.
    »Hi, Tiny, old boy. No way, absolutely no.«
    »Why?«
    »It’s out like you, granny boy. Got it?«
    »Fuck you, limey.«
    Scheißengländer. Als der Österreicher hier noch das Sagen hatte, wäre sein Wunsch Befehl gewesen. Er trollte sich zurück an den Tresen und hatte seine Erektion verloren. Er schüttelte seinen Ärger ab und blickte wieder in die Runde.
    Er fand sie an gleicher Stelle wieder. Sie gab sich, die Arme über den Kopf gehoben und die Hände auf dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher