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PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis

PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis

Titel: PR Ara-Toxin 03 - Nekrogenesis
Autoren: Hans-Joachim Alpers
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11. Juni 1340 NGZ, An Bord der CONNOYT
    Bevor Perry Rhodan am frühen Morgen seine Kabine verließ, sah er noch einmal in den Spiegel. Das Bild gefiel ihm nicht. Ein Fremder blickte ihm entgegen. Aufgedunsen, mit dicken Tränensäcken unter den Augen, ein müder und. nun ja, eigentlich nicht alter, aber zumindest von den Jahren gezeichneter Mann. Als Rhodan dieses für ihn befremdliche Bild in sich aufnahm, verspürte er nach langer Zeit wieder einmal eine tiefe Dankbarkeit für das Privileg, das er genoss. Dank seines Zellaktivators war er so gut wie unsterblich. Das Spiegelbild, das ihn zeigte, war nur eine von Unbekannten erzeugte Fiktion. Das war nicht sein wahres Gesicht, das zum Glück wiederherstellbar war. Und doch empfand er dieses entstellte, gealterte Antlitz als eine Mahnung, als demütige Erinnerung an jene Tage, als er sterblich wie alle anderen gewesen war. Ihm wurde plötzlich bewusst, dass Milliarden von Menschen - und anderen intelligenten Lebewesen - jeden Morgen in den Spiegel schauten und dabei wussten, dass sie Tag für Tag zunächst unmerklich, aber nach einiger Zeit deutlich sichtbar älter wurden und diesen letztlich im Tod endenden Prozess nicht aufhalten konnten, egal, welche Therapien sie auch anwendeten.
    Rhodan war rundum unzufrieden, als er die Zentrale der CONNOYT betrat - mit sich, mit der Welt, mit seinem Aussehen, mit der Art, wie sich die Dinge entwickelt hatten. Und ganz besonders mit dem Reiseziel Remion. Fast mürrisch, ganz gegen seine Art, erwiderte er die knappen Grüße der anwesenden Aras. Er hatte den Eindruck, dass dies nicht unbedingt sein Tag war.
    Routinemäßig blickte er auf den zentralen Holoschirm und registrierte die aktuellen Schiffsdaten. Die CONNOYT bewegte sich mit einem Überlichtfaktor von 300.000 durch den Linearraum, was einer Geschwindigkeit von 34,2 Lichtjahren pro Stunde entsprach. Bis zum Planeten Remion waren es noch 2938 Lichtjahre; sie hatten also bereits 1586 Lichtjahre der ursprünglichen Distanz bewältigt. Die alle 350 Lichtjahre fälligen Zwischenetappen im Normalraum und der noch ausstehende Konverterwechsel würden allerdings einen Zeitverlust mit sich bringen. Trotzdem sollten sie Remion in etwa fünf Tagen erreichen - falls es keine unvorhergesehenen Schwierigkeiten gab.
    Rhodan sah sich in der Zentrale um und bemerkte Julian Tifflor, der in der Gästezone in einem Kontursessel saß. Ohne wirkliches Interesse beobachtete Tiff die über die Schirme fließenden Datenmengen und die Holos, die von der Bordpositronik erzeugt wurden. Letztere zeigten in rascher Folge verschiedene Befehlsleitstände der knapp 150 Meter langen CONNOYT und der zehn baugleichen Ara-Schiffe im Gefolge. Vor den Leitständen saßen oder bewegten sich fragil gebaute, hochgewachsene Aras, die durch ihre fast haarlosen spitzen Köpfe und die hellroten Augen gekennzeichnet waren.
    Tifflor sah auf, als Rhodan näher kam, und winkte ihm zu. »Was ist los mit dir?«, fragte er, als Perry stumm neben ihm Platz nahm. »Schlecht drauf?«
    Rhodan musterte seinen Freund. Hätte er nicht gewusst, dass es Tifflor war, hätte er ihn nicht erkannt. Ein Mann Mitte vierzig mit roten Haaren und einem ganzen Heer von Sommersprossen, lethargisch wirkend, ein Wrack schon über die angezeigten Jahre hinaus. Dabei hatte Tifflor in Wahrheit im Alter von 35 Jahren den Zellaktivator erhalten und sah normalerweise wie Perrys jüngerer Bruder aus. »Schau mal in den Spiegel, Tiff. Das habe ich nämlich gerade getan. Dann weißt du, wie mir zumute ist.«
    Pron Dockt schlurfte heran und setzte sich zu ihnen. Der gebeugte Ara machte wie so oft einen geistesabwesenden Eindruck, aber das täuschte. »Wenn dich das bedrückt, kann ich es richten«, sagte er. »Ich bin es ja auch gewissermaßen meiner Rasse schuldig, deren Angehörige euch übel mitgespielt haben. Mein Bruder Oclu-Gnas und ich wissen, was sich ziemt, und deshalb werden wir diesen Eingriff nicht berechnen, obwohl dabei selbstverständlich erhebliche Kosten entstehen. Nun ja, sei's drum. Ich wollte es nur erwähnen. Wir haben noch genügend Zeit, bis wir Remion erreichen. Bis dahin kremple ich euch um, und ihr seid wieder ganz die Alten.«
    Rhodan wusste, dass dies keine leeren Versprechungen waren. So seltsam Pron Dockt sich manchmal auch benahm, er war ein exzellenter Mediker. In der zellmolekularen Diagnostik war er ein Meister, und das Gleiche galt für seine Fähigkeiten bei chemophysischen Eingriffen, den Einsatz von
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