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Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Titel: Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)
Autoren: Reinhard Pelte
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Großbritannien hierherkamen. Sie liebten die Blüten- und Farbenpracht zu dieser Jahreszeit, und sie schätzten die entspannte Atmosphäre des Clube Carvoeiro, vor allem aber die angenehmen Vorsaisonpreise.
    Der Clube Carvoeiro war ein rechteckiger, flacher Gebäudekomplex, dessen Innenhof man aus allen vier Himmelsrichtungen durch Torgänge betreten konnte. Im Erdgeschoss waren Restaurants, Boutiquen, Souvenir- und Buchläden, ein kleiner Supermercado, eine Autovermietung und die Rezeption untergebracht. Und es gab Agenturen, die Golf, Segeln, Kitesurfen, Tauchen, Tennis und alle nur möglichen und unmöglichen Sportarten und Events vermittelten. Darüber, im ersten und einzigen Stockwerk, lagen Ferienappartements. Zu denen hatte man von den Parkplätzen auf der Außenseite bequem Zugang. Die Balkone gingen sowohl auf die Peripherie als auch in den Innenhof. Wer wollte, konnte wählen zwischen dem Blick auf das rege Treiben der Praca central oder auf den weiten Atlantik oder die nahe Serra Monchique. Unter der Praca central lag die Discoteca, sein bevorzugtes Revier auf der Suche nach Abwechslung und Unterhaltung.
    Bevor er in den Katakomben der Disko verschwand, aß er gewöhnlich im Steakhaus des Clube ein herzhaftes argentinisches Entrecote auf dem heißen Stein. Er liebte den rohen Geschmack des Fleisches und den Hautgout des angebrutzelten Fettrandes. Zusammen mit dem dazu gereichten, sehr scharfen Chili und einem Glas frisch gezapftem Bitburger war das für ihn das beste Entree in eine gelungene Nacht.
     
    *
     
    Er zündete sich erneut eine Zigarette an. Der Klang des zuschnappenden Zippos versetzte ihn in vorfreudige Erregung. Schon besser gelaunt, betrat er die Küche und schaute in den Kühlschrank. Bevor es losging, wollte er sich einen steifen Drink mixen, sich in den Innenhof setzen und die Sonne über der Algarve untergehen sehen.
    Maria, seine Zugehfrau, hatte den Kühlschrank gut gefüllt. Sie kam zwei Mal die Woche und machte sauber, nahm seine schmutzige Wäsche mit und brachte ihm den gewünschten Einkauf, den er gewöhnlich auf einem in der Küche hinterlegten Zettel notierte. Er hatte erst spät herausgefunden, dass sie nicht lesen und schreiben konnte. Ihr Stolz hatte ihr wohl verboten, es ihm zu sagen. Dennoch hatte sie immer alles richtig besorgt. Wie sie das anstellte, hatte er sie nie gefragt. Es klappte reibungslos, und mehr wollte er ja nicht.
    Er setzte sich schließlich mit einem extra starken Gripenberger auf die Hofbank. Die Sitzkissen waren mit hellgelbem Leinen bezogen und sollten schon längst gereinigt worden sein, wie er beiläufig registrierte. Er musste Maria das nächste Mal darauf ansprechen. Der frische Limettenschnitz in seinem Drink duftete herrlich, und das Eis rann ihm erfrischend durch die Kehle. Der Gin wärmte seinen Magen und erweckte seine Lebensgeister. Er sah im Westen die Sonne auf die Hügel sinken und immer röter werden. Er fühlte es. Noch eine kurze Dusche mit Bulgari soir, und es konnte losgehen.
     
    *
     
    Sein Ziel führte ihn einen engen Fahrweg entlang, der eher einem Hohlweg glich. Rechts und links verschwanden die Villen und Häuser hinter Bäumen und hohen Hecken aus Zypressen, Hibiskus, Oleander oder Sanddorn. Die Zufahrten waren so angelegt, dass sie keine Sicht in die dahinterliegenden Grundstücke zuließen. Wenn überhaupt etwas von den Häusern zu sehen war, dann nur die Spitzen der filigranen, maurischen Entlüftungskamine.
    Er brauchte nicht einmal zehn Minuten, bis er den westlichen Niedergang zur Discoteca erreicht hatte. Er verzichtete heute auf das Steak davor. Die Gründe dafür blieben ihm unklar. Ihm war einfach nicht danach.
    Es war inzwischen dunkel geworden, und die blaue Schriftgirlande über dem Eingang leuchtete ihm einladend entgegen. Einen Türsteher gab es so früh im Jahr noch nicht, aber man hätte ihm auch mit Türsteher den Zugang nicht verwehrt, denn man kannte ihn. So lief er die Treppen hinunter, als wenn er nach Hause käme, was ja in gewisser Weise auch stimmte. Die Discoteca war leer, jedenfalls gemessen an dem dichten Gedränge zur Hochsaison. Der DJ beschallte den Keller mit einem endlosen, hämmernden Technosound. Die Lautstärke hielt sich in Grenzen, was er als angenehm empfand. Sein Lieblingsplatz war gleich vorn, am ersten Tresen.
    »Hi, Tiny.« Der farbige Bartender winkte ihm kurz zu und widmete sich dann sogleich wieder seinem Gast vor ihm.
    Ihm war es recht. Er sah sich ruhig um. Nichts Aufregendes
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