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Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)

Titel: Tiefflug: Der vierte Fall für Kommissar Jung (German Edition)
Autoren: Reinhard Pelte
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me home, please. Hurry.«
    Und wenn sie ihn um sonst etwas gebeten hätte, er hätte ihr jeden Wunsch erfüllt. Sie kleideten sich hastig an. Im Hohlweg legte sie ihren Arm um seine Hüfte und schmiegte sich wieder unter seinen Arm. Sie verströmte einen Duft, in den jeder Augenblick ihres Beisammenseins eingewoben war. Er schauderte. Er liebte, wie er noch nie in seinem Leben geliebt hatte. Sie gingen schweigend. Sie führte ihn zu einem Auto. Sie öffnete und gab ihm den Schlüssel. Dann stieg sie auf der Beifahrerseite zu.
    »Where?«
    »Praia da Luz.«
    Er fuhr wie in Trance, wie in einer anderen Welt: unbehindert, weltvergessen, sicher, zeitlos. Er konnte sich später an kaum etwas anderes erinnern als an sie. Während der Fahrt legte sie ihre Hand zwischen seine Beine, und er reagierte augenblicklich und heftig. Er wollte anhalten. Sie bat ihn, weiterzufahren. Er hätte ihr keine Bitte abschlagen können. Dann senkte sie ihren Kopf und legte die Lippen auf seinen Schoß. Er spürte durch den Stoff ihren heißen Atem. Er fuhr schneller.
    Sie führte ihn auf den Parkplatz einer Ferienhaussiedlung. Sie stieg aus und bat ihn, sitzen zu bleiben. Sie kam um das Auto herum und er kurbelte die Scheibe herunter. Sie beugte ihr Gesicht zu ihm herein. Er sah die Verwüstungen ihrer Tränen und Schreie darin. Eine nie gekannte Zärtlichkeit durchströmte ihn. Er wollte ihr Gesicht in seine Hände nehmen, aber sie wehrte ihn sanft ab.
    »Get the car back to the parking-lot, please. My husband is waiting. You can’t miss him. Be sure. Thank you so much.«
    Sie strich ihm leicht über die Wange und küsste ihn sanft auf den Mundwinkel. Er wollte sie küssen. Sie wehrte ihn ab.
    »Please, do it. Hurry, please.«
    Ein dumpfes, fernes Flehen beherrschte ihre Stimme. Er konnte dem Klang nicht widerstehen. Jede Faser seines Ichs drängte sich zu ihr. Aber die Erfüllung ihrer Bitte ließ ihm keine Wahl. Es war eine Pflicht, der er sich nicht entziehen konnte. Er startete und machte sich auf den Weg.
    Hinter Lagos erwachte er allmählich aus seinem Traum. Die Straße war leer und er fuhr schnell. Was musste das für eine Ehe sein, in der der Mann ein so tolles Weib zur Frau hatte und ruhig abwartete, bis sie ihm nach der Fickerei mit einem Fremden das Auto vorbeischickte? Er schämte sich seiner Gedanken: Ficken, das war ein gänzlich unangemessener Ausdruck für das, was er erlebt hatte. Und er sollte sich lieber keine Gedanken über anderer Leute Ehe machen. Dafür war er nicht der Richtige, gestand er sich ein.
    Er musste sie wiedersehen, das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Mit dem Ehemann wollte er nichts zu tun haben. Er würde nur alles komplizieren und war auch nicht sein Problem. Er würde ihm das Auto vor die Füße stellen und verschwinden. Wie hieß sie überhaupt, wie konnte er sie erreichen? Panik überfiel ihn. Er blickte sich beiläufig im Auto um. Auf dem Rücksitz lag ein in Decken gewickeltes großes Bündel. Die Ablagen und Taschen an den Türen waren leer. Sein Blick landete schließlich auf dem Handschuhfach. Er öffnete es und nahm einen Stapel Papiere heraus. Er konnte, während er fuhr, nicht entziffern, um welche Papiere es sich handelte. Er nahm sie und steckte sie sich unter das Hemd. Sie würden sich bei ihm melden müssen, wenn Wichtiges dabei war, und er würde einen Hinweis haben, in welcher Richtung er sich auf die Suche machen musste. Er war zufrieden mit sich.
    Als er in Portimao die Brücke passierte, freute er sich auf sein Bett. Er konnte es diese Nacht nicht mehr benutzen. Er dachte schmunzelnd und mit Freude an das Bild, das sich ihm morgen früh, bei vollem Tageslicht, bieten würde. Was würde wohl Maria dazu sagen? Er lachte. Es gab ja genug Gästebetten.
    Am Clube angekommen, sah er schon von Weitem den Mann, den er aus der Discoteca kannte. Er stand an der Auffahrt zum Parkplatz und winkte. Er stoppte den Wagen und stieg neben ihm aus. Der Mann sah ihn kurz an und sagte kein einziges Wort. Er riss die hintere Tür auf und mühte sich, das Bündel auf die Arme zu kriegen. Dann stieß der Kerl die Tür mit der Hacke zu, drückte ihm das Paket vor die Brust und ließ los. Ein Reflex zwang ihn, es aufzufangen und festzuhalten. Der Typ setzte sich wortlos in den Wagen und fuhr mit durchdrehenden Rädern davon. Er wollte ihm hinterherschreien. Aber die Vergeblichkeit seines Tuns war ihm schnell klar.
    Was war das in seinen Armen? Es fühlte sich an wie ein kleiner Mensch, ein Kind,
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