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The Forest - Wald der tausend Augen

Titel: The Forest - Wald der tausend Augen
Autoren: Carrie Ryan
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ein kleines bisschen. Einen Moment lang frage ich mich, wie mein Leben wohl verlaufen wäre, wenn ich an jenem Tag Harrys Hand nicht gehalten hätte. Wenn ich rechtzeitig mit der Wäsche fertig geworden und zu meiner Mutter auf dem Hügel gegangen wäre, wo sie nach meinem Vater Ausschau hielt.Wenn ich
sie daran gehindert hätte, zu nah an die Zäune heranzugehen und sich anstecken zu lassen.
    Niemals hätte ich mich den Schwestern angeschlossen, nie hätte ich mich in Travis verliebt oder wäre Gabrielle begegnet. Nie hätte ich ihre Geheimnisse erfahren und mich nach einem Leben außerhalb der Zäune gesehnt. Ich hätte Harry geheiratet, unsere Kinder wären mit den Kindern von Cass und Travis und Jed und Beth aufgewachsen.
    Ich hätte zufrieden sein können.Vielleicht sogar glücklich.
    Aber erfüllt?
    Harry lässt meinen Arm los. »Aber wir wussten beide, dass du nicht mit mir zusammen sein wolltest.«
    Ich will widersprechen, aber er schüttelt den Kopf. »Das hast du nie gewollt.«
    Ich schüttele den Kopf, um ihn freizubekommen. »Diese Welt existiert nicht mehr«, sage ich. »Jetzt müssen wir unseren eigenen Weg finden. Und für mich heißt das, durch dieses Tor zu gehen.« Ehe ich fortfahre, schaue ich schnell zu Jed hinüber. »Bitte«, sage ich zu Harry. »Geh zurück zu Cass. Bleib jetzt bei ihr und Jakob. Du weißt doch, wie sehr sie Donner hasst.«
    »Aber wenn wir nun die letzten Menschen sind?«, fragt er. »Was ist, wenn es nur noch uns gibt.Wenn du uns verlässt, dann sind nicht nur wir allein zum Untergang verdammt, sondern die gesamte Menschheit.«
    »Wenn es nur noch uns gibt«, sage ich, »dann sollen wir vielleicht gar nicht überleben. Als wir in unserem Dorf
gefangen waren, haben wir vielleicht nur das Unvermeidliche hinausgeschoben.«
    »Cass hat recht, du jagst nur dummen Gutenachtgeschichten hinterher, und das ist selbstsüchtig«, sagte er, dann wirft er seine Axt auf den Boden, dreht sich auf dem Absatz um und geht den Pfad zurück in die feuchte Dunkelheit.
    Ich hebe die Axt auf, wiege sie in der Hand. Der Griff ist glitschig von Regen und Matsch.
    »Es gibt einen anderen Weg«, sagt Jed, sobald Harry außer Hörweite ist. »Es gibt andere Pfade, wahrscheinlich auch andere Dörfer. Dies kann nicht der einzige Weg zum Meer sein, wenn es denn existiert.«
    Ich beobachte, wie ihm das Wasser vom Kinn rinnt. »Nein, das hier ist der einzige.«
    Wieder sehe ich diesen Anflug von Irritation in Jeds Gesicht. »Aber woher willst du das wissen, Mary?«, brüllt er frustriert.
    Ebenso frustriert raufe ich mir die Haare. »Weil ich den Code entschlüsselt habe und der funktioniert.Weil das hier dem Code nach das erste Tor ist«, brülle ich zurück. »Weil Sie einen Grund hatten, hier ein Tor zu errichten …«
    »Wir wissen nicht einmal, wer Sie sind, Mary! Wie können wir uns darauf verlassen, dass Sie dieses Tor aus einem bestimmten Grund hier aufgestellt haben. Sie haben diese Zäune und diese Pfade überall angelegt. Glaubst du denn, Sie hätten einfach nur einen Pfad gebaut, wenn es da draußen etwas Wichtiges gäbe, das wir finden sollten?«

    »Jed, ich weiß nur, dass …«
    »Du weißt gar nichts! Du hast von uns verlangt, blind darauf zu vertrauen, dass wir dem richtigen Pfad folgen, und er hat uns zu diesem Dorf geführt …«
    »Aber es war der richtige Pfad. Und das war kein blindes Vertrauen. Ich wusste, wohin wir gehen. Ich konnte die Zeichen auf dem Pfad lesen. Er hat uns in Gabrielles Dorf geführt.«
    »Er hat uns in eine Todesfalle geführt, Mary.«
    »Jed, wir hatten keine andere Möglichkeit!« Jetzt keuche ich, meine Brust hebt und senkt sich, die Hände sind zu Fäusten geballt. »Warum ist dir eigentlich nicht völlig gleichgültig, ob ich durch dieses Tor gehe oder nicht?«, frage ich. Die Frage schockiert ihn, das sehe ich. »Nachdem unsere Mutter gestorben ist, hast du mich weggeschickt!«
    Er weicht zurück, lässt die Schultern ein wenig hängen. Einen Augenblick lang schaut er in den Wald und wir lauschen dem prasselnden Regen um uns herum. »Weil du die Einzige bist, die noch von meiner Familie übrig ist«, sagt er.

34
    M ary, wir können immer noch zurück«, sagt Jed. Regentropfen fliegen von seinen Fingern, als er mit den Händen wedelt. »Wir warten, bis der Regen das Feuer gelöscht hat. Dann gehen wir zurück und nehmen einen anderen Pfad. Ein paar Waffen haben wir, wir könnten durchkommen.«
    Seine Augen leuchten hoffnungsvoll.
    »Wir könnten ein anderes
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