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The Forest - Wald der tausend Augen

Titel: The Forest - Wald der tausend Augen
Autoren: Carrie Ryan
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vorübergegangen.
    Ich werde unvorsichtig, die Arme schlackern, der Griff der Axt rutscht in meiner Hand. Ich spüre die Berührung gebrochener Finger an meinen Handgelenken, ziehe den Arm zurück und schreie. Sie kommen aus der Dunkelheit, wohin ich auch sehe.
    Ich bin von Ungeweihten umzingelt.
    Ich muss mich zwingen, nicht in Panik zu geraten. Dann packe ich die Axt mit beiden Händen, beginne, sie zu schwingen, und laufe durch die Schneise, die meine Waffe schlägt. Um mich herum fallendes Fleisch, das Matschen
des auf Verwesung treffenden Stahles mischt sich mit dem auf den Boden prasselnden Regen und meinen im Schlamm rutschenden Füßen.
    Aber es ist nicht genug.
    Ich stolpere. Hände packen meine Füße. Ein Schuh wird runtergerissen. Ich wälze mich auf den Rücken. Hole aus. Meine Armmuskeln ächzen vor Anstrengung. Ich stemme meine Füße in den Boden, will mich auf dem durchweichten Boden voranziehen. Überall, sie sind überall.
    Ich stecke fest in rottenden Blättern, Gliedmaßen und nasser Erde, mein Körper wird nach unten gesaugt. Fliehen kann ich nicht. Ich bin verloren. Endlich hat der Wald, hat die Unausweichlichkeit des Ganzen gewonnen.
    Und dann höre ich die Schreie. Wutschreie, keine Furchtschreie. Ich höre die Stimme, die ruft, dass ich laufen soll, und plötzlich sind die Ungeweihten weg. Eine Hand greift nach mir und zerrt mich auf die Füße, treibt mich voran.
    Es ist Jed, neben mir schwingt er seine Klinge.
    Ein neues Geräusch dringt durch den Wald, das Rauschen von Wasser.
    »Hier entlang«, ich zerre an Jed, ziehe ihn in meine Richtung und wir laufen auf das Geräusch zu. Auf einmal fällt der Boden scharf nach unten ab. Aneinander geklammert, stürzen wir eine steile Böschung hinunter. Ich verliere meine Axt und benutze beide Hände, um mich auf dem aufgewühlten Boden abzufangen. Zehen, Ellenbogen und Knie bohre ich in den Grund, Äste kratzen
die weiche Unterseite meiner Arme, Kieselsteine ratschen die Beine und eine Brombeerranke ritzt mir die Wange. Endlich komme ich zum Halten.
    Ich atme tief durch und verschlucke mich beinah am Regen. Unzählige Stellen an meinem Körper tun mir weh.
    Und ich will mich nur noch hier ausruhen und nachschauen, wie schwer ich mich bei diesem Sturz verletzt habe. Doch dann höre ich das Stöhnen und das Tosen des Wassers ganz in der Nähe und ich stemme mich auf die Knie.
    Als ich aufschaue, sehe ich die Horde Ungeweihter oben auf dem Hügel und beobachte, wie sie hinter uns herrollen. Mit ausgebreiteten Armen und offenen Mündern rutschen sie um mich herum.
    Bei so vielen Körpern ist es unmöglich, Jed zu finden. Panisch vor Angst schreie ich seinen Namen.
    Endlich entdecke ich ihn.Von dort, wo er hingerutscht ist, schaut er mich an. Genau in diesem Moment schlittert ein großer Ungeweihter den glitschigen Abhang hinunter und prallt mit voller Wucht mit ihm zusammen.
    Jed wirbelt durch die Luft und landet mit einem dumpfen Knall auf dem Rücken. Ich fange an zu rennen. Der Ungeweihte gewinnt sein Gleichgewicht zurück, während mir die Füße wegrutschen und im Schlamm stecken bleiben. Meine Axt kann ich nicht finden, deshalb packe ich einen Ast, mit dem ich die Ungeweihten abwehre, die um mich herumkriechen.
    »Jed!«, rufe ich. »Jed, halte durch, ich komme.«

    Unnütze Tränen steigen mir in die Augen und machen mich blind. Mit dem Arm will ich sie wegwischen, aber davon wird alles nur noch schlimmer, weil der Matsch in meinen Wimpern hängen bleibt.
    Jed rührt sich nicht. Der Ungeweihte kriecht auf ihn zu. Als ich näher komme, beugt er sich schon über ihn. Jetzt schreie ich, hoffe, den Ungeweihten dadurch abzulenken, hoffe, ihn davon abzuhalten, meinen Bruder zu beißen.
    Er beugt den Kopf nach unten und ich schleudere meinen schweren Ast auf ihn. Er prallt von seinem Kopf ab und sein Blick streift mich. Einen Moment lang denke ich, dass ich gewonnen habe, denke, dass ich ihn abgewehrt hab.
    Aber dann, mit dem Ungestüm eines wilden Tieres, fällt er über Jed her.
    Da stolpere ich und falle aufs Knie, das Knie, das ich mir vorher schon verletzt hatte. Der Schmerz ist wie eine Explosion hinter meinen Augen.
    Ich spüre eine Hand auf meinem Rücken, drehe mich um und schlage mit voller Kraft auf eine Ungeweihte ein. Sie wankt zurück. Und das dauert gerade so lange, wie ich brauche, um gewahr zu werden, dass ich über Jeds Sichel gestolpert bin.
    Ich lege die Finger um den glatten Holzgriff, ihr Gewicht ist mir vertraut – die habe ich
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