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Rolf Torring 078 - Die Macht des Gottes

Rolf Torring 078 - Die Macht des Gottes

Titel: Rolf Torring 078 - Die Macht des Gottes
Autoren: Hans Warren
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      1. Kapitel Unheimliche Geschehnisse  
     
    Wörtlich hatte Sir James Cunningham, der Resident in Kalkutta, bei dem uns zu Ehren gegebenen Festessen gesagt:
      «Meine Herren, wenn Sie wirklich den alten Wallfahrtsort besuchen, wenn Sie dem geheimnisvollen Wesen nachspüren wollen, das dort seine Untaten verübt, werden Sie viele Inder sehen, deren Gesicht völlig zerrissen ist. Denen ist es gelungen, dem unheimlichen Geschöpf zu entkommen, das seine Opfer blendet, ehe es sie zerreißt."  
      „Entschuldigen Sie, Sir James Cunningham," hatte Rolf gefragt, „konnte keiner der Hindus, die dem Wesen entronnen sind, sagen, ob es ein Mensch oder ein Raubtier ist?"  
      „Die Hindus schweigen," hatte Sir James gesagt, „weil sie das Wesen für einen bösen Dämon halten, der sie für Taten ihrer Vorfahren bestraft. Sie betrachten ihre Verstümmelung als eine Sühne, die ihren Vätern zugutekommt. Es ist nicht aus ihnen herauszubekommen, was für ein Wesen solche Wunden schlagen kann."  
      „Sir James, ich gab Ihnen bereits das Versprechen, daß wir nach Gaya fahren und versuchen werden, das Rätsel zu lösen," hatte Rolf erwidert. "Hoffentlich wird es ein interessantes Abenteuer!"  
      „Weiß Gott," hatte der alte Sir James kopfschüttelnd gesagt, „ich hatte geglaubt, daß Sie mit den in Kalkutta erlebten Abenteuern für eine Weile genug hätten. Sie scheinen sich für eine Sache dann besonders zu interessieren, wenn sie recht geheimnisvoll und gefährlich ist. Ich wünsche Ihnen guten Erfolg. Sie können der Dankbarkeit unserer Regierung sicher sein, wenn Sie auch dieses Rätsel lösen. Sie haben unserer Regierung schon so viele Dienste erwiesen, daß es schwer sein wird, die Dankesschuld je abzutragen."  
      „Ich bitte Sie, Sir James," hatte Rolf lachend geantwortet, „ich muß dankbar sein, daß wir hier so viele Abenteuer erleben durften."  
      Ich mußte an das Gespräch denken, als wir das Polizeiamt der alten Pilgerstadt Gaya betraten. Auf Rolfs Wunsch hatte weder der Resident noch Inspektor Black, dessen Frau und Tochter wir aus den Händen einer Erpresserbande gerettet hatten (siehe Band 77: „Schrecken der Sundarbans"), unsere Ankunft telegrafisch gemeldet. Wir waren durch das Anmelden schon manchmal in sehr unangenehme Lagen gekommen.  
      Etwas Aufsehen erregten wir schon, als wir mit Pongo und Maha das große, neue Gebäude betraten. Argwöhnisch musterte uns der Posten, ehe er uns an den Pförtner verwies. Auch bei ihm begegneten wir erstaunten und mißbilligenden Blicken, als Rolf bat, uns dem Chef, Colonel Cormick, zu melden.  
      Mein Freund mußte erst energisch werden, ehe sich der Pförtner herbei ließ, uns wenigstens dem Adjutanten des Colonels, dem Leutnant Jerry, zu melden.  
      Wir hatten Empfehlungsschreiben verschiedener Gouverneure und Residenten, auch von Sir James Cunningham, bei uns, die uns große Machtbefugnis gaben. Außerdem waren unsere Namen in ganz Indien durch Zeitungsberichte über unsere Abenteuer so bekannt, daß wir bisher stets die denkbar beste Aufnahme gefunden hatten.  
      Diesmal schien es anders zu werden. Der Pförtner telefonierte mit Leutnant Jerry, er nannte unsere Namen deutlich, wie wir hören konnten, legte schulterzuckend den Hörer zurück und sagte kurz:  
      „Meine Herren, Leutnant Jerry ist im Augenblick stark beschäftigt, Sie müssen bitte warten!"  
      „Rolf," sagte ich, „vielleicht kann uns der Pförtner ein gutes Hotel nennen, in dem wir Quartier nehmen können. Wenn Colonel Cormick Zeit für uns hat, wird er einen Boten schicken."  
      „Ich dachte auch daran," meinte Rolf merkwürdig versonnen, „aber ich möchte lieber hier warten, bis wir den Polizeichef gesprochen haben. Unser Gepäck liegt auf dem Bahnhof sicher."  
      Wir hatten beschlossen, in Zukunft bei der Ankunft in Städten unsere Waffen und unser Gepäck auf dem Bahnhof zu lassen, bis wir ein Quartier gefunden hatten, in das wir die Sachen holen konnten. Es erregte stets Aufsehen, das uns nicht angenehm war, wenn wir schwerbewaffnet durch die friedlichen Straßen gingen, obgleich wir vom Gouverneur jeder britisch-indischen Präsidentschaft die schriftliche Erlaubnis hatten, Waffen zu tragen und — auch zu benutzen.  
      In der rechten Hüfttasche trugen Rolf und ich eine kleine Selbstladepistole, die wir uns in Kalkutta gekauft hatten. Es waren vorzügliche Waffen, mit denen wir uns auf der Fahrt nach Gaya aus dem
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