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The Forest - Wald der tausend Augen

Titel: The Forest - Wald der tausend Augen
Autoren: Carrie Ryan
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Anstrengung zu groß gewesen.
    Ich gehe einen Schritt weiter, bin mir nicht sicher, was ich da sehe, ob meine Augen mich nicht täuschen. Ich höre Harry atmen, ganz schnell, denn er ist den ganzen Weg hierher gerannt.
    Ich falle auf die Knie, ein spitzer Stein bohrt sich in mein Fleisch, und ein kleines Rinnsal Blut mischt sich mit dem Regen, der mein Schienbein runterläuft.
    Da ist das Ende des Zaunes. Das Ende des Pfades. Dahinter ist nur noch der Wald.Wieder eine Sackgasse.
    Ich lasse die Schultern hängen, meine Finger sinken in den Matsch.
    »Tut mir leid, Mary«, sagt Jed. Denn er weiß, dass dies meine Hoffnung war.

    »Ich glaub, wir warten, bis es aufgehört hat zu regnen. Das Feuer ist dann hoffentlich gelöscht. Und dann gehen wir zurück an die Stelle, wo der Pfad sich gabelt. Da schlagen wir einen anderen Weg ein.«
    Ich schüttele den Kopf, Wasser tropft von meinen Haarspitzen und den Ohren.
    »Das war der Pfad«, sage ich. Meine Stimme ist nicht viel lauter als ein Flüstern.
    »Wir finden einen anderen«, sagt Harry, der mich beruhigen, der mich aufmuntern will. Aber das hilft nichts.
    Ich habe so fest daran geglaubt, dass dies der richtige Pfad ist. Der, der mich aus dem Wald hinaus ans Meer führt.
    »Vielleicht …«, sage ich, richte mich auf und zucke zusammen, weil der Schmerz vom Knie mir durchs Bein fährt.
    »Mach jetzt keine Dummheiten, Mary«, sagt Harry. »Das ist einfach nur wieder mal eine Sackgasse. Es ist nicht die erste und zweifellos auch nicht die letzte. Dieser Pfad war nichts Besonderes. Die anderen auch nicht.«
    Wieder schüttele ich den Kopf. Etwas ist anders an diesem Pfad – irgendwie unterscheidet sich diese Sackgasse von den anderen.
    Mit den Fingern taste ich über den Rand des Zaunes, bis ich das Metallschild finde. »Das ist ein Tor«, sage ich, über uns knallt der Donner. Ich drehe mich zu Harry und Jed um, deren Gestalten vom dichten Regen verhüllt sind.
    »Das ist ein Tor!«, brülle ich, taste nach dem Metallschild
und den Buchstaben, drehe es, damit ich lesen kann, was draufsteht: I, Nummer eins. Dies ist das erste Tor.
    Sie schauen einander an, dann kommen sie zu mir.
    »Aber hinter dem Tor gehen die Zäune nicht weiter«, sagt Harry. »Es führt einfach in den Wald hinaus – warum sollte hier ein Tor sein, wenn dies das Ende des Pfades ist?«
    Mein Herz hämmert in meiner Brust, so stark, dass ich im selben Rhythmus keuche. Wenn dies das erste Tor ist, dann muss es der Anfang und das Ende sein.
    »Weil wir in den Wald hinausgehen sollen«, sage ich. Meine Gewissheit wächst mit jedem Herzschlag.
    Aber Harry lacht nur. »Lächerlich«, sagt er. Und dann sieht er mein Gesicht. Sieht, wie ich den Wald hinter den Zäunen taxiere. Er packt mich an den Schultern. »Das glaubst du doch nicht ernsthaft, oder?«
    Meine Atemzüge kommen jetzt ganz hastig und ich nicke.
    In diesem Augenblick greift Jed ein. »Mary, das kann doch nicht dein Ernst sein!« Er zieht mich von Harry weg. »Warum sollte irgendjemand erwarten, dass einer da rausgeht?«, sagt er und weist mit der Hand auf den Wald.
    »Das weiß ich nicht«, sage ich. »Aber es spielt keine Rolle. Das ist das Tor, das uns zum Meer führt. Am Ende des Waldes.« Ich zeige auf das Metallschildchen. »Das ist mit der Nummer eins gekennzeichnet. Die Buchstaben entsprechen Zahlen, und dies hier ist das erste Tor. Das muss der Weg sein.«

    Als Harry das hört, wirft er die Hände in die Luft und dreht sich um. Mit den Fingern massiert er seine Schläfen, als könnte ihm das helfen, seinen offensichtlichen Ärger im Zaum zu halten.
    »Mary«, sagt er. Er dreht sich um und legt mir die Hand auf die Wange, sie rutscht an meinem Gesicht herunter, das glatt ist vom Regen.
    Dann nimmt er meine Hände. Ich schaue auf unsere miteinander verflochtenen Finger, mich erinnert das an den Tag am Fluss, als alles angefangen hat.
    Als wir uns im Bach unter Wasser an den Händen hielten und er mich bat, die Seine zu werden. Plötzlich kann ich ermessen, wie viel Schmerz ich ihm seitdem zugefügt habe. Den Verrat, die Unsicherheit.
    »Es tut mir leid«, sage ich zu ihm. Während ich spreche, tropft mir der Regen in den Mund. »Mir tut das alles so leid.«
    Er legt den Kopf schräg. »Warum denn?«, fragt er.
    »Du wärst mir ein guter Ehemann gewesen«, sage ich.
    Ihm geht auf, dass ich vorhabe, durch das Tor zu gehen und ihn zu verlassen, und er packt meine Hand fester. »Ich habe dich immer gern gehabt, Mary.«
    Da lächele ich, nur
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