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Die Knickerbocker Bande 01 - Rätsel um das Schneemonster

Die Knickerbocker Bande 01 - Rätsel um das Schneemonster

Titel: Die Knickerbocker Bande 01 - Rätsel um das Schneemonster
Autoren: Thomas Brezina
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Das Schneemonster taucht auf
     
    Der Wind pfiff um die eiserne Wetterfahne auf der Bergstation der Hahnenkammbahn. Die Schneeflocken zischten wie winzige Pfeile aus Eis durch die Luft.
    Ganz plötzlich und völlig überraschend war gegen drei Uhr Nachmittag aus einem harmlosen Schneegestöber ein grimmiger Schneesturm geworden.
    Lässig holte der Skilehrer Sepp Stürzel ein knallrotes, gestricktes Stirnband aus der Tasche seines Anoraks und zog es über seine Ohren. Danach fischte er unter dem Kragen einen kleinen, Schaumgummiüberzogenen Knopf hervor. Er war durch ein Kabel mit seinem Walkman verbunden.
    Reicht völlig, wenn ich mit einem Ohr das Gekreische dieser Mrs. Silverspoon höre, dachte sich Sepp und drehte den Lautstärkeknopf bis zum Anschlag auf. Während ihm Madonna ihr »Who's that girl?« in den Gehörgang säuselte, putzte er gemächlich seine Skibrille. Danach warf er einen Blick in die Richtung, wo er Mrs. Silverspoon zuletzt gesehen hatte. Die rundliche Amerikanerin hatte sich nämlich an einen Wegweiser geklammert und »Ich keinen Schritt weiter!« gejammert.
    »Sie sollen auch nicht Schritte machen, sondern fahren. Auf den beiden Brettern, die Sie sich auf die Füße geschnallt haben. Man nennt diese langen Dinger auch Ski!« lautete Sepps Kommentar dazu. Ungerührt war er dann mit einigen Schwüngen langsam ein Stück vorgerutscht. Eigentlich sollte ihm Mrs. Silverspoon nachkommen, doch sie dachte nicht daran. Die schrullige Lady aus Amerika schlang ihre Arme noch fester um den Holzpflock mit den Richtungstafeln. Sie hatte beschlossen, hier stehenzubleiben, bis sich der Schneesturm wieder legte.
    Sepp Stürzel holte tief Luft und schnaufte verzweifelt. So etwas war ihm in den vergangenen sieben Jahren noch nie untergekommen. So lange arbeitete er nämlich schon Winter für Winter in Kitzbühel als Skilehrer. Diese Mrs. Silverspoon zog ihm wirklich den letzten Nerv.
    Sie hatte ihn zu Mittag in einer Imbissstube im Tal angesprochen. »Ich wünschen nur eine Sache, bevor fliege zurück in die United States. Fahren hinunter the famous ›Flecken-Abfahrt‹, wo immer stattfindet Rennen,« hatte sie geflötet.
    Zuerst verstand Sepp nicht, was sie wollte. Doch schließlich fiel ihm ein, dass sie nur die »Streif« meinen konnte. Über die Hänge dieser weltbekannten Abfahrt rasen jedes Jahr die Rennläufer aus aller Welt beim Hahnenkamm-Rennen. Dabei erreichen sie Spitzengeschwindigkeiten von hundert Stundenkilometern und mehr.
    »Die echte Rennstrecke der Streif ist für normale Skifahrer gar nicht zugänglich«, hatte er der Amerikanerin erklärt, die ihn mit großen, blauen Kalbsaugen anblickte. »Die übrigen Hänge können Sie fahren. Das heißt natürlich, wenn Ihr Können dazu ausreicht.«
    »Ich schaffen leicht«, hatte Mrs. Silverspoon gerufen. Dabei klimperte sie mit ihren langen, aufgeklebten Wimpern. »Ich nur brauchen eine good guide. Sie müssen mir zeigen die Strecke. Ich wollen erzählen das unbedingt meine Freundinnen in Amerika.« Mit diesen Worten hatte die kleine, energische Dame zwei Tausend-SchillingScheine aus der Tasche ihres giftgrünen Skianzuges gezogen und Sepp unter die Nase gehalten. Da der Skilehrer stets knapp bei Kasse war und überdies seinen freien Nachmittag hatte, sagte er ja.
    Das habe ich davon, dachte er sich nun auf der Piste und war böse auf sich selbst. Mittlerweile war das Schneegestöber so dicht, dass er nur noch weiß sah. Keine Spur von Mrs. Silverspoon oder dem Pistenwegweiser.
    Die Lady aus Amerika schaffte mit Mühe und Not gerade den Babyhang. Es war unverzeihlich, dass er sich nicht gleich von ihrem Können überzeugt hatte.
    Ich gehe jetzt zu ihr, schnapp sie und schnall ihr die Ski ab, beschloss er. Und dann stapfen wir zurück zur Bergstation der Gondelbahn. Sie kann höchstens ein paar hundert Meter entfernt sein. Bei diesem unwirtlichen Wetter machen selbst erfahrene und geübte Skifahrer kehrt.
    Gerade als er die ersten Treppenschritte bergauf machte, hörte er ein Dröhnen über seinem Kopf. Er schaute in die Höhe, konnte aber im dichten Schneetreiben nichts erkennen. Das Dröhnen wurde lauter und kam näher und näher. Sepp hatte das Gefühl, dass die Piste unter seinen Skiern bebte. Er gehörte sonst nicht zu den Schreckhaften oder Furchtsamen, doch nun zog auch er den Kopf ein. Was war das? Woher kam dieses seltsame Donnern? Er hatte es schon einmal irgendwo gehört. Doch im Heulen des Sturmes konnte er es nicht erkennen.
    Ein schriller,
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