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Teuflische Kuesse

Teuflische Kuesse

Titel: Teuflische Kuesse
Autoren: Teresa Medeiros
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dich hinführen wird, wisse, dass ich dir folgen werde. Und
sollte mir das doch nicht möglich sein, will ich dir an meiner statt einen von
Gottes Engeln schicken.
    Sterling musste unwillkürlich lachen. »Das
hast du doch schon, Mama, mir einen Engel geschickt. Einen Racheengel.«
    So gut,
wie es in meiner Macht steht, will ich dafür Sorge tragen, dass du nie allein
sein musst. Nicht in diesem Leben und auch nicht im nächsten. Meine Hände mögen
zittern, aber mein Herz ist standhaft. Und dieses Herz ist es auch, mit dem ich
dir dieses letzte Versprechen gebe – ein Versprechen, das ich eine Ewigkeit
lang zu halten mich mühen werde.
    Für
immer deine dich liebende Mutter
    Eleanor
Harlow
    Sterling fuhr mit der Fingerspitze über die
zittrige Unterschrift. Sie schien ihm ein klein wenig verschmiert, als sei
eine Träne darauf gefallen und hastig mit Löschpapier weggetupft worden.
    »Du hast
versucht, dein Versprechen zu halten, nicht wahr?«, flüsterte er.
    Laura hatte
sich geirrt. Er hatte seiner Mutter nicht das Herz gebrochen. Am Ende war ihr
Herz stark und wahrhaftig genug gewesen, all die grausamen Enttäuschungen zu
überstehen, die das Leben ihr bereitete – sogar seine Gleichgültigkeit.
    Er faltete
den Briefbogen sorgsam zusammen, legte ihn zur Seite, bückte sich und öffnete
langsam die Schublade. Er zögerte einen Augenblick lang, dann nahm er den
obersten Brief vom Stapel, brach das wächserne Siegel, lehnte sich im Sessel
zurück und fing an zu lesen.
    Als der
Duke of Devonbrooke
am nächsten Morgen aus dem Studierzimmer stürmte, rannte er auf der Stelle ein
sommersprossiges Dienstmädchen um. Das Mädchen fiel auf den Hintern, stieß
einen schrillen Schrei aus und ließ ihren Mopp fallen. »Du meine Güte, Euer
Gnaden, es tut mir ja so Leid. Ich wusste nicht, dass Sie da drin sind.«
    Sie mühte
sich vergeblich, auf die Füße zu kommen. Sterling nahm sie am Arm und zog sie
hoch. »Kein Grund, sich zu entschuldigen, meine Liebe. Ich war der
ungeschickte Tölpel, nicht du.« Er warf ihr den Mopp zu und hastete weiter. Als
er kurz über die Schulter zurückblickte, sah er das Mädchen ihm fassungslos
hinterherglotzen.
    Sterling
konnte es ihr nicht zum Vorwurf machen. Er trug zwar immer noch die förmlichen
Sachen vom Abend zuvor, doch er war völlig derangiert. Sein Halstuch baumelte
lose herum, des Fracks hatte er sich gänzlich entledigt. Er war sich
unablässig mit den Fingern durchs Haar gefahren, was die widerspenstigen Locken
nur noch mehr zerzaust hatte. Doch was einen wirklich aus der Fassung bringen
konnte, war dieses Grinsen. Ein Grinsen, dem er einfach nicht Herr wurde, wie
sehr er sich auch mühte. Wochenlang hatte er Trübsal geblasen, und ein
finsteres Stirnrunzeln war sein einziges Mienenspiel gewesen. War es da
verwunderlich, dass das arme Mädchen glauben musste, er habe den Verstand verloren?
    Obwohl es
schon mitten am Vormittag war, lag die Eingangshalle ruhig und verlassen da –
genau wie damals, als sein Onkel noch gelebt hatte. Sterling war sich gar nicht
bewusst gewesen,
wie sehr er sich an das fröhliche Chaos gewöhnt hatte, das Lottie und Georges
zu produzieren pflegten, wenn sie miteinander stritten. Dazu Dowers Gefluche
und Cookie, die singend in der Küche herumfuhrwerkte. Sie schienen allesamt
noch in den Betten zu stecken, um die Folgen des Balls auszukurieren.
    Er war
schon halb die Treppe hinauf, da hörte er Addisons zackige Schritte über den
Marmorboden eilen. »Euer Gnaden!«, rief der Diener ihm mit ungewöhnlich
dringlichem Tonfall nach. »Ich habe etwas mit Ihnen zu bereden.«
    »Tut mir
Leid, Addison. Ich habe keine Sekunde mehr zu verlieren. Ich habe ohnehin schon
zu viel meiner kostbaren Zeit verloren.«
    »Aber,
Mylord, ich –«
    »Später«,
rief Sterling ihm fröhlich über die Schulter zu, während er oben am
Treppenabsatz zum Ostflügel abbog.
    Ein paar
Zeilen aus einem von Mutters Briefen gingen ihm nicht mehr aus dem Sinn:
    Meine
kleine Laura wird von Tag zu Tag entzückender, und dennoch ertappe ich mich
ständig dabei, wie ich mich um ihre Zukunft sorge. Ich fürchte, bloße
Zuneigung wird sie nicht zufrieden stellen. Sie hungert nach jener alles
verschlingenden Leidenschaft, die sich die meisten Frauen erträumen, aber
niemals erleben.
    Sterling war erstaunt, die Hunde rastlos vor
Lauras Zimmertür umherlaufen zu sehen. Als er näher kam, fing Caliban zu
winseln an, und Cerberus kratzte mit seiner mächtigen Pranke an der Tür.
    »Was ist
denn
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