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Teuflische Kuesse

Teuflische Kuesse

Titel: Teuflische Kuesse
Autoren: Teresa Medeiros
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unruhig
durch den Raum. Die Lampe trug nur wenig dazu bei, die drückende Dunkelheit zu
vertreiben.
    »Vielleicht
hat er irgendwo ein paar Kerzen«, murmelte sie vor sich hin.
    Sie tastete
auf den Bücherborden herum, förderte aber nur zwei Kerzenstummelchen und eine
leere Zunderbüchse zu Tage. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich an den
monströsen Schreibtisch heranzuwagen. Sie hatte sich eigentlich nur auf die
äußerste Kante des Drehsessels setzen wollen, aber dann sank sie doch tief in
Sterlings verführerischen, mit glattem Leder bezogenen Sessel.
    So fühlt
sich also ein Herzog, dachte sie und betrachtete das Zimmer aus einer völlig
neuen Perspektive.
    Vielleicht
sollte sie Sterling auf der anderen Seite des Schreibtischs Platz nehmen
lassen. Dann konnte sie sich zurücklehnen, sich eine Zigarre in den Mundwinkel
klemmen und ihm
erklären, dass sie genug hatte von seinen Launen und er ihr nun schlicht ihre
Idiotie verzeihen musste.
    Laura
lachte leise über ihre eigene Torheit und fing an, die Schubläden abzusuchen.
Schließlich blieb nur noch das linke, unterste Fach. Sie zog an dem Knauf aus
Mahagoni, aber die Lade steckte fest, als sei sie lange nicht mehr geöffnet
worden. Laura nahm die Lippen zwischen die Zähne und ruckelte mit aller Kraft.
    Das
Schubfach löste sich widerwillig und erfüllte den Raum mit dem unverkennbaren
Duft von Orangenblüten.

KAPITEL 27
    Ich bete
dafür, dass
Dein Herz mir einst vergeben wird ...
    Als
Sterling die Tür
des Studierzimmers öffnete, stand Laura hinterm Schreibtisch und drückte sich
eine ganz Hand voller Briefe an die Brust.
    Tränen
liefen ihr die Wangen hinunter. Sterling eilte besorgt auf sie zu. »Was ist
denn, Laura? Hat jemand etwas Schlimmes zu dir gesagt heute Abend? Wenn ja,
dann schwör ich dir, ich –«
    Bevor er
noch ganz bei ihr war, schlug sie ihn schon mit den Briefen auf die Brust. »Du
hast sie nicht einmal aufgemacht«, klagte sie, die Stimme zornig und tief. »Du
kennst keine einzige Zeile davon.«
    Sterling
blickte in ihre schmerzerfüllten Augen, eine tödliche Kälte schlich sich in
sein Herz. Er brauchte die Briefe nicht anzusehen, um zu wissen, welche es
waren. Er konnte es riechen.
    Er entwand
Laura sanft, aber bestimmt die Briefe seiner Mutter, warf sie in ihr Fach
zurück und schob die Schublade mit dem Fuß zu. »Sie hätte mir nichts mitteilen
können, das ich hätte lesen wollen.«
    »Woher
willst du das wissen, wenn du dich weigerst, ihre Briefe zu öffnen?« Bevor er
sie daran hindern konnte, riss Laura die Schublade erneut auf und holte einige
Briefe wieder heraus. Sie warf sie auf den Schreibtisch und machte weiter, bis
sie sich so hoch stapelten, dass sie auf den Boden zu rutschen begannen. »In
den letzten sechs Jahren ihres Lebens hatte diese Frau dir
jede Woche ihr Herz ausgeschüttet. Das Mindeste, was du tun konntest,
war, sie zu öffnen.«
    Sterling
fing an, wütend zu werden. »Ich wünsche diese Angelegenheit nicht mit dir zu
diskutieren, Laura. Jetzt nicht und auch in Zukunft nicht.«
    »Zu dumm
aber auch. Ich bin nämlich kein unerwünschtes Sendschreiben, das man in der
Schublade verstauen kann. Mich kannst du nicht verschwinden lassen,
indem du mich ignorierst. Wenn ich es nur gekonnt hätte! Dann hätte ich mich
in dem Moment, als wir dieses vermaledeite Haus betreten haben, in Luft
aufgelöst.« Laura riss mit heftig zitternder Hand einen der Briefe auf. »Mein
geliebter Junge«, fing sie zu lesen an.
    »Hör auf
damit, Laura. Du willst das doch gar nicht tun.«
    Sie warf
ihm einen trotzigen Blick zu. »Der Winter steht vor der Tür, und die Tage werden
kürzer. Doch ich beginne und beende einen jeden im Gedanken an dich. Ich frage
mich, wie du diese kühlen Herbsttage verbringst und ob du wohl glücklich
bist.«
    Sterling
setzte sich auf die Kante des Schreibtischs und verschränkte die Arme vor der
Brust. »Wenn mein Glück ihr so wichtig war, dann hätte sie nicht so gierig sein
sollen, mich an den Meistbietenden zu verkaufen.«
    Laura brach
das Siegel eines anderen Briefs auf. »Mein liebster Sterling, letzte Nacht
habe ich wieder von dir geträumt. Du warst nicht der kleine Junge, an den ich
mich erinnere, sondern ein erwachsener Mann, dessen beeindruckende Haltung und
feiner Charakter mein Herz mit Stolz erfüllten.«
    Er
schnaubte. »Ein Traum, fürwahr! Hätte sie die Wirklichkeit gekannt, sie wäre
aufs Äußerste enttäuscht gewesen.«
    Laura
schenkte ihm keine Beachtung und faltete den nächsten
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