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Teuflische Kuesse

Teuflische Kuesse

Titel: Teuflische Kuesse
Autoren: Teresa Medeiros
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ausstehen.«
    »Ich
bedaure unendlich, Euer Gnaden. Hätte ich das gewusst, hätte ich sie zu den
anderen Tieren in die Scheune gesperrt.« Sterlings Mutter murmelte unablässig
unbeholfene Abbitten, öffnete das Fenster und schubste Nellie unsanft in den
Garten hinaus.
    Sterling
wollte protestieren, doch des Herzogs eisiger Blick nahm ihn
ins Visier und ließ ihm die Zunge am Gaumen festfrieren.
    »Was für
ein Glück, dass Euer Gnaden gerade richtig zur Teestunde angekommen seid.« Ein
ängstliches Lächeln trat auf Mutters Lippen. »Ich habe die Köchin angewiesen,
eine Auswahl an Erfrischungen –«
    »Ich habe
keine Zeit für Lustbarkeit und Trödelei«, sagte der Herzog scharf und zermalmte
Mutters Lächeln. »Ich muss so schnell wie möglich nach London zurück. Ein Mann
in meiner Position hat wichtigere Geschäfte zu besorgen als dies hier.«
    Als der
Duke auf ihn zukam, begann Sterlings Nase zu jucken. Der alte Mann roch noch
unangenehmer, als er aussah – wie mottenzerfressene Unterwäsche, die
jahrhundertelang auf dem Speicher gelegen hatte.
    »Ist das
der Junge?«, kläffte er.
    Vater trat
an Mutters Seite und legte den Arm um sie. »Ja, Euer Gnaden. Das ist unser
Sterling.«
    Sterling
schreckte zurück, als der Herzog sich hinab beugte und sich sein Gesicht besah.
Die vernichtende Biegung seiner dünnen Unterlippe zeigte klar, dass ihn nicht
gerade erfreute, was er da sah. »Ein bisschen klein für sein Alter.«
    Papa lachte
eine Spur zu herzlich. »Er ist erst sieben, Mylord. Und ich selbst war auch
eine Art Spätentwickler.«
    Der Herzog
zog Sterling am Ohr, und Sterling war dankbar, dass er nicht vergessen hatte,
sich hinter den Ohren zu waschen. Bevor er sich noch von der Schmach erholt
hatte, zogen die knochigen Finger schon seine Unterlippe nach vorne, und der
Herzog begutachtete seine Zähne.
    Sterling
wich zurück und schaute den Herzog fassungslos an. Er hätte ihn am liebsten
gebissen, doch er fürchtete, der Alte könne noch schlechter schmecken, als er
roch.
    Mutter
gehorchte Vaters angelegentlichem Schubs und trat einen Schritt vor. »Er ist
ein folgsamer Junge, Mylord. Und er hat ein freundliches, freigebiges Herz. Ich
nenne ihn immer nur meinen kleinen Engel.«
    Der Herzog
machte schnaubend klar, dass er auf derartige Eigenschaften keinen größeren
Wert legte.
    Mutter
wrang mit den Händen ihren Rock. »Er ist aber auch teuflisch klug. Ich habe nie
einen jungen Burschen erlebt, der einen solchen Sinn für Buchstaben und Zahlen
gehabt hätte.«
    Der Duke
umkreiste Sterling, der sich vorkam wie ein saftiges Stück verdorbenen
Fleischs unter den hungrigen Augen eines Aasgeiers. Es war beängstigend still,
bis der Alte schließlich stehen blieb und auf den Absätzen wippte. »Ich habe
schon genug meiner wertvollen Zeit vergeudet. Er wird reichen müssen.«
    Mutters
Hand flog an ihren Mund. Vater machte ein erleichtertes Gesicht.
    Heiße
Verzweiflung ließ endlich Sterlings Zunge auftauen. »Reichen? Wem soll ich was
reichen? Ich versteh das nicht. Wovon redet er denn? Papa? Mama?«
    Papa
strahlte ihn an. »Wir haben eine wundervolle Überraschung für dich, Sohn. Dein
Onkel Granville hat großzügiger Weise zugestimmt, dich zu seinem Erben zu
machen. Du wirst jetzt sein kleiner Junge sein.«
    Sterling
schaute verstört zwischen seinen Eltern hin und her. »Ich will aber nicht sein kleiner Junge sein. Ich will euer kleiner Junge sein.«
    Das
gelbzahnige Lächeln seines Onkels war bedrohlicher als jeder finstere Blick.
»Er wird nicht lange irgendjemandes kleiner Junge sein. Ich halte nichts davon,
Kinder zu verhätscheln. Ich mache in null Komma nichts einen Mann aus ihm.«
    Sterlings
Vater schüttelte betrübt den Kopf. »Du musst wissen,
Sterling, Lord Devonbrookes Gemahlin ist in den Himmel gegangen.«
    »Um von ihm
wegzukommen?« Sterling sah seinen Onkel angriffslustig an.
    Sein Vater
zog drohend die Brauen zusammen. »Sie ist in den Himmel gegangen, weil sie
krank war. Unglücklicherweise ist sie gestorben, bevor sie ihm einen Sohn
schenken konnte. Er ist nicht mit einem eigenen kleinen Jungen gesegnet, so
wie wir.«
    »Diese
willensschwache Gans hat mich mit einer Tochter zurückgelassen«, geiferte der
Herzog. »Einer Tochter! Mir nützt der Fratz wenig, aber dir kann sie
Gesellschaft leisten.«
    »Hast du
das gehört, Sterling?« Mama klammerte sich mit weißen Fingerknöcheln an Papas
Hand. »Du wirst eine Schwester haben. Ist das nicht wunderbar? Und du wirst in
einer prächtigen
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