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Teuflische Kuesse

Teuflische Kuesse

Titel: Teuflische Kuesse
Autoren: Teresa Medeiros
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dass Lady Eleanor nicht gebilligt
hat, wie wählerisch du bist. Deshalb hat sie wahrscheinlich versucht, dich zum
Handeln zu zwingen.«
    »Tooley
Grantham ist der Gefräßigkeit verfallen.« Lottie zählte an dicklichen, kleinen
Fingern Lauras Vorbehalte gegenüber potenziellen Freiern ab. »Wesley Trumble
ist zu behaart. Huey Kleef schlürft beim Essen. Und Tom Dillmore hat ständig
kleine Dreckspuren in den Nackenfalten und hinter den Ohren.«
    Laura
schauderte. »Ihr wollt also, dass ich den Rest meines Lebens mit irgendeinem
ungeschlachten Bären von Mann verbringe, der keine Tischmanieren hat und einen
Abscheu vorm Baden.«
    »Es wäre
aber vielleicht besser, als ein Leben lang auf einen Mann zu warten, den es gar
nicht gibt«, sagte George finster.
    »Du weißt,
dass ich immer davon geträumt habe, einmal einen Mann zu heiraten, der Papas
Arbeit in der Pfarrgemeinde weiterführt. Die meisten Männer im Dorf können nicht
einmal lesen. Und lernen wollen sie es auch nicht.«
    Lottie
wickelte sich eine lange, goldene Locke um den Finger. »Wie schade, dass ich
nicht die ältere Schwester bin. Wäre natürlich ein großes Opfer, aber ich wäre
vollkommen willens, wegen des Geldes zu heiraten und nicht wegen der Liebe.
Dann könnte ich mich immer um George und dich kümmern. Und es würde mir auch
nicht schwer fallen, mir einen reichen Ehemann zu angeln. Aus mir wird nämlich
ganz die unvergleichliche Schönheit, müsst ihr wissen. Alle sagen das.«
    »Du bist
längst schon die unvergleichliche Ziege«, murmelte George. Er schaute Laura
anklagend an. »Du hättest früher sagen können, dass du einen Ehemann brauchst.
Solange noch Zeit war, einen zu finden, der deinen hohen Ansprüchen genügt.«
    Laura
plumpste auf die quietschende Ottomane und stützte das Kinn in die Hand.
»Woher sollte ich wissen, dass irgendjemand außer uns dieses
heruntergekommene, alte Haus haben will? Ich habe geglaubt, wir könnten hier
einfach so weiterleben, ohne dass irgendwer es bemerkt.«
    Unvergossene
Tränen brannten in ihren Augen. Das Sonnenlicht, das durch die Ostfenster
fiel, unterstrich nur noch die vornehme Schäbigkeit des Salons. Die
Petit-point-gestickten Rosen auf den Kissen der Polsterbank waren längst zu
wässrigem Rosa verblasst. Unansehnliche Schimmelflecken verunstalteten den
Stuckfries über der Tür, ein modriger Stapel ledergebundener Bücher
unterstützte das abgebrochene Bein des Pianoforte. Arden Manor mochte ein
heruntergekommenes Landhaus sein, nur noch der Schatten seines einstigen
Glanzes, aber den dreien war es ein Zuhause.
    Das einzige
Zuhause, das sie kannten, seit sie vor über sieben Jahren ihre Eltern verloren
hatten.
    Laura
begriff langsam, dass die niedergeschlagenen Mienen ihrer Geschwister ihrer
eigenen glichen. Sie erhob sich und zwang sich zu lächeln. »Kein Grund, so
lange Gesichter zu machen. Wir haben noch einen ganzen Monat Zeit, bis dieser
teuflische Lord hier ankommt.«
    »Aber wir
haben nur noch ein bisschen mehr als drei Wochen bis zu deinem Geburtstag«,
erinnerte sie George.
    Laura
nickte. »Ich gebe zu, die Lage scheint hoffnungslos zu sein, aber wir müssen
immer daran denken, was Papa uns gelehrt hat – beten und beharrlich sein, dann
beschenkt uns der liebe Gott.«
    »Und worum sollen
wir Ihn bitten?«, fragte Lottie eifrig und sprang auf.
    Laura sann
lange über die Antwort nach, ihr gottesfürchtiges Wesen im Widerstreit mit den
entschlossen leuchtenden Augen. »Um einen Mann.«

KAPITEL 2
    Es
scheint mir Ewigkeiten her zu sein, dass ich dein süßes Gesicht zum letzten Mal sah ...
    Sterling Harlow war auf dem Weg nach Hause.
    Als er
diesen Morgen Thanes Stallburschen herbeizitiert hatte, um das Pferd zu
satteln, hätte er geschworen, dass er einfach nur im Hyde Park ausreiten
würde. Er hatte wirklich geglaubt, nichts Dringlicheres im Sinn zu haben als
ein beiläufiges Lächeln, ein kurzes Tippen an den Hut beim Flirt mit den
Damen, die ihm unterwegs ins Auge fielen. Dem würde, wie immer, ein herzhafter
Lunch folgen, ein nachmittägliches Nickerchen und eine Nacht an den
Spieltischen bei Whites oder Watiers.
    Was keine
Erklärung dafür war, dass er sein Pferd in einen fiebrigen, kurzen Galopp
getrieben und die überfüllten Gassen Londons hinter sich gelassen hatte. Nun
befand er sich auf einer offenen Landstraße.
    Hecken und
steinerne Mauern flogen vorbei, rahmten das satte Grün der wogenden Wiesen. Der
Sommerhimmel war von blendendem Blau, die Wolken grasten wie
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