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Teuflische Kuesse

Teuflische Kuesse

Titel: Teuflische Kuesse
Autoren: Teresa Medeiros
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Eichenwald zu durchqueren, der an die westliche
Ecke des Anwesens grenzte.
    Ein Lächeln
verbog ihm die Lippen, als er sich dem alten Wald näherte. Als Junge hatte er
sich ausgemalt, der Wald sei verzaubert, Heimat ganzer Unmengen von Kobolden
und Waldgeistern, die ihm Böses wollten. In der Hoffnung, seine Angst werde ihn
daran hindern, in das reißende Flüsschen oder die felsige Schlucht zu stürzen,
hatte seine Mutter wenig dazu getan, seine Phantasie zu zerstreuen. Sein
Lächeln schwand. Am Ende hatte sie ihn einem Monster übergeben, das
schrecklicher war als alles, was er sich vorgestellt hatte.
    Der Forst
war düsterer, als er ihn in Erinnerung gehabt hatte.
    Ein dichtes
Blätterdach schirmte die Sonne ab und hieß die Schatten willkommen. Sterling
hatte Schwierigkeiten, sich an das urzeitliche Dunkel zu gewöhnen. Wie sehr er
sich auch auf den Pfad vor sich konzentrierte, aus den Augenwinkeln sah er
seltsame Bewegungen flackern. Doch wenn er sich umdrehte, war alles wieder unheimlich
still wie die Ruhe vor dem Sturm.
    Ohne
Vorwarnung erhob sich ein Vogel aus einem verschlungenen Weißdorn. Sein Pferd
scheute nervös und hätte ihn beinahe abgeworfen.
    »Ruhig,
altes Mädchen«, murmelte er und lehnte sich vor, um der Stute den Hals zu streicheln.
    Er hatte
die letzten zehn Jahre damit verbracht, in die Kanonenmündungen vieler
Wahnsinniger zu schauen. Lächerlich, wie dieser verlassene Wald ihm zusetzte.
Er hätte nicht an diesen verwünschten Ort zurückkehren sollen. Er hätte Diana
anweisen sollen, dieser scheinheiligen Miss Fairleigh das Haus zu geben – und
seinen Segen dazu.
    Er brachte
die zitternde Stute zum Stehen und versuchte, seine eigenen, tückischen Gefühle
zu zügeln. Er mochte zum Haus seiner Kindertage zurückkehren, aber er war kein
kleiner Junge mehr. Er war Sterling Harlow, der siebte Herzog von Devonbrooke
und bald auch Hausherr auf Arden Manor.
    Sterling
spannte die Oberschenkel an und zog zackig an den Zügeln. Die Stute reagierte
mit flottem Tempo und ließ sich durchs Labyrinth der Bäume lenken.
    Er lehnte
sich tief auf ihren Hals, um den herunterhängenden Zweigen zu entgehen,
entschlossen, den Wald und all seine Ängste ein für alle Mal hinter sich zu
lassen. Nicht lange, und der Baumbestand lichtete sich. Sonnenlicht fiel durch
den Spitzenbaldachin der Blätter und vergoldete die Luft mit dem Versprechen
der Freiheit.
    Ein
Versprechen, das die enge, zerklüftete Schlucht brach, die sich vor ihm im
Erdreich auftat und ihn zu verschlucken drohte.
    Sterling
weigerte sich, in Panik zu verfallen. Die Stute hatte bei der Fuchsjagd auf
Thanes Landsitz doppelt so weite Sprünge über dreimal so tiefe Schluchten
bewältigt. Er vertraute ihr.
    Bis sie die
Vorderhufe in die Erde grub, schrill wieherte und ihn davon in Kenntnis setzte,
dass er diesen besonderen Sprung alleine machen würde. Er sauste über den Kopf
des Pferdes und verlor die Zügel. Ungefähr eine Viertelsekunde lang war er
dankbar, dass der Boden mit Laub gepolstert war, dann sah er die riesige Eiche,
die ihm im Weg stand. Das Letzte, was er hörte, war der dumpfe Schlag seines
Kopfs, der den Baumstamm traf.
    Laura hatte den alten Eichenwald immer
geliebt.
    Sie liebte
seine Wildnis, sein Dunkel und die heidnischen Vergnügungen, die er kühn
verhieß. Sie kannte jeden Felsen und jeden Schlupfwinkel, seit sie ein kleines
Kind gewesen war, doch sie redete sich immer noch ein, sich in seinem schattigen
Labyrinth verlaufen zu können. Es verschaffte ihr den köstlichen Kitzel der
Gefahr, der ihrem gesetzten Leben so schmerzlich fehlte.
    Als Kind
hatte sie wirklich geglaubt, eines Tages einem verhutzelten Kobold zu
begegnen, der auf einem Giftpilz saß, oder zwischen den glitzernden Farnen eine
Elfe zu entdecken. Als junges Mädchen hatte sie sich vorgestellt, das gespenstische
Donnern von Pferdehufen zu hören, sich umzudrehen und einen verwegenen Ritter
auf einem strahlend weißen Schlachtross zwischen den Bäumen hervorgaloppieren
zu sehen.
    Der Wald
war ein verzauberter Ort, wo sogar die verwaiste Tochter eines Geistlichen
träumen durfte.
    Laura sank
im weichen Lehm zwischen den Wurzeln ihrer Lieblingseiche auf die Knie. Heute
war sie nicht zum Träumen in den Wald gekommen. Sie war gekommen, um einen
alten Freund um einen Gefallen zu bitten.
    Sie machte
die Augen zu, senkte den Kopf und faltete die Hände, so wie Mama und Papa es
ihr beigebracht hatten. »Hm, lieber Gott? Es tut mir sehr Leid, Dich zu stören.
Vor
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