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Blinder Hass

Titel: Blinder Hass
Autoren: John Sandford
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EINS
    Sechs Müllsäcke voller Rotzedernspäne, jeweils zwei Stück für einen Dollar, um Mitternacht in der Selbstbedienungshalle von Dunstead & Daughter gekauft - Ihre Adresse für spezialgefertigte Möbel seit 1986. Keine Kameras, kein helles Licht, kein Verkäufer, kein Diebstahl, kein Problem.
    Moonie stapelte die Säcke im Keller. Aus den Ohrstöpseln des iPod dröhnte Cross Canadian Ragweed, die von toten roten Lippen sangen. Die Stöpsel raus aus den Ohren und die Treppe hinauf zu dem alten Mann, der mit dem Gesicht nach unten auf dem Teppich lag, zitternd um sich trat, schrie und versuchte, sich zu befreien. Er war mit einem billigen Hanfseil gefesselt, doch das spielte keine Rolle. Der Mann war so alt und schwach, dass auch eine dünne Kordel gereicht hätte.
    »Bitte«, stöhnte er, »tu mir nicht weh.«
    Moonie lachte, ein lang gezogenes, singendes Rock-’n’-Roll-Lachen. »Ich werde dir nicht wehtun . Ich werde dich töten .«
    »Was willst du? Ich kann dir sagen, wo das Geld ist.«
    »Ich will kein Geld. Ich habe, was ich will.« Moonie packte das Seil zwischen den Füßen des alten Mannes und zog ihn zur Kellertreppe und dann die Treppe hinunter. Das Gesicht des alten Mannes knallte auf jede Stufe.
    »O lieber Jesus, hilf mir«, sagte der alte Mann weinend mit seinen blutigen Lippen, seinem zerschundenen Gesicht. »Hilf mir, Jesus.«
    Rums! Rums! Rums! Neun Mal.
    »Jesus wird dir nicht helfen«, sagte Moonie.
    Der alte Mann nahm kurz all seine Kraft zusammen. »Er kann dich zur Hölle schicken«, sagte er knurrend.
    »Was glaubst du denn, wo ich bin, alter Mann?«
    »Du …«
    »Halt die Klappe. Ich arbeite.«
     
    Den alten Mann auf die Müllsäcke zu kriegen, war das Schwierigste. Moonie wuchtete zunächst seinen Oberkörper mit dem Gesicht nach unten auf den obersten Sack und hob anschließend die Füße hoch. Der alte Mann war groß, aber gebrechlich. Er war zweiundachtzig, hatte zuletzt die meiste Zeit herumgesessen und war halb senil, allerdings nicht so senil, dass er nicht begriff, was in diesem Augenblick passierte. Er versank in den Säcken mit den Holzspänen und schlug um sich. Fast wäre es ihm gelungen, von dem Haufen herunterzukommen, doch dann sank er immer tiefer, schlug noch ein bisschen um sich und gab schließlich auf. Holzspäne erzeugten das stärkste Feuer und hinterließen keine offenkundigen Rückstände. Das behaupteten jedenfalls die Brandstiftungsfreaks im Internet.
    Moonie schnappte sich den ersten Zwanzigliterkanister Benzin und kippte ihn im Keller aus, um die Säcke herum, über den alten Mann, die unbenutzten Vorratsregale aus Holz, die selten benutzte Werkbank, den Stapel alter hölzerner Liegestühle und dann die Treppenstufen hinauf. Der alte Mann begann wieder um sich zu schlagen und zu stöhnen. »Bitte …«
    Die ersten Spritzer Benzin rochen gut, doch auf so engem Raum wurden die Dämpfe von zwanzig Litern Benzin schon bald ziemlich heftig.
    »Stirb mir nicht zu früh. Warte auf das Feuer«, rief Moonie, ging rückwärts die Treppe hinauf und goss Benzin über die Stufen. Der zweite Kanister wurde im Erdgeschoss etwas sorgfältiger verschüttet, über die Perserteppiche, um die Beine des Steinway-Flügels herum und in die Schränke. Als zwei Drittel davon verbraucht waren, ging Moonie in die Küche zurück, wo der erste, nun leere Kanister stand. Moonie würde die Kanister mitnehmen. Es hatte schließlich keinen Sinn, so offen auf die Brandstiftung hinzuweisen, auch wenn die Polizei das sicher bald herausfinden würde.
    Heftiger Regen peitschte gegen die Küchenfenster. Am liebsten hätte Moonie eine Benzinspur über den Hof gelegt und sie aus einem gewissen Abstand vom Haus angezündet. Doch bei dem Regen würde das schwierig werden. Der Regen würde das Benzin so schnell wegspülen, wie man es auskippte. Also würde er es drinnen machen müssen. Ein kleines Risiko … die Dämpfe, die in jeden Winkel krochen, könnten unbemerkt um die Füße des Killers wabern.
    An der Küchentür kippte Moonie das restliche Benzin aus, hielt inne und warf einen letzten Blick ins Haus. Es war riesig und teuer gewesen, doch völlig heruntergekommen. Der alte Mann hatte eine Haushälterin, die zweimal die Woche kam, ein bisschen spülte und ein paar Sachen wusch. Aber sie machte keine Tischler-, Elektro- oder Klempnerarbeiten, und die alle hatte das Haus dringend nötig. Außerdem hätte es einen Kammerjäger für ein größeres Spektrum an Viechern gebraucht. Im Keller gab es
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