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Geliebtes Monster

Geliebtes Monster

Titel: Geliebtes Monster
Autoren: Jason Dark
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Blut!
    Die meisten Menschen mögen es nicht. Gehen ihm aus dem Weg, wenn eben möglich.
    Auch Mehmet mochte kein Blut, obwohl er tagtäglich damit zu tun hatte.
    Mal acht Stunden, mal zehn oder zwölf, denn Mehmet arbeitete im Schlachthof, trotzdem war er froh, überhaupt einen Job zu haben. Um ihn nicht zu verlieren, hatte er keinem Kollegen je von seiner Aversion erzählt.
    Mehmet wühlte in den Resten und Eingeweiden herum, die entsorgt werden mußten, dabei trug er natürlich lange Gummihandschuhe. Er gehörte nicht zu den Schlächtern, die die Tiere zerteilten oder ausnahmen. Er war der Mann für die widerlichen, oft dampfenden und stinkenden Reste, die er in die fahrbaren Kübel aus Metall schleuderte, um sie anschließend auf den Hof zu fahren.
    Zu Beginn dieses Jobs hatte er noch mit Mundschutz gearbeitet. Das war vorbei, denn der Mensch gewöhnt sich an alles. Sogar die Mitglieder seiner Familie verzogen nicht mehr die Gesichter, wenn er von der Arbeit nach Hause kam. Außerdem brachte er des öfteren Fleisch mit, natürlich auch vom Rind, aber um BSE kümmerte sich hier keiner. Selbst Mehmet dachte nicht daran, wenn er das Fleisch briet. Er war sowieso froh, daß das Theater um die Krankheit abgeflacht war, denn finanziell hatte er Einbußen erlitten. Die Firma hatte sich auch umgestellt. Man schlachtete mehr Schafe und Schweine. Das Geschäft lief wieder an, wenn auch ohne Überstunden.
    Man arbeitete hier in zwei Schichten. Früher waren es drei gewesen, aber das war vorbei. Und Mehmet war für die zweite Schicht eingeteilt.
    Wenn er nach Hause kam, war es meist schon dunkel.
    Wieviel Abfälle Mehmet schon in die Container geworfen hatte, daran dachte er nie. Oft genug sah er sich dieses blutige Zeug überhaupt nicht mehr an. Er kippte es weg und war mit seinen Gedanken immer bei den Weibern.
    Ja, Frauen mochte er. Mehmet war ein scharfer Hund, der beinahe jedem Rock nachlief. Hin und wieder hatte er Glück. Da fand er dann eine Frau, die auf einen bulligen Mann mit Halbglatze und Sichelbart stand, der zwar erst fünfundzwanzig war, aber zehn Jahre älter aussah.
    Die Frauen waren stets willig gewesen, und er liebte sie auch im Freien.
    Auf dem Hof, wo das Fleisch in die Kühlwagen geladen wurde, brannten die starken Lampen und schickten das Licht bis in jeden Winkel hinein.
    Auf dem glatten Untergrund wirkte es manchmal wie ein dunkler Spiegel, der in eine geheimnisvolle Tiefe zu locken schien, aber so dachten nur Menschen mit viel Phantasie, und dazu gehörte Mehmet nicht.
    Er ging seinem Job nach. Er ließ sich durch nichts stören. Der Meister war mit ihm zufrieden, und als Mehmet die Sirene hörte, da freute er sich auf den Feierabend.
    Noch die letzte Fuhre wegschaffen, dann konnte er Schluß machen. Auf dem Fließband rollten die letzten Eingeweide an, bedeckt von einer rotwäßrigen Blutsoße.
    Der geflieste Boden sah nicht anders aus. Viele kleinere Teile fielen neben das Band oder den Karren und machten die Fliesen glitschig. Die Arbeiter in ihren grobstolligen Stiefeln hätte das nicht gestört, doch aus Hygienegründen mußte der Boden regelmäßig mit kochendheißem Wasser gesäubert und desinfiziert werden.
    Das Band stoppte, als die Kiste mit Eingeweiden vor Mehmet hielt. Er schaute hinein. Ein flüchtiges Lächeln huschte über sein Gesicht, als er sah, daß die Kiste nur halbvoll war. Das ließ sich zum Feierabend noch ertragen.
    Der Wagen hinter ihm war sogar fast leer. Auch dieser Rest paßte hinein.
    Mehmet wischte seine behandschuhten Hände an der Lackschürze ab, obwohl dies gar nicht nötig gewesen wäre, dann wuchtete er die Kiste hoch, drehte sich und schleuderte den Inhalt in den Karren.
    Er stellte die leere Kiste wieder auf das Band, schaltete es ein und schaute für einige Sekunden versonnen zu, wie sie weiterfuhr. Hinter der Kurve verschwand sie wieder durch den Spalt zwischen den beiden Gummiwulsten.
    Er hörte das Husten. Hinter ihm stand der Greis. Sie nannten ihn so, weil er schon pensioniert war, aber jeden Abend zum Großreinemachen kam.
    Den Wasserschlauch hielt er schon in den Händen.
    »Soll ich dich wegspritzen, Mehmet?« fragte der grinsende Greis.
    »Untersteh dich.«
    »Dann hau ab. Du hast Feierabend.« Der Greis grinste zahnlos. »Los, verschwinde, ich will auch früh weg!«
    »Wer wartet denn schon auf dich?«
    »Ein alter Kumpel. Wir gehen heute saufen.«
    Mehmet lachte. »Aber reißt keine Weiber auf, sonst ergeht es euch schlecht.«
    »Was weißt du denn
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