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Teuflische Kuesse

Teuflische Kuesse

Titel: Teuflische Kuesse
Autoren: Teresa Medeiros
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einer Männerstimme.
    Sterling
war zu perplex, um noch groß nachzudenken. Er trat einfach mit dem Fuß die Tür
ein.
    Diana
schoss aus den Kissen hoch und zerrte sich das Laken über die Brust hoch. Das
braune Haar fiel ihr offen um die blassen Schultern. »Wie nachlässig von mir«,
sagte sie säuerlich, aber höflich. »Ich habe anscheinend dein Klopfen überhört.«
    Direkt
neben dem Bett konnte ein wild dreinschauender Thane sich nicht recht
entscheiden, ob er sich unter den Laken verstecken sollte oder lieber gleich
zum Fenster hinausspringen. »Bist du bewaffnet?«, fragte er schließlich.
    »Im
Augenblick nicht«, knurrte Sterling. »Aber ich kann nach Addison läuten, damit
er mir meine Pistolen bringt. Falls du das für erforderlich hältst.«
    Thane hob
beschwichtigend die Hand. »Immer mit der Ruhe. Es gibt keinen Grund, mich zu
fordern. Ich kann dir versichern, meine Absichten, deine Cousine betreffend,
sind zur Gänze ehrenhaft.«
    Sterling
betrachtete die kreuz und quer auf dem Boden verstreuten Kleider, die
zerwühlten Laken und die beredte Röte auf den Wangen seiner Cousine. »Ja, das
sehe ich.«
    »Ich habe versucht,
ihn dazu zu bringen, mit mir nach Gretna Green durchzubrennen«, gestand Diana
und lehnte sich mit katzenhaftem Lächeln in die Kissen.
    »Ich will
nichts davon hören!« Thane war so außer sich, dass er Sterling ganz zu
vergessen schien. »Nach all den Jahren, die du mich hast warten lassen,
schuldest du mir eine richtige Hochzeit! Ich will, dass jedes Lästermaul und
jede Klatschtante in ganz London erfährt, was für eine schöne Braut du abgibst!«
    »Aber ich
glaube nicht, dass ich noch einen Tag länger warten kann, deine Frau zu
werden.«
    Die beiden
rieben die Nasenspitzen aneinander, es fehlte gerade noch, dass sie gurrten.
Sterling verdrehte die Augen. »Laura ist weg. Sie hat mich verlassen.«
    Thane und
Diana sahen einander wissend an.
    »Da kann man
ihr kaum einen Vorwurf daraus machen«, erklärte Diana seelenruhig.
    Thane
zuckte gelangweilt die Schultern. »War nur eine Frage der Zeit, würde ich
meinen.«
    Sterling
war über so viel Mangel an Anteilnahme schlicht erbost. »Sie trägt mein Kind
unterm Herzen«, verkündete er fast vorwurfsvoll.
    Diana legte
den Kopf schief. »Willst du sie deshalb zurück?«
    »Nein«, fauchte Sterling, das
Herz so voll, dass er keine ausführlichere Antwort zu Wege brachte.
    »Warum
verschwendest du dann deine Zeit mit uns? Ihr nach! Nun geh schon!« Sie
scheuchte ihn mit wedelnden Händen zur Tür.
    Sterling
zwinkerte ihr zu, bevor er sich mit finsterer Miene an seinen besten Freund
wandte: »Ich schlage vor, ihr brennt durch, Thane. Denn wenn ihr nicht
verheiratet seid, wenn ich zurück bin, sehe ich mich doch noch gezwungen, auf
dich zu schießen.«
    Das Letzte,
was er sah, als er die nun schief in den Angeln hängende Tür hinter sich zuzog,
war Dianas triumphierendes Feixen.
    Sterling Harlow war auf dem Weg nach Hause.
    Die Hecken
und die Mauern flogen vorbei, die glänzenden Blätter und der verwitterte Stein
vom Sonnenlicht vergoldet. Verbrämt von einem purpurroten Band, schmolz der
blaue Himmel langsam in sämtlichen Rosa- und Goldschattierungen dahin.
    Der Tag
schwand, und es schien, als wolle der Sommer ihm folgen. Doch Sterling jagte
sein Pferd so schnell durch die kühle Brise, dass er die Kälte kaum spürte. Er
hatte keinen Grund, den Herbst zu fürchten. Er hatte vor, ihn im gemütlich-verschlissenen
Salon Arden Manors zu verbringen, seine Beine auf der Ottomane auszustrecken,
seinen Zehenspitzen zuzuprosten und den Bauch seiner schönen, jungen Frau
wachsen zu sehen.
    Falls sie
ihn noch haben wollte.
    Er musste
noch einmal Halt machen, bevor er das herausfinden konnte.
    Als Sterling
den Kirchhof von St. Michael erreichte, senkten sich die Schatten der Dämmerung
schon übers Land. Er hängte die Zügel seines Pferdes am Friedhofstor ein und
bahnte sich einen Weg zwischen den schief stehenden Steinen hindurch zum Grab
seiner Mutter.
    Obwohl
Laura nicht länger als ein paar Stunden zu Hause sein konnte, lagen schon
frische Orangenblüten vorm Grab stein seiner Mutter. Sterling sank auf ein
Knie, drückte sie sich an die Nase und atmete tief den vertrauten Duft.
    Der
Alabaster-Engel, der über das Grab wachte, betrachtete ihn mit wissendem
Blick. Er schob die Blüten zur Seite und fuhr zärtlich mit den Fingerspitzen
die Grabinschrift ab.
    Eleanor
Harlow, Geliebte Mutter.
    Er neigte
den Kopf und war endlich fähig zur
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