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Al Wheeler und die gespenstige Lady

Al Wheeler und die gespenstige Lady

Titel: Al Wheeler und die gespenstige Lady
Autoren: Carter Brown
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ERSTES KAPITEL
     
    D er plötzliche Donnerschlag vor
dem Fenster draußen ließ das Mädchen mit dem dunklen Haar und der interessanten
silbernen Strähne aufschreien, während ihr Körper, eine ergötzliche Kombination
aus fülligen Rundungen in duftiger schwarzer Spitze, zu zittern begann.
    »Ich hasse Gewitter«, wimmerte
sie nervös.
    »Ich liebe sie«, sagte ich.
»Vor einer Stunde, wenn ich mich recht erinnere, saßest du noch wie ein
tiefgefrorener Eiswürfel auf meiner Couch und machtest in gepflegter
Konversation. Dann brach das Gewitter los...«
    »Und sieh mich jetzt an !« Sie seufzte tief. »Eins ist sicher, Al Wheeler, ich bin
in der Zwischenzeit erheblich übler dran — wenn ich auch nicht klüger geworden
bin .«
    »Jackie, Süße«, sagte ich in
schockiertem Ton, »soll das heißen, daß unser gemeinsames Erlebnis soeben nicht
zu den Dingen gehört, deren Erinnerung einmal dein Alter vergolden wird ?«
    »Ich habe noch nie in meinem
Leben einen Kerl kennengelernt, der so wie ein D-Zug rangeht«, sagte sie
verdrossen. »Bevor ich mir noch im klaren darüber
war, daß dieses verdammte Gewitter das geringste meiner Probleme war, war es
bereits zu spät .«
    »Ich dachte, wir hätten unseren
eigenen Sturm entfacht, an den selbst Mutter Natur nicht heranreicht«, sagte
ich gekränkt. »Willst du behaupten, daß du die ganze Zeit über wegen dieses
läppischen Gewitters Angst gehabt hast ?«
    »Ich glaube, ich hätte niemals meine
Schuhe ausziehen dürfen. Das untergräbt immer die Moral eines Mädchens«,
überlegte sie laut. »Al, bist du ganz sicher, daß sie den Blitz anziehen,
genauso wie große Bäume ?«
    Das Telefon klingelte mit
plötzlicher schriller Brutalität. Jackie schrie auf und reagierte so heftig,
daß ihre obere Hälfte geradewegs aus den duftigen schwarzen Spitzen fuhr. Ich
ging rückwärts in Richtung des Telefons und nahm schließlich den Hörer ab, nur
ungern die Augen von dem gebotenen Anblick abwendend.
    »Wetterdienst«, sagte ich in
die Sprechmuschel hinein. »Wir werden eine schöne klare Nacht bekommen, und
dieses Gewitter besteht lediglich in Ihrer Einbildung, Lady .«
    »Wheeler?« Dieses tiefe Gebrumm
konnte natürlich nur von Sheriff Lavers stammen. Wer
hätte sonst auch mitten in der Nacht angerufen?
    »Sie meinen Wheeler, den Polizeilieutenant ?« fragte ich
vorsichtig. »Ich bin sein Bruder — der, der ßo lißpelt , wißen Ssie .«
    »Hören Sie mit Ihren Faxen
auf«, sagte er gereizt. »Wir haben wieder mal Scherereien — einen Mord. Sie gehen
am besten gleich einmal dorthin .«
    »Wohin?«
    »In die Old Canyon Road. Hinter
Bald Mountain gabelt sich die Straße, da fahren Sie rechts. Das Haus steht etwa
sieben- bis achthundert Meter weiter unten an der rechten Seite. Sie können es
nicht verfehlen, es gibt im Umkreis von drei Kilometern kein anderes Haus .«
    »Okay«, sagte ich. »Wer ist
denn tot ?«
    Der Sheriff machte eine um zwei
Sekunden zu lange Pause, bevor er antwortete. »Das ist mir nicht ganz klar«,
sagte er mit einer ersten Spur von Unsicherheit in der Stimme. »Aber sie
schienen ziemlich überzeugt davon zu sein, daß er tot ist .«
    » Sie ?« fragte ich.
    »Die anderen, die dort im Haus
sind«, erklärte er vage. »Sie hörten den Schrei und dann einen dumpfen Fall .«
    »Sie hörten einen Schrei — und
dann einen dumpfen Fall ?« wiederholte ich verwundert.
»Niemand hat nachgesehen, um sich davon zu überzeugen? Nur um nachzuprüfen, ob
er umgebracht worden ist oder vielleicht nur einen besonders schweren Anfall
von Sodbrennen gehabt hat ?«
    »Sie hatten zuviel Angst«, sagte der Sheriff schlicht. »Und außerdem ist die Tür von innen
verschlossen .«
    Jackie war damit beschäftigt,
ihre Gänsehaut zu bedecken. Die Gebirgslandschaft verflüchtigte sich schnell,
und so hinderte mich nichts mehr daran, dem Sheriff meine volle Aufmerksamkeit
zuzuwenden. Oder vielleicht hinderte mich nur eine Kleinigkeit — meine
Gehirnzellen begannen langsam, ein wenig brüchig zu werden.
    »Sie könnten dort doch die Tür
aufbrechen, oder nicht ?« fragte ich ohne rechte
Zuversicht.
    »Das könnten sie vermutlich«, gab
er mit erstickter Stimme zu. »Nur der Geist könnte noch drinnen sein. Verstehen
Sie ?«
    »Sheriff«, sagte ich sanft,
»sind Sie vielleicht wieder an die Schnapsflasche gegangen ?«
    Vielleicht wäre das Geräusch,
das an mein Ohr drang, einem weißen Jäger, der hinter einem verletzten
Rhinozeros her durch den Busch schleicht, geläufig
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