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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition)
Autoren: Linda Robertson
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vernichten konnte: Indem er ebensolche Splitter hinterließ.
    Ich wusch die Wunde noch einmal aus. Mit einer Pinzette, über die ich vorher Desinfektionsmittel gegossen hatte, zupfte ich die Erde und die Holzstückchen aus dem Fleisch heraus. Als die Wunde wieder zu bluten begann, wusch ich sie auch noch ein drittes und ein viertes Mal aus, um sicherzugehen, dass ich auch jeden Fremdkörper entfernt hatte. »Dort, wo die Splitter waren, ist die Haut ganz grau.«
    »Sie wird sich wieder verjüngen.«
    Ich tupfte seine Brust so gut ich konnte trocken und griff nach der antibiotischen Salbe. »Ja oder nein?«
    »Ja.«
    »Bist du sicher?«
    »Wenn ich noch Schmerz empfinde, kann ich nicht tot sein, oder?«
    Ich drückte etwas Salbe in den Schnitt, viel mehr als nötig gewesen wäre, und hielt den Hautlappen so lange, bis ich ihn mit drei Wundklammern fixiert hatte. Dann verband ich alles mit Gaze und Klebeband.
    Als ich fertig war, hob Menessos sanft mein Kinn, bis ich in seine gefährlichen Augen schaute. Er sagte:
    »Erst muss der Mond am Himmel schweben,
    dann still ich meinen Hunger und lebe mein Leben,
    doch leben werde ich weiter für immer,
    wenn du nur schwörst, du verlässt mich nimmer.«
    Er beugte sich vor und drückte seine Lippen auf die meinen.
    Für jeden Vampir kann sein Mund eine gefährliche und tödliche Waffe sein. Wird er hingegen genutzt, um Lust zu bereiten … dann wird aus der Waffe ein sinnliches Instrument. Tief in mir erzitterte seufzend etwas, und gleichzeitig schnitt ein unterschwelliger, köstlicher Schmerz an den Kanten meiner zerrissenen Seele entlang. Ich klammerte mich an ihn, als könnten wir eins werden, damit die Wonne ewig dauern würde.
    Der Duft von Zedernholz und Salbei wehte mir in die Nase, und ich erwachte wie aus einem Traum.
    »Johnny.« Er stand in der Tür zur Garage, den Pflock in der Hand, in schmerzstarrer Haltung. Auf seinem Gesicht lag ein gequälter Ausdruck. Der Schmerz stammte nicht nur vom Blut, das auf seinem Gesicht trocknete, oder dem blauen Auge, das jetzt fast zur Gänze zugeschwollen war. Er war stärker verletzt. Tief im Innern. Es brachte ihn um, mich zu sehen, wie ich in Menessos’ Armen lag und es genoss. Ich riss mich los, und sobald der Körperkontakt nicht mehr bestand, war auch das beruhigende, tröstende Gefühl fort.
    Jeder Nerv schmerzte, jeder Muskel zog sich zusammen. Mein Körper rebellierte gegen das Leben. Die Qual verschlang mich. Ich fiel zu Boden, wand mich, unfähig zu sprechen.
    »Zerstöre ihn!«, befahl Menessos. »Das Feuer im Kamin brennt schon.«
    Johnny warf den Pflock in die Luft, fing ihn wieder auf und wiederholte das Spiel. Immer wieder und wieder. Mein Schmerz dauerte an, folgte der Bewegung des Pflocks auf und nieder. »Ich habe nachgedacht«, sagte er.
    »Für deinen Versuch, das Blatt zu wenden, hast du einen ziemlich gefährlichen Moment ausgesucht. Es gibt nur ein Ende, das dieser Abend nehmen kann: Und das beinhaltet die Zerstörung des Pflocks.«
    »Siehst du, genau darüber habe ich nachgedacht. Vielleicht sollte ich ihn doch nicht zerstören«, sagte Johnny.
    »Sieh sie dir doch an! Sie wird sterben, wenn du es nicht schnell tust!«
    »Oh, das bezweifle ich. Und wenn doch, dann wird ihr wenigstens die grausige … Zuneigungerspart bleiben, die du ihr aufzwingst.«
    »So wenig liegt dir also an ihr? Ihr Tod würde dir nichts bedeuten? Nicht ihrer und nicht der ihrer Großmutter oder des Mädchens?«
    Johnny überlegte. »Um die Welt von dir zu befreien, wäre es das vielleicht wert.« Er machte einen Schritt nach vorn. Menessos wich zurück. Ich schrie in wortloser Qual.
    »Du bringst sie um!«, rief Menessos.
    Johnny machte noch einen Schritt. Und noch einen. » Ich bringe sie um? Ich ?« Mit jedem seiner Schritte verdreifachte sich mein Schmerz. Mir war heiß. Ich fror. Mir wurde die Haut vom Leib gerissen. Mein Gehirn summte, als jeder Nerv meines Körpers widersprüchliche Botschaften der Folter sendete, die ich erlitt. Der Tod wäre eine Erlösung. Ich begann zur Göttin zu beten. Ich flehte sie an, mir ein schnelles Ende zu gewähren.
    »Warum, frage ich mich, warum bist du nicht derjenige, der sich dort auf dem Boden windet?«, fragte Johnny Menessos, als er neben mir stehen blieb.
    Es gelang mir, den Kopf so weit zu drehen, dass ich Menessos sehen konnte. »Sie ist immer noch sterblich«, sagte er. »Deswegen ist ihr Schmerz größer.«
    »Wirklich?« Johnny kniete sich neben mich und legte den Pflock nur ein
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