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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition)
Autoren: Linda Robertson
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der Teil von mir gewesen, der einen Stalker getötet hatte. Der Teil, der stets einen Baseballballschläger parat gehabt und Leuten, die es verdienten, unhöfliche Antworten gegeben hatte. Es war der Teil gewesen, der zugestimmt hatte, Goliath umzubringen. Wir gehörten zusammen. Ohne diesen Teil meines Ichs war ich nicht vollständig.
    Ich würde nicht zulassen, dass der Pflock mir mehr nahm, als ich geben wollte. Ich würde ihn nicht alle Teile von mir zerstören lassen, an die Menessos sich mit seinem Zeichen gebunden hatte.
    Ich bin Persephone Isis Alcmedi. Und ich bin das, was meine Wurzeln aus mir gemacht haben.
    Ich riss die Kapuze des nächsten roten Umhangs herunter und erblickte wieder nur mich selbst. Ich boxte diesem Ich ins Gesicht und trat ihm die Füße unter seinem Körper weg. Als ein weiteres Ich sich umdrehte, um einzugreifen, täuschte ich eine Bewegung zur Rechten an, rannte dann an ihm vorbei und machte einen Satz in die brennenden Scheite hinein. Die Flammen erloschen. Die Seile, die mein sterbendes Ich gefesselt hielten, zerfielen in meinen Händen zu Staub. Ich nahm mein anderes Ich in meine Arme und floh.
    Die in Rot gewandeten Ichs versuchten nicht uns aufzuhalten. Ich drückte mein anderes Ich an meine Brust und ging zurück zum Bach. Die Göttin würde da sein und wissen, was zu tun war.
    Als ich am Fluss ankam, war es tiefe Nacht. Nur der sanft schimmernde Mond spendete etwas Licht. Vorsichtig ging ich bis ans Ufer. »Wo bist du?«, rief ich über den Fluss. »Ich brauche dich!«
    Ich sah auf das schrecklich verbrannte Ich hinunter, das jetzt in meinen Armen zitterte. Es war nicht mehr zu erkennen. Herzzerreißend. Es hatte keine Haare mehr, seine Haut war schwarz und voller Brandblasen. Sein Atem ging flach, pfeifend. Ich hatte zu spät reagiert, zu lange gezögert. Ich hatte dagestanden und nachgedacht, während ich längst hätte handeln sollen! Ich wusste, dass es falsch gewesen war.
    »Es tut mir so leid.« Meine Augen füllten sich mit Tränen. »Ich wusste es nicht. Ich wusste es nicht.« Ich hielt die Hand ins Wasser und ließ es von meinen Fingern auf die Lippen des verbrannten Ichs tropfen.
    Es regte sich – nur seine Finger, aber mit ihnen berührte es meinen Arm. Die mit Brandblasen übersäten Finger strichen langsam über meine Haut – ein ekelerregender Anblick. »Jetzt weißt du es«, flüsterte es.
    »Ja, ich weiß es. Ich weiß, dass ich dich brauche.« Und ich wusste auch, was ich tun musste. »Ich werde dich nicht gehen lassen.«
    Meine Hand lag leicht auf seiner Brust, dort, wo das Ankh-Zeichen gewesen war. »Komm«, sagte ich, »komm zurück zu mir.« Unser Blut wallte auf. Unsere Körper erzitterten.
    Es verschmolz mit mir – langsam und schwach. Ich nahm seine Verbrennungen furchtlos in mich auf, denn ich wusste, dass sie eigentlich mir gegolten hatten. »Du gehörst zu mir.«
    Ich begann aus meinem Inneren zu leuchten. Nicht so hell wie die grandiosen Strahlen der Sonne, es war eher ein frisches, helles Licht, das Licht des Mondes. Es durchdrang mich von innen nach außen – kühl, beruhigend, heilend, wie Aloe vera. Ich staunte, als mir bewusst wurde, dass man mir meine Namen tatsächlich nicht zufällig gegeben hatte. Persephone und Isis waren beides Mondgöttinnen, und heute Nacht umarmte mich der Mond und heilte mich und ließ mich wissen, dass ich der Göttin gehörte.

32
    Ich hörte Schreie.
    Ich setzte mich auf, drehte mich in die Richtung, aus der die Schreie kamen, und dachte: Nicht schon wieder .
    Menessos wand und krümmte sich auf dem Boden immer wieder in die Embryonalstellung.
    »Red?«
    Ich drehte mich um. Johnny grinste mich an. Selbst mit seinem geschwollenen Auge und dem blutverschmierten Gesicht sah er bezaubernd aus. Ich streckte die Hand aus, um die Stelle zu berühren, an der sein Augenbrauenring herausgerissen worden war.
    »Das wird schon wieder«, sagte er. »Alles in Ordnung bei dir?«
    Obwohl ich immer noch einen entfernten Schmerz spürte, so wie am Morgen, lächelte ich. »Es ging mir nie besser.«
    Er stand auf und hielt mir die Hand hin. »Dann lass es uns beenden.« Er half mir auf und ging langsam zu dem leidenden Vampir. Als ich näher kam, rollte Menessos herum und begann sich kriechend wie ein Wurm von mir zu entfernen. Ich folgte ihm durch das Wohnzimmer, wo er sich gegen die Couch lehnte. Hier hatte seine Flucht ein Ende. Ich blieb stehen.
    »Was ist?«, fragte Johnny.
    »Nichts.«
    »Dann los. Pfähle ihn!«
    Ich drehte
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