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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition)
Autoren: Linda Robertson
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kenne mich gut in der Kunst der Verführung aus.« Er sprach meinen Namen aus, als wäre er eine Kirsche auf einem Sahneeisbecher, ein einziger Bissen süßen, vollen Geschmacks. »Und jetzt, da du meine Dienerin bist, wirst du in den Genuss meiner Erfahrung kommen.«
    Bei dem Wort »Genuss« fühlte ich mich auf eine unangenehme Weise befangen, die mich an meine Highschool-Zeit erinnerte. Aber »Dienerin« war eines dieser »Achtung-aufgepasst!«-Worte. Insbesondere mit dem kleinen Wörtchen »meine« davor. Ich machte einen Schritt zur Seite, trat aus seiner Reichweite. »Was hast du gerade gesagt?«
    Er seufzte. »Hast du es denn nicht gewusst?«
    »Ich bin nicht deine Dienerin.«
    »Du trägst mein Zeichen … Es ist in dir. Dass du es nicht wahrhaben willst, ändert nichts daran.« Er machte einen langsamen Schritt auf mich zu.
    »Aber was bin ich dann? Eine Dienerin, die du benutzen kannst, wann und wie du willst? Ein Betrachter mit einem Zeichen?« Ich hob die Hand, die Handfläche nach vorne gestreckt. »Und versteh das nicht als Bitte um ein zweites Stigma. Ich verzichte gerne auf die ›Ehre‹, ein Nährling zu sein.«
    »Interessant. Erst scheinst du nichts über Vampire zu wissen, und dann plötzlich zeigst du, dass du unerwartete Dinge verstehst. Betrachter sind übrigens bei Weitem nicht so entzückend wie du.« Wieder schob er sich einen Schritt an mich heran.
    Ich wich zurück. »Komm nicht näher!«
    Plötzlich umklammerten mich seine Hände wie Schraubstöcke. »Andererseits sind Nährlinge nicht so schwierig.« Ich wehrte mich, obwohl ich wusste, dass es zwecklos war. Als ich bemerkte, dass er nicht fester zupackte, seine Stärke nicht ausspielte, sich überhaupt nicht bewegte, mich einfach nur festhielt – nein, nicht festhielt, er hielt mich – , stoppte ich. »Glückseligkeit muss nicht schwer zu finden sein, Persephone«, flüsterte er mir in mein Ohr.
    »Aber ich will dein verdammtes Stigma nicht. Ich habe es nie gewollt.«
    Er stieß mich von sich, ungläubig. »Natürlich. Du hast mich darum gebeten!«
    »Den Teufel habe ich!«
    »Du hast eine Garantie verlangt!«
    Meine Gedanken rasten, als ich zu begreifen versuchte, was er meinte. »Wieso heißt für dich: ›Ich will eine Garantie‹, dass ich auf ewig dein Stigma tragen will?«
    Sachlich erwiderte er: »Nur mit meinem Zeichen konnte ich dir die Sicherheit garantieren, die du von mir verlangt hast.«
    »Davon hast du mir nichts gesagt.«
    Er winkte ab. »Da wusste ich auch noch nicht, wie wenig du dich mit unseren Gebräuchen auskennst.«
    »Lügner! Eben hast du noch gesagt, dass du überrascht seist, wie viel ich weiß!«
    »Deine Argumente sind sinnlos. Mein Blut zeichnet nun dein Heim und dich. Jeder Vampir weiß von jetzt an, dass ich diesen Ort für mich beanspruche und gegen dich nichts ohne meine Zustimmung unternommen werden kann. Wer das ignoriert, verärgert mich, und jeder, der mich verärgert, scheidet unter großen Qualen aus dieser Existenz.«
    »Ich wollte vor dir geschützt werden!« Unglücklich fügte ich hinzu: »Außerdem glaube ich nicht, dass ich Schutz vor anderen Vampiren brauche.«
    »Es gibt viele, die begierig auf einen Platz in der Hierarchie der Vampire sind. Viele sind zurückgewiesen worden. Einige verfolgen aus verwundetem Stolz jeden meiner Schritte auf der Suche nach einer Gelegenheit zur Rache. Wäre ich hergekommen und hätte weder dein Domizil zerstört noch ein Zeichen hinterlassen, dass es mir gehört, so hätte es sicher jemanden gegeben, der herausgefunden hätte, was sich hier befindet, das für kurze Zeit mein Interesse geweckt hat. Dann hätte er alle Anstrengung daran gesetzt zu überlegen, wie er dieses Wissen nutzen kann. Möchtest du gerne wissen, wie viele meiner flüchtigen Bekanntschaften innerhalb von vierzehn Tagen nach einem Treffen mit mir verschieden sind?«
    »Nein.« Ich setzte mich vor das Feuer und rieb mir die Arme. Vielleicht war es unklug, ihm den Rücken zuzuwenden, aber das war mir egal – mir war kalt. Die Holzscheite brannten lichterloh, und die Wärme tat mir gut, doch gegen die Kälte in meinen Knochen konnte auch sie nichts ausrichten. Wærwölfe kannte ich aus eigener Erfahrung gut genug, um eine Kolumne über sie zu schreiben, aber Vampire, diese widerwärtigen, scheußlichen Wesen? Je weniger ich von ihnen wusste, umso besser. Und jetzt war es gerade diese Unwissenheit gewesen, die mir das hier eingebrockt hatte. Ich kannte ihre Art zu wenig. Sollte ich
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