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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition)
Autoren: Linda Robertson
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den Pflock in meiner Hand, wirbelte ihn zwischen meinen Fingern herum und hielt ihn dann mit der Spitze nach unten. Ich packte ihn fester.
    Menessos stöhnte, schrie und wand sich. Ich verstand seinen Schmerz; auch ich hatte ihn gefühlt. Er war so stark, dass Menessos nicht einmal um seine Existenz flehen konnte. Zum ersten Mal litt er so, wie er es verdiente.
    Ich beobachtete ihn. Hatte er irgendetwas von dem, was er mir heute Abend gesagt hatte, ehrlich gemeint? Wahrscheinlich sogar einiges. Das Problem dabei war die Zeit. Was er heute ehrlich meinte, wäre beim nächsten Vollmond vielleicht schon wieder hinfällig.
    Frauen, vor allem Hexen, ließen solche Sachen gewöhnlich nicht schleifen. Ich lächelte. Menessos bekam den Zorn einer Hexe zu spüren, deren Verachtung er sich verdient hatte.
    Ich überlegte, ob er wohl Vivian getötet hatte. Eigentlich war es mir egal; schließlich hatte sie Lorrie umgebracht. Trotzdem konnte ich nun verstehen, wie er Vivian um den Verstand gebracht hatte. Menessos konnte charmant und liebenswürdig sein, doch er verlangte beinahe Unmögliches, wollte unbedingten Gehorsam, und das konnte selbst den Ergebensten vergraulen.
    »Red«, drängte Johnny. »Tu es.«
    »Nein.«
    »Was? Wir sind so weit gekommen, um ihn jetzt nicht zu töten?«
    Ich ging zu dem Kamin im Wohnzimmer.
    »Red! Red, nein.« Johnny folgte mir. »Ich bitte dich! Überleg doch, was du da tust! Dies ist die Waffe. Wenn du ihn pfählst, kannst du sie an deinem Gürtel tragen, und sie wird jeden anderen Vampir auf diesem Planeten abschrecken. Dies ist deine Waffe.«
    Ich blickte ihm in die Augen und warf den Pflock in die Flammen.
    Sofort verstummte Menessos’ Stöhnen.
    Johnny ging vor dem Kamin in die Hocke und versuchte den Pflock aus dem Feuer zu holen, aber er fing so schnell Feuer wie ein Stück Papier. Die gelben Flammen loderten an ihm auf, verschlangen ihn wie ein Kind eine köstliche Süßigkeit. Johnny gab auf. Er erhob sich und packte mich bei den Schultern. »Warum hast du das getan, Red? Warum?«
    Ich riss mich los, wich aber nicht zurück.
    »Ich bin die Lustrata«, flüsterte ich. »Wenn ich ihn tot sehen wollte, bräuchte ich keinen Pflock, um ihn zu töten.«

33
    Menessos wies seine Leute per Telefon an, Nana und Beverley auf der Stelle zu uns zurückzubringen, dann schickte ich ihn fort. Zu Fuß ging er die Straße hinunter, bevor seine Untergebenen eintrafen.
    Wir sahen ihm von der Veranda aus nach. »Du lässt ihn einfach so gehen?«, fragte Johnny ungläubig.
    »Wann, meinst du, hat er das letzte Mal einen schönen, langen Spaziergang machen müssen?«
    Johnny prustete los.
    »Ohne jemanden, den er kennt, mit dem er sprechen oder dem er Befehle erteilen kann, ohne jemanden, der ihm hilft. Jetzt ist er allein mit seinen Gedanken. Und es gibt viel, worüber er nachdenken muss.«
    »Ja, klar – wie Rache zum Beispiel, Vergeltung und Strafe.«
    »Oder Alternativen, Möglichkeiten und offene Türen.«
    Johnny drehte sich zu mir um und lehnte sich gegen das Geländer. »Er hat dich gezeichnet. Ihm bleibt eine Ewigkeit, um dich zu manipulieren, damit du tust, was er will.«
    Widerstrebend löste ich den Blick von dem Vampir, doch als ich Johnny ansah, waren meine Augen hart. »Das Zeitfenster, das dir bleibt, um mir zu erklären, wie es kommt, dass du die Transformation nach Belieben und außerhalb vom Zyklus auslösen und unterdrücken kannst, ist sehr viel kleiner.«
    »Vielleicht sollten wir lieber nach drinnen gehen … «
    Ich ließ es zu, dass er mir die Tür aufhielt, und war nicht überrascht, als er schnell ein anderes Thema anschnitt, um Zeit zu gewinnen. Offenbar wollte er ein anderes Mal darüber sprechen. Ich war müde, und er war erschöpft und verletzt. Es konnte warten.
    Außerdem würden Nana und Beverley bald zu Hause sein.
    Am nächsten Tag wurde eine Wagenladung Blumen geliefert, und wenn ich sage Wagenladung, dann meine ich auch Wagenladung. Jedes Zimmer des Hauses zierten anschließend drei überquellende Vasen, selbst die Toiletten. Hundert-Dollar-Gutscheine für alle erdenklichen Geschäfte erreichten mich per FedEx. Ein Großbildschirmfernseher und sämtliche erdenklichen Haushaltsgeräte wurden geliefert. Als am Abend eine Limousine vorfuhr, fürchtete ich schon, in ihr säße Menessos. Aber nachdem der Fahrer die Hintertür geöffnet hatte, zog er ein großes, flaches Paket heraus, brachte es an die Tür, grüßte höflich und verschwand sofort wieder. Als ich das Paket
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