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Teufelskreise (German Edition)

Teufelskreise (German Edition)

Titel: Teufelskreise (German Edition)
Autoren: Linda Robertson
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mitgesprochen, aber sie sah mir ins Gesicht, während sie sagte: »Hexen und Wærwölfe passen einfach nicht zusammen.« Nana glaubte noch immer an das alte Sprichwort, das aus einer Zeit stammte, in der die nichtmenschlichen Bevölkerungsgruppen noch nicht in der Öffentlichkeit lebten.
    »Hör auf damit«, sagte ich. »Sie sind meine Freunde.«
    Sie griff nach ihrer Zigarette und blies den Rauch zur Decke. Dann deutete sie mit dem glimmenden Ende Richtung Abfalleimer. »Schöne Freunde.«
    Ich warf ihr einen ausdruckslosen Blick zu, stemmte dann aber die Hände in meine Hüften. Immerhin war ich schon kampfbereit aufgewacht. »Offenbar halten sie nicht viel von dir«, fügte Nana noch hinzu, bevor sie sich zum Flur wandte.
    Das war nicht wahr. »Ich kann nichts dafür, dass du keine Wære magst. Natürlich hast du das Recht auf deine eigene Meinung, aber verlange bitte nicht von mir, dass ich sie teile.«
    Sie schnaubte.
    Ich dachte daran, dass ich diese Art von aufmüpfigen Antworten von ihr gelernt hatte.
    Nana schlurfte von der Küche erst ins Ess- und dann ins Wohnzimmer, die gefaltete Zeitung noch immer unter dem Arm. »Für sie bist du doch nichts weiter als die verrückte Version eines Beichtvaters.«
    Ich folgte ihr, obwohl ich wusste, dass Nana es mit ihrer Bemerkung genau darauf angelegt hatte. Ich wollte mich nicht mit ihr streiten – wirklich nicht. Aber wenn jemand sich mit mir anlegte, dann gab ich nicht einfach klein bei. Außerdem war es besser, den bissigen Bemerkungen jetzt einen Riegel vorzuschieben, bevor sie zur Routine wurden. Ich war bei Nana aufgewachsen und hatte mir über die Jahre immer wieder ihre unfreundlichen Bemerkungen über Wære anhören müssen. Nun, jetzt hatte sich die Situation umgekehrt und sie wohnte bei mir.
    In der Tür blieb ich stehen. Mein altes Haus mit dem langen, auf einer Seite fast bis zum Boden reichenden Dach hatte ich eklektisch-viktorianisch eingerichtet. Das Wohnzimmer mit seinen tiefroten Wänden, dem Steinkamin und den Regalen, auf dem meine Artus-Bücher standen, war mein Allerheiligstes. An den Wänden hingen in schweren schwarz-goldenen Rahmen Poster von Camelot-Gemälden von John William Waterhouse, Sir Frank Dicksee und anderen Künstlern. Normalerweise hatte dieser Raum eine beruhigende Wirkung auf mich, doch nicht an diesem Morgen. »Beichtvater? Was soll das denn heißen?«
    Sie winkte ab, bevor sie doch antwortete. »Du sperrst sie in Zwinger, damit sie ruhigen Gewissens ihr Leben leben können.« Obwohl sie die letzten vier Worte pseudodramatisch betonte, hätte sie irgendwie weise geklungen, wäre sie nicht über die vielen s in »Gewissens« gestolpert. »Außerdem müllen einem Freunde nicht den Garten zu. Echte Freunde verhalten sich rücksichtsvoll.«
    Nanas Hausschuhe hinterließen eine Spur aus Grashalmen in meinem Haus. Da mich Muskelkater immer reizbar machte, knurrte ich: »Und ich hätte gedacht, dass die eigene Familie noch rücksichtsvoller ist, als es Freunde sind.«
    »Das sollte sie.«
    »Nun, ist sie aber nicht.«
    Sie drehte sich zu mir um. »Wie bitte?«
    Ich zeigte auf den Boden. »Du hast den Rasen im ganzen Haus verteilt.«
    »Wo?«, fragte sie und betrachtete mit zusammengekniffenen Augen den Boden.
    Sie sah noch sehr gut, aber wenn es ihr passte, täuschte sie gern mal diverse Altersschwächen vor.
    Ich eilte zurück in die Küche, um Handfeger und Kehrblech zu holen, und tröstete mich damit, dass ich, wenn es so weiterging, nur noch alle paar Wochen den Rasen mähen musste. Käme der Winter, würde ich allerdings wohl Schneepfützen aufwischen müssen.
    Nachdem ich das Blech in den Abfalleimer geleert hatte, warf ich einen bösen Blick durch das Ess- ins Wohnzimmer, wo Nana nun hinter der aufgeschlagenen Zeitung saß. Und zwar in meinem Lieblingssessel. Die Erkenntnis, dass er von nun an ihr Lieblingssessel sein würde, tat nichts dazu, meine Laune zu heben.
    »Ich kann deine Meinung nachvollziehen«, sagte ich, während ich ins Wohnzimmer ging, »aber mir macht es nichts aus, wenn meine Freunde mal eine Donut-Schachtel im Garten fallen lassen, solange sie genug Verantwortungsgefühl besitzen, sich bei Vollmond wegsperren zu lassen. Das ist mir wichtiger, und dir sollte es genauso gehen.«
    »Okay, okay. Aber das zeigt doch nur, dass Wærwölfe dumm sind. Sie verwandeln sich bei Vollmond, während Hexen zu dieser Zeit Energien erschaffen und ihre Zauber bei Vollmond ausüben. Warum sie sich bei Vollmond nicht von dir
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