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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Segenssprüche. Die Menge brach in Jubel aus, und die älteren Kohanim nickten sich zufrieden zu.
    »Bis jetzt macht er seine Sache gut«, kommentierte einer der Männer.
    »Ja, das finde ich auch«, bestätigte der älteste seiner Kollegen. »Er hat weder beim Gottesdienst noch beim Verlesen des Ehevertrages einen Fehler gemacht, noch etwas Unerhörtes getan. Der Junge hat immerhin im Tempel studiert! Er hat seine Studien der Thora auch nur für diese Feier unterbrochen. Ich verstehe daher das dumme Gerede nicht, dass er die Trauung…« Der Alte wollte seinen Satz noch zu Ende bringen, wurde aber jäh unterbrochen. Ein kleiner Tumult, eine ziemlich laute Unterhaltung ganz in seiner Nähe ließ ihn verstummen. Er ging rasch zu den Streitenden hinüber.
    »Das ist eine Katastrophe…«, japste die Frau und starrte ihren Diener fassungslos an.
    »Was ist denn eine Katastrophe, Rebekka?«, lächelte der alte Priester und berührte beruhigend die Schulter der Frau, die den Tränen nahe war. Rebekka wandte sich um, und ihr Haussklave nutzte blitzschnell die Gelegenheit, sich nach einer kurzen Verbeugung aus dem Staub zu machen.
    »Es ist mir so unglaublich peinlich…«, schluchzte sie. »Ich weiß gar nicht, wie ich das meinem Sohn… Wo es doch sein großer Tag ist…«
    »Aber Rebekka, bei einer so festlichen Chuppa wird es doch kein Problem geben, das die gute Stimmung verderben könnte«, beruhigte sie der Priester und legte den Arm um ihre Schulter.
    »Danke, Onkel Jakob«, presste Rebekka hervor, aber sie konnte das Lächeln des alten Mannes nur mit Mühe erwidern. »Der Wein ist uns ausgegangen«, gestand sie schließlich.
    Jakob zog die Brauen zusammen. »Das ist allerdings nicht gut… Nein, das ist gar nicht gut«, brummelte er und überlegte bereits, wie er seiner Nichte aus dem Schlamassel helfen könnte. Aber es wollte ihm nichts Vernünftiges einfallen.
    »Was ist gar nicht gut, Onkel Jakob?« Wie aus dem Nichts war eine Frau neben dem alten Priester aufgetaucht. Ihre Stimme war autoritär und ihre Augen neugierig. »Was ist mit Rebekka los an diesem Freudentag für ihr Haus?« Die dunklen Pupillen in ihrem Gesicht musterten fragend die Verzweifelte und bekamen einen sanften Ausdruck.
    »Mirjam«, wandte sich der Alte freundlich an sie. »Stell dir vor, alle Krüge sind geleert, der Wein im Haus ist verbraucht.«
    »Tja, das ist bitter«, gab Mirjam knapp zur Antwort und lächelte dünn. »Die Gäste trinken aber auch wie die Kamele…« Sie ließ ihre Augen über die Feier wandern, über die lauten Gruppen der Singenden und Tanzenden, und schüttelte dann den Kopf. »Nun ja, es ist heiß… Die Leute haben Durst, und der Wein steigt ihnen zu Kopf…« Sie wandte sich ihrer Cousine zu. »Für die Bewirtung ist der Bräutigam zuständig. Hast du schon mit ihm darüber geredet?«
    »Nein!«, stieß Rebekka krächzend hervor. »Nur das nicht! Gerade heute kann ich das nicht… Wie steht er denn, wie stehe ich dann vor seinen Freunden da?«
    »Also gut, dann werde eben ich gehen!« Mirjam drehte sich entschlossen um und wollte loslaufen, aber ihre Cousine hielt sie am Arm fest.
    »Nein, das wirst du nicht! Mein Sohn darf das nicht erfahren. Niemand soll mir nachsagen können, ich wäre eine schlechte Gastgeberin«, fauchte Rebekka, und ihre dunklen Augen funkelten.
    »Aber Rebekka…«, schaltete sich Jakob beschwichtigend ein. »Der Weinvorrat ist zu Ende. Das ist nach drei durchzechten Tagen auch nicht anders zu erwarten. Niemand wird dir das verübeln.« Er lächelte verständnisvoll. »Sag ihnen doch am besten ganz einfach die Wahrheit. Ein jedes Ding hat seine Zeit, lehrt uns die Schrift. Und wenn der Wein getrunken ist, so muss auch diese Feier einmal enden, wie alles in der Welt.«
    »Nein!« Rebekka stemmte die Fäuste in die Hüften. »Wir werden mit Wasser strecken, was noch da ist! Die sind alle viel zu betrunken, um den Unterschied zu schmecken.« Sie war fest entschlossen und wollte ihren Plan sofort umsetzen. Mit einer Handbewegung rief sie den Sklaven zurück. »Wie viel Wein haben wir noch?« Der Mann blickte seine Herrin ängstlich an und schaffte es nur, den Kopf zu schütteln.
    Mirjam sah es und verdrehte die Augen. »Rebekka, es ist gar nichts mehr da, und du kannst nichts mehr verdünnen«, stellte sie dann lakonisch fest. »Hast du das immer noch nicht begriffen?« Sie sah der anderen fest in die Augen und wartete auf ihre Antwort.
    Rebekka begann zu schluchzen und verbarg ihr Gesicht an
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