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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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der Brust ihres Onkels, der ihr ratlos und halbherzig auf den Rücken klopfte, während er Hilfe suchend zu Mirjam schaute. Aber die ließ nur ein verächtliches Schnaufen hören. »Dann sollen sie doch zu feiern aufhören«, murmelte sie, aber ein Blick auf Rebekka und Jakob zeigte ihr, dass dies keine Option war. »Also gut, ich rede mit meinem Sohn. Der wird das Problem schon lösen.« Sie drehte sich auf dem Fleck um und ging energisch auf den jungen Kohen zu.
    Rebekka schniefte und sah ihr nach. »Verstehst du das, Onkel Jakob? Was soll dieser Bücherwurm schon groß ausrichten?«, fragte sie den alten Priester. Doch Jakob bedeutete ihr zu schweigen und beobachtete Mirjam, die sich ihren Weg durch die Feiernden bahnte und direkt auf ihren Sohn zueilte. Sie unterbrach ihn, ohne die üblichen Höflichkeiten auszutauschen, und riss ihn aus einem Gespräch. Jakob beobachtete, wie der junge Kohen gehorsam und respektvoll aufstand und seiner Mutter zuhörte, wie es sich für einen Mann geziemte, der sein Leben Gott geweiht hatte. Er überragte seine inzwischen heftig gestikulierende Mutter fast um zwei Köpfe und hatte breite Schultern. Seine dunklen, aufmerksamen Augen waren konzentriert auf Mirjam gerichtet. Doch nach und nach, im Verlauf des Gesprächs, legte sich ein Schatten auf sein Gesicht. Schließlich schüttelte er so heftig den Kopf, dass der Pferdeschwanz, den er zum Zeichen seines Gelöbnisses trug, hin und her schaukelte. Dann hob er den Arm und bedeutete seiner Mutter mit dem Zeigefinger, sie solle sich entfernen. Und seiner zornigen Miene nach ziemlich schnell.
    »Unerhört…«, flüsterte Rebekka. »Er ist und bleibt ein Rabauke, er weiß nicht, dass er Vater und Mutter ehren soll, wie das Gesetz es verlangt.« Sie machte ein empörtes Gesicht. »Wer ist er denn schon?«, fuhr sie fort. »Ja, wer ist denn überhaupt sein Vater? Ich frage mich, warum mein Sohn unbedingt einen römischen Bastard als Rabbi auf seiner Hochzeit…«
    »Hüte deine Zunge, Rebekka!«, unterbrach sie Jakob streng. »Wir wissen, wer sein Vater ist. Und zwar Mirjams Ehemann. Auf das dumme Gerede gebe ich nichts. Tiberius Julius Abdes Pantera ist tot, gefallen im fernen Germanien. Gott ist gerecht!« Der alte Priester wollte gehen, aber er drehte sich doch nochmals zu Rebekka um. »Und du solltest besser deine Zunge im Zaum halten. Du sollst nicht falsches Zeugnis reden wider deine Nächsten. Auch das ist Gesetz, vergiss das nicht, mein Kind.« Dann kehrte er an seinen Platz bei den anderen Schriftgelehrten zurück und verfolgte von dort aufmerksam das weitere Geschehen.
    Nachdem seine Mutter gegangen war, hatte sich der junge Kohen mit einigen schnell hingeworfenen Worten bei seinen Freunden entschuldigt. Eine Zeit lang schlenderte er noch zwischen den Tischen umher und rieb sich mit den Fingern seine schlanke Nase, in Gedanken versunken. Dann fuhr er sich über den Bart, so als hätte er eine Entscheidung gefällt, und verschwand mit großen Schritten ins Freie.
    Er sieht überhaupt nicht wie ein Römer aus, dachte Jakob beim Anblick seines dunkelhaarigen Verwandten. Er ist Jude, so wie ich. Er hat sich gut entwickelt, hat den Weg seiner Väter eingeschlagen, aber kann sich noch nicht unterordnen oder zur rechten Zeit seinen Mund halten. Ein Lächeln spielte um die Lippen des alten Mannes. Dieser Überschwang, Vorrecht der Jugend! Ach was, aus dem Jungen wird noch einmal ein guter Priester werden, wie auch sein Großvater einer gewesen ist. Jakob streckte die müden Knochen und ließ seine Blicke über die Hochzeitsgesellschaft schweifen, entdeckte auch Mirjam in der Menge, die wiederum ihren Sohn nicht aus den Augen ließ. Sie hatte zufrieden gelächelt und genickt, als er das Fest verlassen hatte. Nun plötzlich drehte sie überraschend den Kopf und zwinkerte Jakob zu, der sich ertappt fühlte, wie ein kleiner Junge, der durch ein Schlüsselloch geblinzelt hatte.
    Nach einiger Zeit kam der junge Priester wieder zurück. Er sah ein wenig erschöpft aus, ging zu seinem Tisch und leerte den Becher auf einen Zug. Aus den Augenwinkeln beobachtete er noch, wie die Domestiken sechs Krüge in den Saal trugen, dann wandte er sich wieder an seine Freunde und stimmte in ihr Lachen und Scherzen ein, als wäre nichts geschehen.
    »Lechajim!«, riefen junge Männer dem Bräutigam zu und fielen ihm ausgelassen um den Hals. Gierig stürzten sie den Wein hinunter.
    »Eines musst du mir aber erklären…«, lallte einer von ihnen, dem die
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