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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Tropfen des Rebensaftes im Bart glitzerten. »Warum hast du den besten Wein bis zum Schluss aufgehoben, du Gauner?«
    Alle lachten lauthals, nur der Bräutigam sah sich fragend nach seiner Mutter um.
    Rebekka zuckte mit den Achseln. Da spürte sie plötzlich Mirjam neben sich.
    »Habe ich dir nicht gesagt, mein Jeschua hat eine Lösung?«, fragte Mirjam nicht ohne Triumph in ihrer Stimme. »Er ist ein guter Junge, auch wenn er öfters ziemlich halsstarrig sein kann.« Sie machte eine kurze Pause, rückte etwas näher an die andere Frau heran und fügte eindringlich hinzu: »Aber das ist ja eine Eigenart unseres Volkes, seit den Tagen mit Mose in der Wüste. Und, Rebekka, ich kann dich beruhigen: Er ist ganz sicher kein Römer! Ich muss es schließlich wissen, ich bin seine Mutter.«
    Mirjam unterdrückte ein Lachen über das entsetzte Gesicht ihrer Cousine, klopfte ihr zum Abschied auf den Arm und verschwand zufrieden zwischen den Tanzenden.
    Dies geschah in dem kleinen Ort Kenet-el-Jalil, der bei den Hebräern Kana heißt, damals, als C. Fufius Geminus und L. Rubellius Geminus Konsuln von Rom waren und Tiberius Iulius Caesar Augustus als Kaiser über das riesige Reich herrschte.

Prolog II I
8. März 1790, Herberge »Tre Galline«, Turin/Piemont
    D ie Abenddämmerung war früh über Turin hereingebrochen. Auffrischender Wind jagte Wolkenfetzen tief und schwarz über die norditalienische Stadt mit ihren zahllosen Kirchen und rechtwinkeligen Straßen. Der bedrohliche Himmel und die zunehmende Kälte trieben die Passanten rasch in ihre warmen Stuben, während der Sturm um die alten Häuser heulte, durch jede Ritze und in die hintersten Kammern drang. Er ließ selbst die Kerzen in der holzvertäfelten, separaten Stube des Gasthauses »Tre Galline« unweit des Turiner Domes flackern. Die Flämmchen zitterten und die Dochte zischten leise, als die Windsbraut durch die Schankräume schlich, Vorhänge und Wandbehänge bauschte.
    Außer dem einzelnen Reisenden aus dem weit entfernten Wien befand sich niemand in der Extrastube des alteingesessenen Wirtshauses. Der einsame Gast, kaum mehr als vier Fuß groß, war vornehm gekleidet, doch wer ihn genauer beobachtete, der sah hinter der eleganten Fassade einen verzweifelten Menschen. Balthasar Jauerling zitterte vor Todesangst, zum ersten Mal in seinem Leben. Sein Magen verkrampfte sich, und Schmerzwellen rasten durch seinen Körper. Um sich Abkühlung von der quälenden inneren Hitze zu verschaffen, hatte er seine gepuderte Perücke abgelegt und sie vor sich auf dem Tisch drapiert. Mit einem Taschentuch, gesäumt mit Brüsseler Spitze, wischte er sich immer wieder den Schweiß vom Gesicht. Aufgrund seiner schwarzen, kurz geschorenen Haare und den dunkelbraunen Augen hätte man ihn so ohne Weiteres für einen Sizilianer oder Neapolitaner halten können. Wäre da nicht seine blasse Hautfarbe gewesen, die unter seiner verwischten Schminke zum Vorschein kam.
    Misstrauisch blickte er sich immer wieder um, wenn die alten Fußbodenbretter knarrten oder irgendwo im Haus eine Türe zuschlug. Er sah die Schatten vor den Fenstern vorbeihuschen wie die Schemen aus seinen Albträumen, und sein Magen krampfte sich in einer dunklen Vorahnung wieder und wieder zusammen.
    Von den Gipfeln der Haute-Savoie im Westen kroch die klirrende Kälte immer tiefer in die Stadt, beflügelt von Sturmböen, so unerbittlich wie ein Tross unbarmherziger Husaren, der alles überrannte, was sich ihm in den Weg stellte.
    Für Jauerling waren es die Reiter der Apokalypse, und ihnen folgte der Tod auf seinem fahlen Pferd. Er hätte nicht hierherkommen dürfen, niemals. Es war ein völlig wahnsinniges Vorhaben und trotzdem … Er war immer noch Balthasar Jauerling, der Leiter des kaiserlichen Geheimdienstes, des berüchtigten Schwarzen Bureaus, und Geheimer Rat des vor wenigen Tagen verstorbenen Kaisers Joseph II. Doch er war sich auch bewusst, dass er weit weg war von den zivilisierten höfischen Szenen und den manierierten, in ihrer Strenge erstarrten Gesten der Hofschranzen, die das Zeremoniell am Wiener Kaiserhof bestimmten. Niemand dort wusste, wohin er gereist war, nachdem er bei dem prunkvollen Staatsbegräbnis dem einfachen Kupfersarg des Monarchen bis zur Kapuzinergruft gefolgt war. Mit jenen kurzen, trippelnden Schritten, die so typisch für ihn waren, wie immer gestützt auf seinen Stock. Jauerling lächelte und drehte den Knauf zwischen seinen Fingern. Er spürte beruhigt die zwei ineinander
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