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Teufel - Thriller

Teufel - Thriller

Titel: Teufel - Thriller
Autoren: Gerd Schilddorfer David Weiss
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Position verraten könnten.
    Sina sah die schemenhafte Bewegung im Dunkel und überlegte nicht lange. Mit einem Zischen schnellte ein schwarzer Jagdpfeil von der Sehne und raste durch die Nacht.
    Als die breite, geschmiedete Spitze seinen Unterarm mit einem hässlichen Geräusch durchbohrte und am Knochen abprallte, jagte eine Schmerzwelle durch den Körper des Angreifers. Erschrocken ließ er die Handgranate fallen. Sie polterte das Gerüst hinab und verschwand im Schnee. Sekunden später zerriss eine Explosion die Stille, Feuerzungen schossen das Gerüst empor, die Streben knickten ein, und die Konstruktion stürzte kreischend in sich zusammen.
    Im letzten Augenblick hielt sich der Eindringling am Mauerhaken fest und zog sich ächzend hoch. Ein weiterer Pfeil, der ihn nur um Zentimeter verfehlte, verriet ihm, dass Sina es persönlich genommen hatte. Nun galt es, so schnell wie möglich zu verschwinden.
    Wütend griff er mit der unverletzten Hand nach dem Seil und schwang sich über die Mauerkrone, während zwei weitere Pfeile über ihn hinwegzischten.
    Auf der Hälfte des Abstiegs entglitt ihm das Seil.
    Er stürzte ins Dunkel.

Prolog I I
Kenet-el-Jalil, Provinz Galiläa/ Römisches Reich unter Kaiser Tiberius
    I n dem kleinen Ort Kenet-el-Jalil in der römischen Provinz ging es hoch her. Drei Tage lang dauerte das Fest bereits, und der Lärm der Feiernden drang weit über den Buschwald in die staubige Ebene hinaus. Es schien, als wollten die gute Laune, das Lachen und das Tanzen gar kein Ende nehmen.
    Die schneeweißen Lehmziegelhäuser, die nun im hereinbrechenden Abend ganz rosa leuchteten, schmiegten sich an den Hang des Hügels, und der heiße, trockene Wind trug Gelächter und Musik über die Haine und Gärten. Im Westen dämmerte die Nacht herauf, und der Abendstern strahlte hell über den steinigen Hügeln und den knorrigen Olivenbäumen. Auf dem kleinen Marktplatz tummelte sich ein buntes, zusammengewürfeltes Völkchen. Nomaden und Kaufleute kochten Tee im Staub der Lagerplätze, während Frauen an den Zisternen ihre Krüge mit Wasser füllten. Zwei Geschichtenerzähler saßen unter einem ausgebleichten Vordach und hatten eine große Schar von Zuhörern um sich versammelt. Manchen kam es so vor, als seien die beiden Männer in ihren staubigen Burnussen schon immer da gesessen, seit ewigen Zeiten.
    Die ersten Feuer flammten auf. Einige der Reisenden, die mit ihren Waren und Herden auf der Straße nach Tiberias oder Jerusalem unterwegs waren, hoben ihre Köpfe in Richtung des hell erleuchteten Hauses an der Stirnseite des Platzes und lächelten. Eine Hochzeit war etwas Besonderes, dachten sie, als sie die geschmückte Chuppa im Hof stehen sahen, und sie klatschten gelegentlich den Takt der Musik mit. Der geschmückte Hochzeitsbaldachin vor dem Haus machte jetzt einen verlassenen Eindruck, nachdem sich alle Aktivitäten ins Innere verlagert hatten. Blütenblätter fielen vertrocknet von den Girlanden zu Boden, aber das tat der Feierlichkeit, die er ausstrahlte, keinen Abbruch. Einige der Männer am Marktplatz schwelgten in Erinnerungen und bei einigen weckte der Baldachin auch die Sehnsucht auf einen Neubeginn.
    »Heirate oder heirate nicht, beides wirst du bereuen«, scherzte ein römischer Händler und stieß seinem arabischen Sitznachbarn am Lagerfeuer mit dem Ellenbogen in die Seite. Dann zog er den Mantel fester über seiner Tunika zusammen, und seine Gedanken wanderten zu seiner Frau, seinem warmen Haus und seinen Sklaven daheim.
    Der Nomade schmunzelte in sich hinein, sah zu der ausgelassenen Feierlichkeit hinüber und nickte nachdenklich. »Wer hat das gesagt?«, fragte er dann.
    »Sokrates!«, sagte der Römer. »Ein hellenischer Philosoph.«
    »Na, der musste es ja wissen, mit seiner Xanthippe daheim«, antwortete der Araber, und alles begann zu lachen.
    Auf dem Fest, bei dem gerade das Abendessen zu Ende gegangen war, schwankten Braut und Bräutigam zum wiederholten Mal auf zwei Stühlen über die lachenden Köpfe der Feiernden hinweg. Alle riefen aus voller Kehle ihre Segenswünsche und prosteten den jungen Leuten so begeistert zu, dass der Wein über die Ränder ihrer Becher schwappte. Wie eine Insel im Sturm der Fröhlichkeit stand eine Gruppe älterer Schriftgelehrter etwas abseits und beobachtete ihrerseits den jungen Kohen, den Priester, der die Trauung begleitet hatte.
    »Gelobt, Du Ewiger, der erfreut Bräutigam und Braut!«, rezitierte der junge Geistliche laut den letzten der sieben
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