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Schwarzer Engel

Schwarzer Engel

Titel: Schwarzer Engel
Autoren: Gena Showalter
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1. KAPITEL
    V on hoch oben aus dem Himmel entdeckte Lysander seine Beute. Zu guter Letzt. Endlich kann ich es beenden . Sein Kiefer verkrampfte sich, seine Haut spannte. Vor Anspannung. Vor Erleichterung. Entschlossen sprang er von der Wolke, auf der er gestanden hatte, ließ sich pfeilschnell in die Tiefe fallen … Der Wind fuhr ihm peitschend durchs Haar …
    Als der Boden näher kam, ließ er seine Flügel hervorschnellen, lang, gefiedert und golden, fing sich in einer Luftströmung und verlangsamte seinen Fall.
    Er war ein Soldat der Einen Wahren Gottheit. Einer der Elite der Sieben, erschaffen vor Anbeginn der Zeit. In den vielen Jahrtausenden seines Daseins hatte er gelernt, dass es für jeden der Sieben eine Versuchung gab. Einen potenziellen Sündenfall. Wie Evas Apfel. Und wenn die Elitekrieger diese … Versuchung fanden, gingen sie kompromisslos dagegen vor – zerstörten sie, bevor sie die Engel zerstören konnte.
    Endlich hatte Lysander die seine gefunden.
    Bianka Skyhawk.
    Sie war die Tochter einer Harpyie und eines Phönix-Gestalt-wandlers. Sie war eine Diebin, eine Lügnerin und eine Mörderin, die noch an den grausigsten Taten Vergnügen fand. Schlimmer noch, sie war vom Blute Luzifers – sein schlimmster Feind und Erzeuger der meisten Dämonenvölker. Was bedeutete, dass Bianka seine Feindin war.
    Er lebte, um seine Feinde zu vernichten.
    Allerdings konnte er nur gegen sie vorgehen, wenn sie eines der himmlischen Gesetze brachen. Bei Dämonen wurde er zum Beispiel aktiv, wenn sie aus ihrem feurigen Verlies flohen, um auf der Erde zu wandeln. Was Bianka anging, die niemals zur Hölle verdammt worden war, müsste es etwas anderes sein. Was, wusste er nicht. Alles, was er wusste, war, dass er nie empfunden hatte, was die Sterblichen als „Begehren“ bezeichneten.
    Bis Bianka auf der Bildfläche erschienen war.
    Und das gefiel ihm gar nicht.
    Vor ein paar Wochen hatte er sie zum ersten Mal gesehen, mit ihrem langen schwarzen Haar, das sich ihr über den Rücken ergoss, den leuchtenden bernsteinfarbenen Augen und den blutroten Lippen. Als er sie beobachtet hatte, unfähig, sich abzuwenden, war ihm nur eine einzige Frage durch den Kopf gewabert: War ihre perlmuttschimmernde Haut so weich, wie sie aussah?
    So viel zum Thema Begehren. So etwas hatte er sich bei noch niemandem gefragt. Es hatte ihn nie interessiert. Doch jetzt war die Frage zur Obsession geworden, das Ergründen der Wahrheit zum Bedürfnis. Und das musste ein Ende finden. Sofort. Heute.
    Direkt vor ihr landete er, doch sie konnte ihn nicht sehen. Das konnte niemand. Er existierte auf einer anderen Ebene, gleichermaßen unsichtbar für Sterbliche und Unsterbliche. Er könnte ihr direkt ins Gesicht schreien und sie würde ihn nicht hören. Er könnte durch sie hindurchgehen und sie würde ihn nicht spüren. Auch riechen könnte sie ihn nicht, noch ihn auf irgendeine andere Weise wahrnehmen.
    Bis es zu spät wäre.
    Er hätte ein flammendes Schwert aus dem Nichts erschaffen und ihr den Kopf abschlagen können, doch er tat es nicht. Wie er bereits erkannt und akzeptiert hatte, konnte er sie nicht töten. Noch nicht. Doch genauso wenig konnte er ihr gestatten, ungehindert weiterzumachen, ihn in Versuchung zu führen und seinen gesunden Menschenverstand außer Kraft zu setzen. Was bedeutete, dass er sich damit zufriedengeben musste, sie in seinem himmlischen Zuhause einzusperren.
    Das musste für ihn nicht zwangsläufig zu einer grauenhaften Anstrengung werden. Er könnte die gemeinsame Zeit nutzen, um Bianka auf den rechten Weg zu bringen. Und der rechte Weg war natürlich sein Weg. Außerdem würde er da sein und könnte sich endlich von ihrem Einfluss befreien, wenn sie nicht mitmachte und schließlich jene unverzeihliche Sünde beginge.
    Tu es. Hol sie dir .
    Er streckte die Hand aus. Doch kurz bevor er die Arme um sie schließen und mit ihr davonfliegen konnte, bemerkte er, dass sie nicht mehr allein war. Finster verzog er das Gesicht und ließ die Arme an seine Seiten fallen. Bei seinem Vorhaben wollte er keine Zeugen.
    „Das ist der beste Tag aller Zeiten“, rief Bianka in den Himmel hinaus, breitete die Arme aus und drehte sich wild um sich selbst. In den Händen hielt sie zwei Champagnerflaschen, die ihrem Griff entglitten und krachend an den eisigen Bergen im tiefsten Alaska zerbarsten, die sie umgaben. Sie bremste sich, schwankte, lachte. „Ups.“
    Seine Miene verfinsterte sich noch mehr. Er verpasste die perfekte Gelegenheit,
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