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Testplanet Kratos

Testplanet Kratos

Titel: Testplanet Kratos
Autoren: Edmund Cooper
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mit dem Auftrag hier, den Planeten Kratos zu untersuchen. Und ihm zur Seite stand eine Stellvertreterin, die vielleicht schon bei der ersten Krisensituation in Panik geraten würde, oder auch nicht. Herrliche Aussichten! Ihm wurde nun klar, daß es von ihm etwas unfair gewesen war, sie gleich auf einen so verantwortungsvollen Posten zu hieven.
    »Wie geht’s voran, Matthew? Du führst das Programm jetzt schon seit anderthalb Stunden durch. Wie lange soll es denn noch dauern?«
    »Die Wiederbelebungsprozedur wird im normalen Tempo durchgeführt. Eine ordnungsgemäße Wiederbelebung erfordert zwischen einhundert und einhundertachtzig Minuten und richtet sich nach der Masse des Subjekts und seiner physischen Kondition. Eine beschleunigte Prozedur wird nur im Notfall angewandt. Anfrage: Handelt es sich bei der vorliegenden Situation um einen Notfall, Commander?«
    »Nein, verfluchter Blechhaufen. – Tut mir leid, Matthew.«
    Ohne auch nur einen Moment in seiner Arbeit innezuhalten, sagte Matthew: »Anfrage, Sir: Was tut Ihnen leid, Commander?«
    Conrad ärgerte sich zunehmend mehr über sich selbst. Er hätte vorher wissen sollen, daß es zu nichts führte, sich bei einem Roboter zu entschuldigen. »Bemerkung löschen. Fahre mit der normalen Prozedur fort.«
    Schließlich kam die Atmung in Gang. Matthew öffnete behutsam den Mund der Frau und legte die Sauerstoffmaske an. Die Körperreaktionen wurden deutlicher. Ihre Lider flatterten und öffneten sich dann, Indira rollte unsicher die Augen und senkte die Lider wieder. Die Brüste hoben und senkten sich. Indira stöhnte dumpf auf – ein kaum wahrnehmbarer Protestschrei.
    Endlich öffnete sie die Augen wieder und hielt sie auf. Indira begann langsam, ihre Umwelt zu erkennen. Sie versuchte, sich zu bewegen, verbrachte aber alle ihre schwachen Kräfte bei dem Versuch. Wieder stöhnte die Frau auf.
    Dann bemerkte Indira, daß sich jemand über sie beugte. Sie bemühte sich, das Gesicht zu erkennen. Indira sah ein männliches Gesicht, konnte es aber noch nicht identifizieren.
    Ein Zittern durchlief ihren Körper, dann schrie sie laut auf.
    Irgendwer oder irgend etwas, das außerhalb ihres Blickfeldes lag, sagte mit kalter, metallischer Stimme: »Lieutenant Smith reagiert normal und programmgemäß, Sir. Soll ich mit der Primärinstruktion beginnen?«
    »Nein, das werde ich übernehmen.« Dieses Mal hatte der furchterregend aussehende Mann gesprochen, der sich gerade über sie beugte.
    Und dann setzte in Indira Smith der schmerzliche Prozeß der Erinnerung ein.
     

 
4.
     
    Sanitäts-Lieutenant Indira Smith, ehemaliges Mitglied des Terranischen Katastrophen-Korps, war sichtlich nervös. Sie saß auf der Kante ihres Stuhls in einem kleinen Raum des Bürokomplexes von ExPEND; der Extrasolare Planeten-Erfassungs- und Normierungs-Dienst war Teil eines Projekts der Vereinten Nationen, von dem Indira noch nie etwas gehört hatte.
    Indira hatte die Annonce gesehen, während sie sich in Genesung von einem fehlgeschlagenen Selbstmordversuch befand. Ihr Psychiater hatte erklärt, sie hätte gar nicht wirklich Selbstmord begehen wollen, sondern lediglich versucht, Aufmerksamkeit für ihre mißliche Lage zu erregen.
    Die Annonce klang nicht uninteressant. Sie lautete schlicht und ansprechend:
    »Haben Sie einen hohen IQ? Sind Sie in gesunder Verfassung? Verfügen Sie über eine oder mehrere besondere Fähigkeiten? Haben Sie vielleicht das Leben auf der guten alten Erde satt? Falls die Endvorstellung in der geriatrischen Abteilung Sie nicht besonders fasziniert, falls Sie nicht an Ihre Familie oder an sonstige Verpflichtungen gebunden sind, dann rufen Sie uns an. Es ist immerhin möglich, daß wir das Leben für Sie etwas interessanter machen können.«
     
    Indira hatte die angegebene Nummer gewählt. Ein Robosek hatte dort abgehoben, ihre Identität überprüft, ihre Daten aufgenommen und ihr aufgetragen, in London das Test-Zentrum der Universal Enterprise aufzusuchen. Dort hatte man sie zunächst einer intensiven medizinischen Untersuchung unterzogen. Im Anschluß daran hatte ein Psychologen-Team sie stundenlang in die Mangel genommen. Dann hatte man ihr Intelligenz- und Initiative-Tests vorgesetzt. Und schließlich war sie in dieses kleine Büro im hundertvierzigsten Stock des Park Lane Towers gelangt.
    Erst hier hatte Indira zum ersten Mal etwas über die Abteilung erfahren, die die Annonce aufgegeben hatte. Aber mit dem Namen der Institution allein hatte sie noch nicht viel
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