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Testplanet Kratos

Testplanet Kratos

Titel: Testplanet Kratos
Autoren: Edmund Cooper
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Trauma immer verlorengehen. Wahrscheinlich hatten sie auch in diesem Punkt recht. Doch der Strom der Erinnerungen war ungestüm und sehr lebendig.
    Conrad ließ die Roboter in Reihe antreten und inspizierte auch sie. Matthew, Mark, Luke, John, Peter und Paul. Da Matthew über die Kontrollschaltungen verfügte, ließ Conrad ihn bei den anderen die Basis-Reflex- und -Reaktions-Tests durchführen. Alle sechs Roboter waren in einwandfreiem Zustand.
    »Sir, wünschen Sie nun, mit dem Wiederbelebungsprogramm fortzufahren?« erkundigte sich Matthew.
    Conrad dachte darüber nach. Der Schock des Wiedererwachens aus dem Scheintod in einem Schiff im Orbit war schon für einen erfahrenen Raumfahrer, der daran gewöhnt war, sich auf einem Hafthakenbelag durch ein Null-Schwerkraftfeld zu bewegen, kein Zuckerlecken. Wie viel schlimmer mußte sich dann der Moment der Wiederbelebung auf die »Landratten« auswirken?
    »Wir werden zunächst nur Lieutenant Smith wiederbeleben«, sagte Conrad schließlich. »Wenn sie es gut übersteht, fahren wir mit den anderen fort.«
    »Entscheidung registriert. Soll ich einen Eintrag ins Logbuch machen, Sir?«
    »Verdammt noch mal, ich bin der Commander dieses Schiffes, und ich führe daher das Logbuch«, gab Conrad barsch zurück.
    »Jawohl, Sir. Entscheidung registriert. Das Wiederbelebungsprogramm für Lieutenant Smith läuft jetzt an. Wollen Sie sich ausruhen, bis sie bei Bewußtsein ist?«
    »Nein, sie wird den Anblick eines menschlichen Gesichts dringend benötigen, wenn sie aus dem S.T. erwacht. Ich werde daher bei der ganzen Prozedur anwesend sein … Junge, habe ich jetzt vielleicht einen Hunger. Kann eine von euch Blechbüchsen Eier und Speck in die Pfanne hauen?«
    »Informationsfrage, Sir: Definieren Sie bitte den Terminus ›in die Pfanne hauen‹.«
    »Koch, verdammt nochmal, braten, ihr … Tut mir leid, ich bin noch recht erschöpft.«
    »Wir alle sind multiprogrammiert, Sir«, erklärte Matthew. »Ich muß allerdings einschränken, daß unsere Reaktionsschaltungen auf sprachliche Idiome nur unvollständig sind. – Alle sechs von uns können warme oder kalte Speisen zubereiten. In welchem Zustand wünschen Sie die Eier, und wie viele möchten Sie, Sir?«
    »Zwei, weich.«
    »Und der Speck, Sir?«
    Conrad blieb gereizt. »Speck, Scheiben, drei, knusprig, heiß, Ausführung – Kaffee, heiß, schwarz, gesüßt, einen halben Liter, Ausführung.«
    »Entscheidung registriert, Sir«, erklärte Matthew. »Mark wird sie vollziehen. Wo und wann wünschen Sie die Mahlzeit serviert zu bekommen, Commander?«
    »In der Wiederbelebungseinheit, und zwar in fünfzehn Minuten von nun an. Ausführung.«
    »Entscheidung registriert, Commander.«
    »Dann mal los«, sagte Conrad. »Ich wünsche, daß Lieutenant Smith mit Minimal-Trauma aus dem S.T. erwacht. Registriert?«
    »Wunsch registriert, Sir«, erklärte Matthew ungerührt.
    Lieutenant Indira Smith wirkte sehr klein und zerbrechlich, als Matthew mit seinen Thermal-Handschuhen sanft ihr blasses Fleisch massierte. So klein, so nackt, so schutzlos, wie ein ertränktes Kind …
    Da ihr Körper immer noch sehr kalt war, konnte Conrad deutlich die Trennlinie zwischen ihren richtigen Oberschenkeln und den prothetischen Beinen ausmachen. Die Kunstbeine waren ein Wunder der Technik, des anatomischen Designs und der Chirurgie. Conrad hoffte, sie würde lernen, mit diesen Prothesen zu leben. Die Finger seines eigenen prothetischen Arms begannen zu jucken, als ihm plötzlich die eigenen Kunstteile bewußt wurden …
    Conrad sah auf den kalten, teilnahmslosen Körper, von dem auch jetzt noch eine atemberaubende Grazie ausging, und fragte sich wieder einmal, ob es weise von ihm gewesen war, eine Frau zu seiner Stellvertreterin zu machen. Sicher, Sanitäts-Lieutenant Smith hatte ihre außerordentliche physische Zähigkeit bereits unter Beweis gestellt. Aber stand es mit ihrer geistigen Belastbarkeit ebenso gut? Conrad wünschte, ihm hätte mehr Zeit zur Verfügung gestanden, um sie besser kennenzulernen, um die Barriere zu durchbrechen, die sie nach ihren schrecklichen Erlebnissen in Brasilien als Schutz um sich herum errichtet hatte.
    Vielleicht hätte er sie vorher ins Bett schleppen sollen, bevor er sie für die ENTS rekrutierte. Im Bett, so sagte er sich, hätte er einiges mehr über Indira Smith erfahren können … Aber da waren ja die Vorfälle in Brasilien, und die machten ein solches Vorhaben so gut wie unmöglich.
    Nun stand er frisch vom Scheintod
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