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Testplanet Kratos

Testplanet Kratos

Titel: Testplanet Kratos
Autoren: Edmund Cooper
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Jupiter-Bar saß, begann er, seinen Entschluß zu bedauern. Die Bar war überfüllt, nur die Tische um ihn herum blieben unbesetzt. Die Flasche siebzigprozentigen Wodkas vor ihm hatte er bereits zur Hälfte geleert. Eis oder Tonic brauchte er nicht bei jedem Glas aufs neue zu bestellen. Sobald er sich ein Glas einschenkte, wurde es ihm unauffällig an den Tisch gebracht.
    Conrad kippte das achte Glas und konnte dann wieder lächeln. Er war sich durchaus bewußt, daß ungezählte Augenpaare jede seiner Bewegungen verfolgten. Conrad begriff jetzt auch, daß die Geschäftsführung der Bar es am liebsten sehen würde, wenn er verschwand, ohne dabei die Einrichtung auseinanderzunehmen. Aber Conrad hatte überhaupt nicht vor, gewalttätig zu werden. Doch warum der Geschäftsleitung diesen kleinen Nervenkitzel nehmen?
    Jemand marschierte auf ihn zu. Mutig, mutig!
    »Captain Conrad, darf ich Sie auf ein Wort sprechen?«
    Mittlerweile hatte Conrad schon einige Schwierigkeiten, seinen Blick zu fokussieren. Zumindest aber konnte er noch die Kleidung seines Gegenübers erkennen – ein gottverdammter Zivilist!
    »Hat man vergessen, Sie aufzuklären? Ich bin ein Monstrum. Also ziehen Sie wieder ab.«
    »Ich bin auch ein Monstrum, Captain Conrad, und ich habe überhaupt nicht vor, wieder abzuziehen.«
    »Ich bin mittlerweile Commander, Sie Birne.«
    »Also gut, Commander.«
    »Ex-Commander.«
    »Auch gut, also Ex-Commander.«
    »Wenn Sie von der Presse sind, dann werde ich Ihnen wahrscheinlich die Fresse einschlagen.«
    »Ich arbeite nicht für die Medien. Und wenn Sie versuchen sollten, meine Fresse zu treffen, werde ich Ihnen sozusagen vorab den gesunden Arm brechen.«
    Conrad lachte. »Okay, dann verstehen wir uns ja. Wollen Sie einen mittrinken?«
    »Sehr gern, ich stehe auf polnischen Wodka. Er erspart einem eine Menge Zeit.«
    »Genau.« Auf wundersame Weise stand plötzlich ein zweites Glas auf dem Tisch. Conrad schenkte ein, ließ den Wodka aber pur. »Ich bin Ihnen um einiges voraus. Sie müssen sich also ranhalten. Und dann erzählen Sie mir, was Sie zu sagen haben.«
    Der Zivilist leerte das Glas in einem Zug. Conrad runzelte die Stirn. »Das werden Sie noch bedauern, mein Freund.«
    Der Zivilist grinste. »Möglich. Aber ich spiele immer um hohe Einsätze. Mein Name ist John Doe – nein, glauben Sie mir, ich heiße wirklich so, und ich arbeite für die Extrasolare Kommission. Conrad, wie würde Ihnen ein neuer Anfang gefallen?«
    »Ein neuer Anfang wobei, Sie Komiker?«
    »Bei der Erforschung des Raumes. Unter Ihrem eigenen Kommando. Unter absoluter Eigenverantwortlichkeit.«
    »Ich denke immer noch, ich kann Ihnen die Fresse einschlagen, bevor Sie meinen Arm brechen.«
    Doe zuckte die Achseln. »Wollen wir nur hoffen, daß wir das nicht ausprobieren müssen. Also, was sagen Sie dazu, Conrad? Im Augenblick haben Sie nichts zu verlieren. Wir brauchen Leute mit Fähigkeiten und Anlagen. Also Leute wie Sie.«
    »Und was soll das für eine Raumforschung sein, die meine Fähigkeiten benötigt?«
    »Planetenauslese. Kolonialisierung. Eine ziemlich gefährliche Aufgabe. Wir verfügen noch nicht über gesicherte Statistiken, die uns Aufschluß über die Todesrate unter den bisher eingesetzten Teams geben können, aber ich denke mir, sie liegt relativ hoch.«
    »Erzählen Sie weiter, Mr. Doe.«
     

 
3.
     
    Conrad fühlte sich ausgezeichnet. Die Wiederbelebung lag nun mehr als sechs Stunden zurück. Er war nicht länger vom computerkontrollierten Programm oder der Effizienz der sechs Roboter abhängig. James Conrad hatte wieder das Kommando über die Santa Maria inne. Als guter Kommandant bestand seine erste Aufgabe darin, die Sicherheit des Schiffes zu überprüfen. Conrad war fast enttäuscht darüber, Schiff und Ladung in ausgezeichnetem Zustand vorzufinden. Und über den einzigen feststellbaren Schaden war er schon vorab informiert worden. Die Druckmesser hatten einige Störungen im Auftauchschild festgestellt.
    Während Conrad seine Inspektionstour im Schiff fortsetzte, strömten die Erinnerungen schnell, kompakt und ungezügelt in sein Bewußtsein ein, manchmal wie die ständig wechselnden Muster in einem Kaleidoskop. Die Psychologen hatten ihn gewarnt, daß er selbst im Zustand des Scheintods nicht vollständig vom Trauma des Überlichtflugs oder Halbraumsprunges verschont bleiben würde. Sie hatten darauf hingewiesen, daß eine vollständige Erinnerung ausgeschlossen sei. Irgendwelche Teile würden durch das extreme
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