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03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

03 Nightfall - Zeiten der Finsternis

Titel: 03 Nightfall - Zeiten der Finsternis
Autoren: Adrian Phoenix
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Prolog
    WIE FLÜSSIGES GLAS
    Seattle, Washington · 24.–25. März
    »Sind das die Leute, die in euer Haus eingebrochen sind?«
    Brisia Rodriguez sah nicht von ihrem Becher mit heißer Schokolade auf. Sie betrachtete eingehend die Schlieren weißer Sahne, die auf der Schokolade geschmolzen war, und weigerte sich, einen Blick auf die Fotos zu werfen, die Mr. Díon über den Tisch geschoben hatte.
    »Vernehmungsraum« hätte ihr Vater das kleine, hellgrün getünchte Zimmer mit dem Tisch und den zwei Stühlen genannt. Doch es war weder auf einem Polizeirevier noch einer FBI -Außenstelle. Das wusste sie, denn sie hatte beide während eines Berufsinformationstags in der fünften Klasse mit ihrem Vater besucht.
    »Geht es meinem Vater gut?«, fragte sie.
    »Er ist im Krankenhaus«, entgegnete Mr. Díon. »Aber deine Mama und deine Schwestern sind bei ihm. Sobald wir fertig sind, fahre ich dich hin. Einverstanden?«
    Brisia legte ihre Finger enger um den warmen Becher. »Wird er … wird er wieder gesund werden?« Sie hoffte inbrünstig, dass sie die andere Frage würde stellen müssen, die schreckliche, die sie nie, niemals laut aussprechen wollte. Sie hatte große Angst, dass es wie ein Fluch zu ihr zurückkommen würde, wenn sie sie tatsächlich in den Mund nehmen musste.
    Nononono. Denk nicht mal daran!
    Sie holte zitternd Luft und sog den schweren Duft der Sahne, der heißen Milch und der dunklen Schokolade ein. Ihr Magen krampfte.
    »Brisia.« Mr. Díons tiefe, beruhigende Stimme fühlte sich wie eine Hand an ihrem Kinn an, die ihren Blick sanft von ihrem Becher auf ihn lenkte. »Du bist die Einzige, die uns helfen kann, die Leute zu finden, die deinem Vater das angetan haben.«
    Sie blickte Mr. Díon an. Seine Augen erinnerten sie an Veilchen im Sonnenlicht. »Ich habe der Polizei schon alles gesagt«, erklärte sie. »Die haben alles niedergeschrieben.«
    »Ich weiß. Aber die Polizei weiß nicht, wen sie sucht. Wir dagegen schon – da bin ich mir sicher«, entgegnete Mr. Díon, dessen Stimme genauso warm und sanft klang, wie seine Augen aussahen. »Du musst dir nur noch diese Bilder anschauen, ja?«
    »Na gut«, antwortete Brisia. Sie richtete den Blick auf die drei Aufnahmen, die zwischen ihr und Mr. Díon auf dem Tisch lagen. Auf der ersten war ein Mann mit dunkelblonden Locken zu sehen. Ein Lächeln umspielte seine Lippen und zeigte sich auch in den Ecken seiner grünen Augen. Er erinnerte sie an diesen Schauspieler, diesen Matthew McConaughey.
    Dieser Matthew-McConaughey-Typ steht im Flur ihres Hauses und lächelt warmherzig und freundlich – fast als sollte er dort sein, sogar mit dieser Pistole in seiner Hand. Doch als sein Blick Brisia streift, sind seine Augen kalt wie Eis.
    »Er war da«, sagte Brisia. »Er hatte eine Waffe.«
    »Alexander Lyons. Gut, Brisia. Was ist mit dem nächsten Bild?«
    Brisia wandte ihre Aufmerksamkeit dem mittleren Foto zu und erkannte die attraktive rothaarige Frau. Nur der Anflug eines Lächelns zeigte sich auf ihrem Mund, doch der Blick ihrer himmelblauen Augen war offen und direkt. Brisia erinnerte sich an die geflüsterte Dringlichkeit in ihrer Stimme, als sie Brisia eilig zur Haustür geleitet hatte, nachdem der Matthew-McConaughey-Typ aus dem Zimmer geschlendert war.
    Ich will, dass du jetzt zu den Nachbarn läufst und sie bittest, den Notruf zu wählen. Kannst du das für mich tun?
    Brauchst du Hilfe?
    Mach dir keine Sorgen um mich. Lauf.
    »Heather Wallace«, sagte Mr. Díon. »Warum dachtest du, sie könnte auch Hilfe brauchen?«
    Brisia sah Mr. Díon an. Hatte sie laut gesprochen? »Na ja … ich habe gemerkt, dass sie den anderen Typen nicht mochte«, erklärte sie und berührte mit einem Finger das erste Foto. »Sie hat mich gebeten, die Polizei anzurufen. Ich glaube nicht, dass sie das getan hätte, wenn sie zu den Bösen gehörte.«
    Mr. Díon nickte. »Gut beobachtet. Ich wette, dein Papa ist sehr stolz auf dich«, sagte er. Seine veilchenblauen Augen schimmerten hell. »Hast du vor, später auch mal zum FBI zu gehen wie dein Vater?«
    »Ja«, antwortete Brisia, obwohl sie bis zu diesem Augenblick immer nur Tierärztin hatte werden wollen. Sie wollte Hunden, Katzen und Meerschweinchen helfen und sie gesund machen. So recht wusste sie nicht, ob das eine neue Entwicklung war, die sich da in ihr anbahnte, oder ob sie es nur behauptete, um mit Gott einen Pakt zu schließen. »Sind Sie auch FBI -Agent? Arbeiten Sie zusammen mit meinem Vater?«
    »Ich bin beim FBI .
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