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Testplanet Kratos

Testplanet Kratos

Titel: Testplanet Kratos
Autoren: Edmund Cooper
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leere rechte Ärmel war glatt und in die Tasche seiner Uniform gesteckt. Die vier goldenen Streifen, die am unteren Ende des linken Ärmels zu erkennen waren, wiesen den Mann als Captain in der Raumtruppe der Vereinten Nationen aus.
    Mit dem gesunden Auge starrte er unbeteiligt nach Vorschrift geradeaus. Ihm stand es nicht zu, zu beobachten, sondern nur zuzuhören. Nur den Worten zuzuhören, die unausweichlich seine Zukunft und alles, was er sich gewünscht und vorgenommen hatte, zerstören würde.
    Er stand vor einem Podium und einem langen Tisch, hinter dem fünf Männer saßen. Sie waren alle Angehörige der UN-Raumflotte. Einer bekleidete den Rang eines Commanders, zwei den eines Captains und einer den eines Kommodores. Und der Präsident des Kriegsgerichts war Admiral.
    Der Raum gehörte zu einer der kühnsten Strukturen auf Luna, einem gewaltigen, transparenten Dom aus Doppel-Plastiglas. Die einzelnen Scheiben waren in ein weitverzweigtes Netzwerk aus Stahlstreben eingelassen, die von der Spitze wie ein Spinnennetz herabfielen. Das Plastiglas war fast so fest wie Stahl und dabei leichter als Titanium. Außerdem waren die Scheiben phototropisch.
    Captain James Conrad, Träger des Raumdienst-Verdienstkreuzes mit Silberspange, war jetzt schon klar, wie das Urteil des Kriegsgerichts lauten würde. Es konnte gar nicht anders ausfallen, wollte man die Disziplin der Truppe aufrecht erhalten. Aber Conrad spürte keine Reue, nur Bedauern. Er hatte viel aufs Spiel gesetzt und verloren.
    Der Präsident des Kriegsgerichts erhob sich.
    »Captain Conrad, Kraft der Autorität, die mir vom Raumkommando der Vereinten Nationen, Abteilung Solar-Patrouille, verliehen wurde, habe ich dieses Kriegsgericht einberufen, um die Beweise zu untersuchen, die Kommodore Erwin G. Steffens, befehlshabender Offizier des Lunar-Geschwaders, zur Unterstützung seiner drei Anklagepunkte gegen Sie zusammengetragen hat. Gemäß den Paragraphen des Raumdienst-Rechts habe ich die Pflicht, Sie ein letztes Mal zu fragen, ob Sie die Rechtsgültigkeit dieses Gerichts anerkennen. Ich habe Sie darauf hinzuweisen, daß Ihnen bei einer negativen Antwort das Recht auf Berufung offensteht. Sollten Sie dieses Gericht jedoch anerkennen, ist das Urteil desselben unwiderruflich. Captain Conrad, anerkennen Sie immer noch die Rechtsgültigkeit dieses Gerichts?«
    »Ich anerkenne sie, Sir.«
    Was hätte er davon, wenn er die ganze Prozedur noch einmal auf sich nehmen würde? Die Beweise würden immer noch die gleichen sein, das Urteil würde genauso ausfallen.
    »Ihre Antwort, Captain Conrad, ist ins Gerichtsprotokoll aufgenommen worden. Bevor ich das Urteil verkünde, das von der Mehrheit meiner Offizierskollegen und mir gefällt wurde, muß ich Sie noch fragen, ob Sie gegen irgendeines der Beweisstücke Einspruch einlegen wollen. Sollten Sie sich dazu entschließen, wird das betreffende Beweisstück einer nochmaligen Untersuchung unterzogen, und dadurch könnte das Urteil beeinflußt werden, das von diesem Gericht gefällt wurde. Erheben Sie also einen Einwand?«
    »Negativ, Sir.«
    Er war sowohl vom Ankläger als auch vom Verteidiger fair behandelt worden. Die vorgelegten Beweisstücke konnten nicht geleugnet werden. Doch plötzlich erwachte Conrads Neugierde. Der Admiral hatte von einer Mehrheitsentscheidung gesprochen, nicht von einer einstimmigen. Wer von den fünfen war der Offizier, der bei ihm Gnade hatte walten lassen wollen? Wahrscheinlich einer von den Captains oder alle beide. Sie würden am ehesten verstehen, warum er so und nicht anders gehandelt hatte.
    Der Präsident fuhr fort: »Zuletzt muß ich Sie, Captain Conrad, fragen, ob Sie Grund zu der Annahme haben, einer der Offiziere, die hier vorgetreten oder Bestandteil des Richterkörpers sind, habe aus persönlicher Animosität vor oder während dieses Verfahrens gehandelt oder ausgesagt?«
    »Negativ, Sir.«
    Steffens hatte ihn nie gemocht, aber auf der anderen Seite hatte er auch Steffens nie viel Sympathie entgegengebracht. Der Kommodore war ein Schreibtischhengst, der anscheinend Papiere, Vorschriften und Diensthandbücher für wichtiger hielt als Menschen. Conrad selbst war Raumfahrer. Aber das machte jetzt auch nichts mehr aus. Conrad hatte wissentlich nicht den Befehlen seines vorgesetzten Offiziers gehorcht. Und allein darauf kam es an.
    Der Gerichtspräsident Admiral Kotusow räusperte sich vernehmlich und nahm einen Stapel Papiere vom Tisch. Er rückte seine altmodische Brille gerade und
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