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Testplanet Kratos

Testplanet Kratos

Titel: Testplanet Kratos
Autoren: Edmund Cooper
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schon einen Ersten Offizier, der wegen Befehlsverweigerung abgeurteilt worden war? Conrad machte sich in dieser Hinsicht keine Illusionen mehr. Bei realistischer Einschätzung seiner Lage würde die nähere Zukunft für ihn unbegrenzten Urlaub auf Terra bei halbiertem Sold bereithalten.
    Dann wurde Conrad unvermittelt bewußt, daß Kotusow sich wieder hingesetzt hatte und alle im Raum ihn anzustarren schienen.
    Conrad fummelte nervös an seiner Dienstmütze herum und schaffte es irgendwie, sie auf den Kopf zu setzen. Er salutierte, so gut ihm das möglich war, mit dem falschen Arm.
    »Sir! Vielen Dank, Sir«, sagte er mit fester Stimme. Dann marschierte er unter aller Augen steif wie eine Gliederpuppe aus dem Sternenraum.
    Im Vorzimmer erwarteten ihn bereits wie ein Rudel hungriger Wölfe die Herrschaften von den Medien. Sie hätten ihn beinahe zerquetscht.
    »Captain Conrad, haben Sie einen fairen Prozeß erhalten?«
    »Positiv. Leider muß ich zugeben, nicht vorschriftsmäßig gekleidet zu sein, da man mich degradiert hat.«
    »Werden Sie Berufung einlegen, Sir?«
    »Negativ.«
    »Millionen Bürger von Terra stehen auf Ihrer Seite, Captain – äh – Commander. Ist Ihnen bekannt, daß eine Petition mit schätzungsweise fünf Millionen Unterschriften von Bürgern aller Nationen zu Ihren Gunsten dem Generalsekretär übergeben werden soll?«
    »Das war mir nicht bekannt, aber ich will es auch gar nicht wissen. Bitte erlauben Sie mir nun, das Gebäude zu verlassen. Soweit es mich betrifft, ist der Vorfall nun abgeschlossen und zu den Akten gelegt.«
    »Captain, würden Sie zustimmen, sich von einer politischen Partei aufstellen zu …?«
    Conrad verlor die Geduld. »Gentlemen, ich bin müde und erschöpft. Ich möchte mich gern ausruhen. Würden Sie mich nun bitte vorbeilassen?«
    »Commander, trifft es zu, daß Sie schon seit längerem Streit mit Kommodore Steffens haben und daß …?«
    »Entschuldigen Sie mich nun, ich möchte vorbei.«
    Aber sie ließen ihn nicht gehen, denn Conrad war die Nachricht des Tages. Die Vid-Leute bildeten eine undurchdringliche Barriere vor ihm.
    James Conrad hob einen Arm. »Ich beabsichtige, dieses Gebäude zu verlassen, und ich wünsche nicht, daß einer von Ihnen mir folgt. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
    »Sir, eine letzte Frage bitte. Es heißt gerüchteweise, eine Frau sei die Ursache für Ihren Streit mit Kommodore Steffens. Können Sie dazu etwas …?«
    Conrad schlug gerade und präzise zu. Der Reporter ging gurgelnd zu Boden. Ein Trupp besonders mutiger Kollegen ließ aber immer noch nicht von Conrad ab.
    »Es wurde berichtet, Sie seien psychisch instabil. Möchten Sie sich dazu äußern?«
    Conrads gesunde Faust schoß wieder vor.
    Ein letzter Mann trotzte Conrad und bemerkte genüßlich: »Das Interview wird in diesen Sekunden live übertragen, Commander. Ich kann nur hoffen, daß Sie sich Ihres Verhaltens bewußt sind.«
    Schwärzester Zorn durchflutete Conrad. »Ich bin mir dessen bewußt, mein Freund, und auch, daß Sie und Ihre Kollegen eine Bande Geier sind. Nun treten Sie zur Seite.«
    Aber der Mann rührte sich nicht. »Wollen Sie wirklich behaupten …?«
    Zielsicher trat Conrad den Reporter in den Unterleib, und als der Mann vornüberfiel, hieb er ihm noch mit der Handkante in den Nacken.
    Einige protestierten lautstark. Aber alle machten Conrad bereitwillig Platz.
    »Gentlemen, ich hoffe, Sie haben nun begriffen, was ich Ihnen schon die ganze Zeit gesagt habe«, erklärte Conrad gelassen. Wie ein Schock traf ihn dann die Erkenntnis, daß er mit dieser kleinen Vorstellung seine Raumkarriere endgültig zerstört hatte. Er hatte seine psychische Instabilität eindrucksvoll vor aller Öffentlichkeit demonstriert.
    Kurz senkte sich Schweigen über den Vorraum. Die Medienleute bildeten eine Gasse für Conrad.
    »Ich werde schon dafür sorgen, daß dieses Schauspiel Ihnen den Hals brechen wird«, brummte ein Reporter.
    James Conrad brauchte dringend etwas zu trinken. Sollte er sich auf sein Zimmer im Geschwader-Quartier zurückziehen, sich eine Flasche kommen lassen, sich vollaufen lassen und sich dabei selbst bedauern? Nein, bei Gott, nein! Alle sollten ihn sehen, die ganze Öffentlichkeit sollte mitbekommen, daß James Conrad, Commander des R. D. V. N. i. R. (er hatte beschlossen, sein Abschiedsgesuch zu schreiben) sich nicht seiner Taten schämte. Zumindest nicht seines Versuchs, die Besatzung der Einstein zu retten.
    Als er später an einem Tisch in der
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