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Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Verrat auf der Venus (Weltraumpartisanen) (German Edition)
Autoren: Mark Brandis
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Kapitel 01
    Es gibt Tage im Leben, die sich dir so überdeutlich einprägen, daß sie in der Erinnerung untilgbar weiter existieren, was immer später auch geschieht. Du erinnerst dich an sie mit all ihren Einzelheiten, ohne daß es dazu irgendwelcher Aufzeichnungen oder anderer Gedächtnisstützen bedarf.
    Ein solcher Tag war für mich dieser 2. Mai: ein Tag, der mehr als alles, was sich bislang zugetragen hatte, mein Leben verändern sollte – und nicht nur meines.
    Um 06.15 Uhr war Delta VII zu einem Instrumentenerprobungsflug aufgestiegen, und nun rief uns die blecherne Lautsprecherstimme zurück zu den heimischen Kochtöpfen.
    »Delta VII, Ihre Landung ist jetzt freigegeben. Setzen Sie den Anflug vollautomatisch fort. Ende.«
    Ich schaltete die Automatik wieder ein, und ein gedämpfter Summton verriet mir, daß die Computer ihre Arbeit aufgenommen hatten, die bis zum Aufsetzen alle meine weiteren Handgriffe überflüssig machten, was freilich nicht bedeutete, daß ich meinen Platz verlassen durfte. Beim geringsten Anzeichen einer Störung mußte ich bereit sein einzugreifen.
    Die bläuliche Bergkette der Sierra Alpina kam in Sicht mit der silbrigen Perlenschnur der Towns, die sich an ihrer Südflanke dahinwand, jener dreizehn Städte, die seit rund einem halben Jahr die unabhängige Republik Venus bildeten.
    Ich griff zum Bordbuch. »Ende des Instrumentenkontrollfluges«, meldete ich. »Haben Sie etwas zu beanstanden, Lieutenant Stroganow?«
    Iwan Stroganow, der Navigator, schüttelte fast unmerklich den Kopf, der an den Schläfen bereits zu ergrauen begann. »Keine Beanstandungen, Sir.«
    Ich vermerkte es im Bordbuch und wandte mich an den Bordingenieur. »Lieutenant Ibaka?«
    Ich konnte Antoine Ibakas schwarzes Gesicht im Spiegel sehen, als er ebenso knapp zur Antwort gab: »Keine Beanstandungen, Sir.«
    Ich vermerkte es ebenfalls und füllte nun meinerseits die beiden Rubriken Commander und Pilot aus. Auch von mir aus gab es nichts zu beanstanden, wenn man von der Kleinigkeit absah, daß meine Ernennung zum Commander eine rein nominelle Angelegenheit geblieben war, da ich noch immer mein eigener Pilot sein mußte. An diesem Umstand zeigte es sich, daß die Autonomie der Venus doch ein Wagnis war, herbeigezwungen, doch keinesfalls harmonisch gewachsen. Immer stärker machte sich der Mangel an geschultem Fachpersonal bemerkbar. Der Pilotennachwuchs wurde von der Strategischen Raumflotte, die sich auf die Verteidigung vorbereitete, gierig aufgesogen, so daß für die zivile Raumfahrtbehörde VEGA und ihr Forschungsprogramm kaum jemand übrigblieb.
    Um 10. 12 Uhr setzte Delta VII auf, und ich schaltete das Triebwerk ab und unterbrach die Stromzufuhr, worauf die roten und grünen Kontrolleuchten sofort erloschen.
    Ibaka legte den Sicherungshebel herum und drückte auf den Knopf der Schleusenautomatik. Surrend fuhren die beiden Luken auf, und wir gingen von Bord.
    Während wir in den bereitstehenden Transporter kletterten, setzte sich schon das fahrbare Gerüst mit den Monteuren in Bewegung. Delta VII wurde der üblichen Inspektion unterzogen. Flüchtig nahm ich noch wahr, daß das Gerüst längsseits ging und dann wie die beiden Schalen einer gigantischen Muschel langsam zusammenklappte, bis das Schiff von allen Seiten umschlossen war, dann schwebte der Transporter auch schon davon.
    Was ich gesehen hatte, reichte aus, um jene unselige Erinnerung wieder wachzurufen, die mich oft bis in die Nächte hinein verfolgte. Es fiel mir ein, daß ich schon einmal Commander gewesen war und daß die Mißachtung eines Gerüstes, das diesem sehr ähnlich gewesen war, mich in meiner Laufbahn um Jahre zurückgeworfen hatte.
    Es war damals gewesen, als die Expedition des Colonels Rublew im Raum verschollen blieb. Nur wenige Tage zuvor hatte mir VEGA das Kommando über eines ihrer Alpha -Schiffe übertragen: eine Verantwortung, der ich wohl noch nicht gewachsen war. Sonst hätte ich das Schiff wohl kaum entgegen jeder Vorschrift und besseren Einsicht aus der Inspektion herausgenommen, um mich auf eigene Faust an der Suche zu beteiligen.
    Wenn ich Erfolg gehabt hätte, wäre man sicherlich milder mit mir ins Gericht gegangen, denn Erfolg ist seit je die beste Entschuldigung. Die Geschichte der Menschheit beweist es. Aber gerade der Erfolg blieb mir versagt, und schuld war ich selbst.
    Die Katastrophe ereignete sich bereits beim Start.
    VEGA verlor ein Raumschiff, ein Mann meiner Besatzung das Leben, ich selbst den Rang eines
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