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0239 - Der Höllenwurm

0239 - Der Höllenwurm

Titel: 0239 - Der Höllenwurm
Autoren: Jason Dark
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Sie zündete sich die nächste Zigarette an. Die Beine hatte sie hochgelegt, die Augen halb geschlossen. Manchmal zuckte es um ihre Mundwinkel, und im Zimmer selbst war es still wie in einem Grab. Kein Lufthauch bewegte die Vorhänge an den Fenstern. Auch von draußen drang kein Lärm durch die Mauern. Es blieb still.
    Tanith saß so, daß sie die Kugel im Blickfeld hatte. Geheimnisvoll schimmerte sie, und sie stand in einem Kelch aus Gold, dem Kelch des Feuers, der in einem ursächlichen Zusammenhang mit der Kugel stehen mußte, denn er schien für sie nur allein geschaffen worden zu sein. Bis heute hatte sie sich immer auf die Kugel verlassen können. Sie konnte in ihr nicht nur sehen, sondern auch Verbindungen zu anderen Dämonenreichen herstellen. Aus diesem Grunde gehörte Tanith zu den wenigen Menschen, die genau wußten, daß es nicht nur die normale Welt gab, sondern auch eine andere – die der Geister und Dämonen. Sie dachte an John Sinclair und dessen Freund Suko. Die beiden waren unterwegs zu einem Pariser Kommissar. Tanith dachte aber auch daran, daß die Menschen der Stadt in großer Gefahr schwebten, denn Belphégor war wie aus dem Nichts wieder erschienen.
    Er war wieder zurückgekehrt, und er wollte härter als zuvor zuschlagen. Dabei war Tanith der Stein des Anstoßes gewesen. Sie hatte John Sinclair und Suko nach Paris geholt. Jetzt war Tanith erst einmal aus dem Spiel, während Sinclair und Suko zu Kommissar Fleuvee gefahren waren. Zweimal hatte John Sinclair zwischenzeitlich angerufen, doch Tanith konnte ihm nur mit negativen Meldungen dienen, denn die Kugel reagierte immer noch nicht. Es war schon eine vertrackte Lage. Der letzte Anruf lag einige Zeit zurück, und Tanith glaubte, daß sich inzwischen etwas getan hatte. Eigentlich rechneten John Sinclair und Suko mit einem Zuschlagen des Dämons noch in der kommenden Nacht.
    Möglicherweise hatten sie damit auch recht, und Tanith wollte es jetzt genau wissen. Sie gab sich einen Ruck und stand auf. Das Telefon befand sich in der Nähe. Sie hob den Hörer ab und wählte eine bestimmte Nummer, die sie aufgeschrieben hatte. »Büro Kommissar Fleuvee«, hörte sie eine junge Mädchenstimme.
    »Bon soir, Mademoiselle«, begrüßte die Hellseherin das Mädchen.
    »Ist es möglich, den Kommissar zu sprechen?«
    »Bedaure, Madame, das geht nicht.«
    »Es ist dringend, ich…«
    »Der Kommissar ist nicht im Büro.«
    »Dann geben Sie mir bitte Monsieur Sinclair. Sie wissen schon, der Kollege aus England…«
    »Auch da muß ich Sie enttäuschen, Madame. Die Herren sind zusammen weggefahren.«
    Tanith fragte nach dem Ziel.
    »Zum Park.«
    »Welcher?«
    »Parc du Champs de Mars. Am Eiffelturm…«
    »Ja, ich weiß. Und Sie wissen nicht, was dort geschehen ist? Man hat mir gesagt, daß es sich unter Umständen um eine Demonstration…«
    »Um so etwas handelt es sich tatsächlich. Wie ich diese Demos kenne, wird es lange dauern, bis der Kommissar mit seinen Kollegen zurückkehrt. Die Protestmärsche lösen sich immer erst am frühen Morgen auf. Ich spreche da aus Erfahrung, Madame.«
    »Das glaube ich Ihnen. Haben Sie vielen Dank.«
    »Bitte sehr, Madame.«
    Nachdenklich legte Tanith den Hörer auf die Gabel. Ihre ansonsten glatte Stirn zeigte nun ein Faltenmuster. Das Mädchen im Büro des Kommissars hatte von einer Demonstration gesprochen.
    Eine recht harmlose Beschreibung für das, was sich tatsächlich abspielte. Eine Demo war es unter Umständen tatsächlich.
    Allerdings für einen Dämon – für Belphégor.
    Tanith war plötzlich hellwach. Auch die Depression merkte man ihr nicht mehr an. Sie hatte jetzt eine Spur. Vielleicht war mit diesem Anruf wieder alles ins rechte Lot gerückt. Sie schielte auf ihre Kugel.
    Sollte sie es noch einmal versuchen? Es war ja so einfach. Sie brauchte sich nur… Ihre Gedanken brachen ab. Nein, zuerst wollte sie einen Schluck trinken. Nur nichts überstürzen. In der Küche stand noch Orangensaft in einer großen Karaffe. Tanith goß ein Glas voll und leerte es in kleinen Schlucken. Sie merkte gleich darauf, daß sie sich wieder besser fühlte. Alte Energien kehrten in ihren Körper zurück und gaben ihr die nötige Kraft.
    Tanith verließ die Küche mit einem völlig anderen Gefühl.
    Irgendwie hatte sie das Gefühl, daß die Sterne jetzt für sie günstiger standen.
    In ihrem ›Arbeitszimmer‹ wehten noch immer die Rauchschleier der Zigarette. Die Luft war zum Schneiden dick. Das störte Tanith nicht. Sie würde
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