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Roulette der Liebe

Titel: Roulette der Liebe
Autoren: Elizabeth Lowell
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1. Kapitel
    Canyon City, Colorado Spätsommer 1867
    Sie war ohne Geld und Glück, einsam und verzweifelt - das Mädchen, das sich Evening Star nannte. Und so tat sie das einzige, was ihr einfiel, um am Pokertisch im Saloon bleiben zu können: Sie bot sich selbst als Spieleinsatz an.
    Doch noch mischte Eve mit verblüffender Geschwindigkeit die Karten und arrangierte sie so geschickt, wie Donna Lyon es sie gelehrt hatte. Dabei vermied sie es, zu dem dunkelhaarigen Fremden hinüberzuschauen, der sich wortlos an ihrem Tisch niedergelassen hatte. Das harte, aber doch attraktive Aussehen des Mannes verunsicherte sie.
    Als Mädchen hatte man schon genug damit zu tun, mit Banditen wie Raleigh King und Jericho Slater fertig zu werden. Eve konnte nicht auch noch einen gutaussehenden Fremden gebrauchen, dessen Nähe sie so irritierte, daß ihre noch immer schmerzenden Hände zu zittern begannen.
    Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen, und sagte: »Jeweils fünf Karten werden abgehoben. Der Tisch gibt. Machen Sie Ihren Einsatz.«
    »Nur eine Minute, kleine Lady«, warf Raleigh King ein. »Sie sind pleite. Wo bleibt Ihr Einsatz?«
    »Befindet sich direkt vor Ihnen.«
    »Wie?«
    »Ich bin der Einsatz, Mr. King.«
    »Sie?« fragte Raleigh ungläubig.
    Reno Moran brauchte nicht erst zu fragen. Ihm war bereits die entschlossene Haltung des Mädchens aufgefallen, als er sich vorhin gesetzt und nach den Karten gegriffen hatte. Es war diese Mischung aus festem Blick und leicht zitternden Lippen gewesen, die ihn von der anderen Seite des Raumes herbeigelockt hatte.
    Was auch immer geschah, er wußte, sie meinte jedes Wort ernst.
    »Richtig, ich biete mich selbst als Spieleinsatz an.«
    Eve warf einen flüchtigen Blick auf die Juwelen und Münzen, die vor jedem Mann auf dem Tisch aufgehäuft lagen.
    »Ich bin genauso viel wert wie alles, was jeder einzelne von Ihnen im Moment besitzt«, fügte sie hinzu.
    Dann lächelte sie ein strahlendes, leeres Lächeln und fuhr fort, die Karten zu mischen.
    Stille breitete sich am Pokertisch aus, gefolgt von überraschtem Raunen und Murmeln. Die anderen Männer im Raum fragten sich gegenseitig, ob sie richtig gehört hatten.
    Das Geflüster bewies Reno, daß viele Männer das Mädchen begehrt hatten. Doch keiner von ihnen hatte sie bisher bekommen. Renos schwarzer Schnurrbart hob sich in der Andeutung eines zynischen Lächelns. Es war immer wieder das alte Spiel. Mädchen lockten mit ihren Reizen und machten tausend Versprechungen, und dann verweigerten sie ihre Körper.
    Reno ließ seinen Blick von dem Kartenstapel zu den Händen des Mädchens gleiten und dann zu ihrem Gesicht. In der gedämpften Beleuchtung des Saloons waren ihre Augen von einem klaren, durchscheinenden Goldton, der dem Laternenlicht glich, das auf ihrem goldbraunen Haar spielte. Der Schnitt ihres Kleides war recht dezent, aber es war aus purpurroter Seide gefertigt, die einen Mann wohl auf den Gedanken bringen konnte, wie es sein mochte, all die glänzenden Jettknöpfe zu öffnen und die schimmernde Haut unter dem Stoff zu berühren.
    Reno war irritiert von der Richtung, die seine Gedanken nahmen. Er war alt genug, um es besser zu wissen. Er hatte sich verführen und hinhalten lassen von der hervorragendsten Expertin auf diesem Gebiet, seit Eva Adam von der verbotenen Frucht hatte kosten lassen.
    Slater blickte Reno an, während er mit der Hand über die Perlen und Goldmünzen strich, die er zuvor von Eve gewonnen hatte.
    »Ich denke, dies müßte im Wert dem Ring entsprechen, den Sie Raleigh abgewonnen haben«, sagte er zu Reno, »und es sollte einen verdammten Batzen mehr wert sein als das Tagebuch, das du da noch hast«, fügte er zu Raleigh gewandt hinzu.
    »Zur Hölle mit dem, was du denkst«, entgegnete Raleigh heftig. »Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, daß dieses alte Journal hier eine echte spanische Schatzkarte enthält, die mehr wert ist als alle Perlen des Orients.«
    Slater betrachtete das Buch mit kaltem Blick, erwiderte jedoch nichts auf Raleighs Behauptung.
    Reno griff nach dem edlen, uralten Ring, den er vor kurzem von Raleigh gewonnen hatte. Die Smaragde funkelten eingebettet in Gold, das so rein war, daß er mit seinem Fingernagel einen Eindruck hinterlassen konnte.
    Die Steine waren weiß Gott schön, doch es war das Gold, das Renos Interesse fesselte. Gold zu fühlen, sein Gewicht zu spüren, hatte für ihn etwas Einmaliges und war mit nichts zu vergleichen. Die Haut einer Frau fühlte sich süß und
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