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Sternenfaust - 006 - Gefangene der Chaarck

Sternenfaust - 006 - Gefangene der Chaarck

Titel: Sternenfaust - 006 - Gefangene der Chaarck
Autoren: Christian Schwarz
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»Ich Unglücklicher, was habe ich getan?«, jammerte er. »Nun kann ich nicht mehr Genetischer Vater werden. Lass dies aber Strafe genug sein, allsehender Charadanuck, töte mich nicht für meinen Frevel.«
    Jetzt, da das Angsthormon Somoton in großen Mengen seinen Körper durchtoste, konnte sich der Erste Priester Kelleneck schnell und geschmeidig erheben, was er auch umgehend tat. Fassungslos starrte er auf die am Boden liegende Kallracha, die sich nicht rührte und genauso nackt war wie er selbst.
    Der Zustand des Nacktseins als solcher war nichts peinlich Anrührendes für einen Chaarck. Im Gegenteil. Es war ein Zustand, der dem großen Lustbarmacher Charadanuck wohlgefällig war und den dieser von seinen Kindern verlangte, wann und wo immer es ging – vorausgesetzt, die Nacktheit ging mit möglichst zahlreichen Heißphasen einher.
    Das Entsetzliche war vielmehr, dass Kelleneck und Kallracha ihre letzte Heißphase anscheinend direkt unter dem riesigen Standbild des Allgottes ausgelebt hatten. Und das war eine Todsünde. Denn nicht einmal der Erste Priester durfte »die Intimität Charadanucks« beflecken.
    Kelleneck stierte an den sechs riesigen Beinen hoch, die ihn in großen Abständen umgaben und einen mächtigen Leib trugen, der sich vorne aufrichtete. Letzteres konnte er von seinem momentanen Standpunkt aus nicht sehen, aber er kannte das Abbild des Allgottes von zehntausend Besuchen bis ins kleinste Detail.
    Kelleneck sah sich in der riesigen domartigen Höhle um, die dem Allgott Charadanuck Heimat war. Hier hinein durften normalerweise nur die höchsten Priester, und er erblickte niemanden außer sich und Kallracha.
    Seine Gedanken rasten plötzlich. Wenn kein anderer Chaarck von seiner und Kallrachas Tat erfuhr, konnte er vielleicht doch noch Genetischer Vater werden.
    Mein Herr Charadanuck, Allgütiger, Allweiser, wenn du in meinem Verhalten einen Frevel gesehen hättest, dann hättest du mir sicher nicht die schönste Heißphase meines Lebens geschickt, als ich mich mit Kallracha in deiner Intimität aufhielt. Deswegen bin ich sicher, dir wohlgefällig und in deinem Sinne gehandelt zu haben , rechtfertigte Kelleneck sein Verhalten mit einer ziemlich abenteuerlichen Interpretation der Dinge, die mit den 13 Glaubensleitlinien der Priester nicht im Ansatz vereinbar war.
    Kelleneck war gerade damit beschäftigt, Kallracha auf seine Hauptarme zu heben und sie dann mit den darunter angeordneten Zweitarmen zu stützen, als seine Augenfacetten eine Bewegung im äußersten Bereich wahrnahmen. Erschrocken fuhr er herum und ließ dabei die unglückliche Kallracha wieder fallen.
    »Arachnuck«, knirschte er entsetzt.
    Kellenecks Kieferzangen fielen kraftlos nach unten, er knickte abrupt in seiner schlanken, biegsamen Taille ab, was ein Zeichen des totalen Zusammenbruchs war.
    Aus , dachte er beim Anblick seines großen Rivalen, der höhnisch mit den Augenfühlern wackelte.
    Arachnuck zückte sein Wellengerät und sprach hinein. Kurz darauf erschienen 15 schwer bewaffnete Priestersoldaten, die sich breit gefächert in einer Reihe hinter ihm aufstellten.
    »Du bist festgenommen, du schmutziger Verräter an Charadanucks Idealen«, sagte Arachnuck mit lauter Stimme und hektisch klappernden Kieferzangen, womit er seine Autorität unterstrich. »Verlass nun sofort die Intimität des Allgottes und schleppe diese Heißdirne mit hinaus. Ich werde ihr persönlich den Kopf abbeißen. Schade, dass ich es bei dir nicht auch tun kann. Aber was soll ich mir die Zangen an einem wie dir schmutzig machen. Der Genetische Vater wird gerecht und weise über dich richten.«
    Kelleneck war nur noch ein Häuflein Elend. Zwar konnte er als Priester Erster Ordnung nicht hingerichtet werden. Aber sein Leben war von diesem Moment an trotzdem wertlos. Er nahm seine geliebte Kallracha auf den Arm und schleppte die immer noch Bewusstlose aus der Intimität des Allgottes. Das war der letzte Dienst, den er ihr erweisen konnte.
    Die Priestersoldaten bildeten ein Spalier und nahmen die beiden Frevler in die Mitte.
     
    *
     
    Sechs lange Tage musste Kelleneck im Gefängnis ausharren, ehe er dem »Gremium des gerechten Urteils« vorgeführt wurde. Zuvor jedoch musste er das »weiße Gewand der noch nicht bewiesenen Schuld« überstreifen.
    Kelleneck fühlte sich elend, als er mit leicht abgeknickter Taille zwischen zwei Priestersoldaten durch die langen, kahlen Gänge trottete. Im Gefängnistrakt gab es die komfortablen Rollbänder nicht, mit
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