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Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Titel: Tante Dimity und der Fremde im Schnee
Autoren: Nancy Atherton
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letzten vier Wochen gemacht?«
    »Uns in Stimmung gebracht«, erwiderte ich.
    »Lori«, begann Bill bedächtig. »Ist dir bewusst, dass wir in den letzten zehn Tagen auf fünfzehn Partys waren?«
    »So viele?«, sagte ich. »Ich habe gar nicht mitgezählt.«
    In Bills Lachen schwang ein Hauch von Hysterie mit. »Sieben Dinner-Partys, fünf Brunchs, und drei abendliche Einladungen zum Sherry, und dazu alle zwei Tage die Fahrt nach London und zurück, und zu alldem noch Immergrün und Winterlaub im Eichenwald suchen … Lori«, klagte er. »Ich kann nicht mehr.«
    »Das verstehe ich ja«, gurrte ich, setzte mich auf die Lehne seines Sessels und strich ihm sanft übers Haar. »Es war rücksichtslos von mir, dir so viel aufzubürden, aber du weißt ja selbst, wie schwer es ist, eine Einladung auszuschlagen, ohne jemanden dadurch vor den Kopf zu stoßen.
    Zu den restlichen Partys werde ich allein gehen, okay? Das einzige, was du bis Weihnachten noch tun musst, ist morgen den Baum aus dem Schuppen ins Haus bringen.«
    Bill legte den Kopf zurück und atmete erleichtert auf. »Das schaffe ich noch.«
    Ich lächelte süß. »Das und das Krippenspiel.«
    Bill sah mich scharf an. »Das was?«
    Ich glitt von der Lehne und baute mich einen Schritt entfernt von meinem großherzigen Gatten auf. »Habe ich dir gar nichts von dem Krippenspiel erzählt?«
    »Nein«, murmelte Bill beängstigend ruhig.
    »Das hast du nicht.«
    »Nun«, ich holte tief Luft, »Peggy Kitchen hatte die Idee, dass es doch schön sei, Heiligabend ein Krippenspiel in der Kirche aufzuführen. Weil solch ein Spiel aber traditionellerweise immer von der Ehefrau des Vikars in Szene gesetzt wird, hat sie Lilian Bunting überredet, die Regie zu übernehmen. Aber Lilian hat so etwas noch nie gemacht, und so ist ihr wohl auch entgangen, dass es zu wenig männliche Freiwillige gibt.« Ich trat noch einen weiteren Schritt zurück. »Also habe ich dich angemeldet.«
    Bill senkte den Kopf wie ein Stier vor der Attacke. »Dann wirst du mich auch wieder abmelden, Lori.«
    »Es handelt sich doch in der Hauptsache um Szenen ohne Text. Du musst nur ganz wenige Zeilen auswendig lernen. Und es gibt nur vier Proben!«, lockte ich.
    »Nein«, sagte Bill.
    »Nicht mal, um Lilian einen Gefallen zu tun?«, flehte ich.
    »Nein.«
    »Bill.« Ich versuchte es mit Strenge. »Es ist deine Bürgerpflicht, der Frau des Vikars zu helfen.«
    »Bürgerpflicht?«, entfuhr es Bill, der sich aus seinem Sessel erhoben hatte. »Seit dem Erntedankfest im Herbst fallen dir dauernd neue Bürgerpflichten für mich ein. Nur zur Erinnerung, Lori.
    Ich habe beim Fest mit den Morris-Tänzern getanzt, ich habe mir die Augenbrauen versengt, als ich das Feuer am Guy-Fawkes-Tag anzünden musste, und ich habe bei der letzten Wohltätigkeitsveranstaltung für die Saint-George-Kirche einen Jahresvorrat an Kerzen aus Bienenwachs ersteigert. Ich habe meine Bürgerpflichten wahrlich erfüllt, und ich beabsichtige, die nächsten zwei Wochen zu Hause zu verbringen.« Mit zornesrotem Gesicht stürmte mein Weihnachtsmann aus dem Zimmer, lief die Treppe hinauf, knallte mit der Babypforte und stapfte ins Schlafzimmer, wo er die Tür hinter sich zuschlug. Ich stand da wie erstarrt und wartete, bis alles wieder ruhig war.
    Dann lehnte ich mich stöhnend an den Kaminsims.
    Willis senior schaute von seinem Roman auf.
    »Mein Sohn ist erschöpft«, brachte er vor.
    »Dein Sohn ist vor allem im Recht.« Ich ließ mich in den Sessel sinken, den Bill soeben freigemacht hatte. »Ich hätte niemals so viele Einladungen annehmen dürfen.«
    »Weihnachten findet nur ein Mal im Jahr statt«, sagte Willis senior. »Es ist nur allzu verständlich, wenn man die Festtagsfreude mit Freunden teilen möchte.«
    »Vielleicht«, widerstand ich dem Tröstungsversuch, »aber ich hätte unsere Einkaufsreisen wirklich besser planen müssen. Wenn ich alles besser organisiert hätte, hätte wir nicht so oft zwischen hier und Oxford oder London pendeln müssen.«

    »Mein Sohn ist es gewohnt, dass seine Angestellten die Laufarbeiten für ihn erledigen«, meinte der Senior ungerührt. »Ein wenig eigene Lauferei dann und wann kann ihm nicht schaden.«
    »Na schön«, räumte ich ein, »aber ich hätte ihn wohl nicht für das Krippenspiel anmelden dürfen, ohne ihn vorher zu fragen.«
    »Das hättest du wirklich nicht tun sollen«, stimmte mein Schwiegervater mir zu.
    Ich verschränkte die Arme und sank in den Sessel. »Jetzt ist Bill sauer auf mich,
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