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Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Tante Dimity und der Fremde im Schnee

Titel: Tante Dimity und der Fremde im Schnee
Autoren: Nancy Atherton
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um sie zu begrüßen.
    »Es tut uns leid, dass wir so lange gebraucht haben«, begann Ruth, noch während ich sie ins Haus bat. »Die liebe Nell war so freundlich, uns
    …«
    »… in ihrem Schlitten mitzunehmen«, brachte Louise den Satz zu Ende. Dass die beiden Schwestern sich beim Sprechen abwechselten, zeichnete sie mindestens ebenso aus wie ihre antiquierte Kleidung. »Wie ihr wisst, springt unser Automobil nicht immer an …«
    »… bei solch einem Wetter«, fuhr Ruth fort.
    Da das »Automobil« der Pyms kurz nach der Ära der Pferdekutschen fabriziert worden war, grenzte es an ein Wunder, dass es überhaupt noch ansprang.
    »Ansonsten wären wir schon sehr viel früher hier gewesen. Andererseits dürfte der Schnee …«
    »… unserem schnellen Vorankommen im Wege gestanden haben«, erklärte Louise. »Die Stra ße ist blockiert, von hier bis Finch, und Mr Barlow hat seinen Schneepflug noch nicht eingesetzt.«
    Während ich ihnen die Mäntel abnahm und ihnen aus den Stiefeln half, überkam mich das vertraute Gefühl der Verwirrung, wie stets, wenn ich mit den Pyms zu tun hatte.
    Ich hatte keinen blassen Schimmer, warum sich die Schwestern für ihr spätes Eintreffen entschuldigten, da ich sie ja überhaupt nicht erwartet hatte.
    »War für heute etwas geplant?«, fragte ich.
    »In der Tat«, antwortete Ruth. »Louise und ich sind mit unseren Häkelarbeiten etwas in Verzug geraten, und wenn wir uns nicht sputen …«
    »… werden wir unsere Weihnachtsgeschenke nicht mehr rechtzeitig zustellen können«, stellte Louise besorgt fest. »Diese Pläne nehmen sich jedoch ganz und gar nichtig aus neben dem bedeutenden Thema, das nun anliegt.«
    »Natürlich«, sagte ich in der vagen Hoffnung, dass ich irgendwann verstehen würde, wovon sie sprachen. »Kommen Sie doch herein. Bill, würdest du dich um unsere Gäste kümmern?«
    Während mein Mann die Pyms begrüßte, ging ich in die Küche und setzte den Wasserkessel auf.
    Als ich das Teetablett ins Wohnzimmer brachte, klopfte Nell an die Haustür. Ich stellte das Tablett auf dem Couchtisch ab und eilte zur Tür, um sie hereinzulassen.
    Nell, Bertie im Arm, stürmte in den Flur. Mit seinem waldgrünen Pullover und dem rotgrün gestreiften Schal sah Bertie aus wie eine etwas zerzauste Elfe, und Nell war die Schneekönigin.
    Ihr samtener Kapuzenumhang leuchtete fast ebenso blau wie ihre Augen, und ihre goldenen Locken glänzten in der hellen Vormittagssonne wie eine Krone.
    »Bitte, sag mir nicht, dass er tot ist!« Ihre Stimme zitterte vor Erregung.
    »Wer?«, fragte ich.
    »Reginald«, entgegnete sie, als sei diese Antwort völlig selbstverständlich. »Bertie ist außer sich, seit er sah, wie der Rettungshubschrauber auf das Cottage zuflog. Ist Reginald etwas zugestoßen?«
    Nells Überspanntheiten verwirrten mich schon lange nicht mehr. Wenn sie glauben wollte, dass sich ihr Teddybär Sorgen um meinen rosafarbenen Flanellhasen machte, bitte sehr. Ich war schon einigermaßen erleichtert, dass sie ihr blondes Haar nicht schwarz gefärbt hatte und ihre Haut nicht mit Tätowierungen bedeckt war.
    »Reginald erfreut sich bester Gesundheit«, sagte ich und nahm ihr den Umhang ab. »Bis auf ein wenig Babyspucke im Ohr.«
    »Gott sei Dank«, stieß Nell hervor. Sie zögerte kurz und fragte verwundert: »Dann stimmt es also, was Ruth und Louise sagen? Ihr habt wirklich einen Hubschrauber kommen lassen, um einen Landstreicher zu retten?«
    Ich sah sie an. »Woher wissen Ruth und Louise von dem Mann?«

    Nell zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Sie hielten mich an, als ich an ihrem Haus vorbeifuhr, und baten mich, sie zu euch mitzunehmen. Sie sagten, sie machten sich Sorgen um den Landstreicher. Habt ihr wirklich die RAF
    gerufen …«
    »Ja, Nell«, sagte ich. »Genau genommen hat William die Royal Air Force gerufen, um den Mann zu retten. Ist das so schwer zu glauben?«
    Nell sah mich mit ihren großen blauen Augen an. »Eigentlich nicht. Ich habe nur noch nie gehört, dass jemand so etwas tut.«
    »Komm«, sagte ich. »Ich möchte hören, was die Pyms über meinen ungeladenen Gast wissen.«
    Nell begrüßte Bill und Willis senior und bedachte Rob und Will mit einem Kuss. Geschickt wich sie dabei Wills Versuch aus, nach einer Handvoll der verlockenden goldenen Locken zu grapschen. Dann brachte sie Rob dazu, ihr im Austausch für einen weichen lila Dinosaurier Reginald zu geben.
    Sie platzierte Reginald neben Bertie auf der Fensterbank, bevor sie sich auf der Ottomane
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