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Tagebuch eines Engels

Tagebuch eines Engels

Titel: Tagebuch eines Engels
Autoren: Carolyn Jess-Cooke
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Kit auf den Kopf. Dann verließ sie das Lokal und verschwand in die dunkle Nacht.
    Â»Ich habe einen Namen«, informierte er Margot und Toby ein paar Tage später. Als der knapp zwei Meter große, narbengesichtige Aborigine an die Wohnungstüren rund um jene verhängnisvolle Gasse geklopft hatte, waren die sonst eher schweigsamen Bewohner endlich einmal gesprächig gewesen.
    Jetzt warf er sein Notizbuch auf den Esstisch und setzte sich. Margot und Toby zogen schnell ein paar Stühle heran und setzten sich zu ihm. Gaia, Adoni und ich scharten uns um sie.
    Â»Was für einen Namen?«, fragte Margot.
    Â»Valita. Das ist alles, was ich habe. Soweit wir wissen, keine Familie, keine Verwandten. Teenager. Illegal eingewandert. Prostituierte. Jemand hat sie in den frühen Morgenstunden vor dem Mord in der Gegend gesehen.«
    Â»Und? Adresse? Nachname?« Toby zitterte vor Adrenalinüberschuss.
    Kit schüttelte den Kopf. »Noch nicht, aber ich arbeite dran.«
    Adoni sah zu Gaia und mir auf, wie immer finsteren Blickes. »Das Mädchen ist noch nicht so weit«, sagte er. »Ich habe mit ihrem Engel gesprochen.«
    Â»Du hast mit ihrem Engel gesprochen?« Ich wäre beinahe über den Tisch zu ihm gesprungen.
    Im selben Augenblick stand Margot auf und lief unruhig hin und her.
    Â»Wie kommen wir an ihre Adresse? Ich meine – gibt es nicht irgendeine Datenbank, die wir durchforsten könnten? Sollen wir mit dem Namen zur Polizei gehen?«
    Kit schüttelte den Kopf.
    Â»Warum nicht?«, fragte ich Adoni, und Margot fragte Kit simultan genau das Gleiche.
    Kit antwortete als Erster. »Das hier bleibt unter uns, bis wir mehr Einzelheiten haben. Wenn die Polizei erfährt, dass wir auf eigene Faust herumschnüffeln, werden sie uns so genau im Auge behalten, dass wir mit unseren privaten Nachforschungen kaum noch eine Chance haben. Glaubt mir.«
    Dann endlich sagte auch Toby etwas. »Mir geht es da wie Margot. Mir wäre es lieber, wenn die Polizei sich der Sache annehmen würde.«
    Kit sah zu Margot. Diese verschränkte die Arme und blickte finster drein.
    Â»Er hat recht«, sagte Adoni James, Gaia und mir. »Bei dem mit Theos Fall befasstem Team hat ein ziemlich starker Dämon seine Finger mit im Spiel. Wir müssen uns erst mal bedeckt halten.«
    Ich ging zu Margot. Ich zögerte, sagte ihr dann aber doch, dass sie Kit vertrauen solle. Als ich zu ihr durchdrang, fing sie an zu weinen. Toby sprang auf und wollte sie instinktiv in den Arm nehmen, hielt sich dann aber doch noch zurück. Kit erhob sich, bedachte Toby mit einem vielsagenden Blick, und ging zu Margot. Er drückte sie fest an sich und strich ihr über den Rücken. Sie sah zu Toby. Der steckte die Hände in die Taschen und sah hinaus zur untergehenden Sonne.
    Und dann: Deus ex machina .
    Toby, Kit und Margot saßen an einem der Außentische eines Cafés in der Nähe des Washington Park. Auf einmal raste Adoni quer über die Straße zu einem Engel in einem roten Kleid, dann bedeutete er Gaia und mir winkend, ihm zu folgen. Der Engel – eine ältere Ecuadorianerin – war ganz aufgeregt, aber auch erleichtert, uns zu sehen.
    Â»Das ist Tygren«, stellte Adoni sie uns vor.
    Tygren wandte sich uns zu. »Ich war dabei, als das passiert ist. Glaubt mir, ich tue alles, um Valita dazu zu bewegen, zur Polizei zu gehen, aber ich fürchte, das wird noch eine Weile dauern. Vielleicht ist es dann schon zu spät.«
    Â»Wo ist sie?«, fragte ich.
    Â»Da drüben«, sagte sie und zeigte auf eine kleine Gestalt mit Kapuze auf einer Parkbank hinter einer kleinen Hecke. »Das ist Valita«, sagte sie. Ich kniff die Augen zusammen. Sie rauchte. Ihre Hand zitterte bei jedem Zug.
    Â»Warum ist sie nicht bei der Polizei gewesen?«, fragte Gaia.
    Â»Kannst du sie nicht überreden?«, schnitt ich Gaia das Wort ab. »Wir haben nicht viel Zeit.«
    Tygren hob die Hände. »Ich versuche es ja. Aber sie und der Ermordete haben eine gemeinsame Geschichte, die sie erst verarbeiten muss. Ihre Familie steht kurz vor der Abschiebung. Und sie ist schwanger.«
    Ich sah wieder hinüber zu Valita. Bei genauerem Hinsehen konnte ich Schatten erkennen, die sie umkreisten, manchmal miteinander kollidierten und hin und wieder in sie eindrangen. Und tief in ihrem Bauch schimmerte das Licht des Kindes. Sie trat die Zigarette aus, schlang dann die Arme um sich
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