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Männer unerwünscht (German Edition)

Männer unerwünscht (German Edition)

Titel: Männer unerwünscht (German Edition)
Autoren: Karin Köster
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    Während eines ausgedehnten Frühstücks fiel mir die Anzeige auf. Winzig klein, beinah hätte ich sie übers e hen – und doch … diese drei unscheinbaren Zeilen sollten mein Leben komplett umkrempeln.
    Ich las die Samstagszeitung immer gern von hinten nach vorne und dann noch mal von vorne nach hinten durch. Nach den Sonderangeboten des Reformhauses und des örtlichen Supermarktes erfuhr ich, dass der Sanitär- und Heizungsinstallationsbetrieb Hansen sein 50-jähriges Betriebsjubiläum feierte. Die Angehörigen der Firma waren allesamt abgebildet. Vom Seniorchef über den Junior im flotten Blaumann bis hin zum kompetent aussehenden Gesellen.
    Ein hoch aufgeschossener Jüngling mit hervorspringendem Adamsapfel blickte mit großen Augen in die Kamera. Es handelte sich bei ihm vermutlich um den Auszubildenden. Seine Latzhose hatte Hochwasser und gab den Blick auf die Arbeitsschuhe frei.
    E ine drall e Bäuerin, züchtete im eigenen Stall Wildschweine, der hiesige gemischte Chor hatte Nachwuchsprobleme zu beklagen und das Schwimmbad bedurfte dringend einer Sanierung.
    Ich freute mich an der Abbildung eines übergewichtigen Herrn mit Vollbart, der übers ganze Gesicht strahlte. Neben ihm stand ein etwa halb so schweres Männlein, das korrekt in Anzug und Schlips gekleidet war. Der Text unter dem Bild klärte mich auf: Eduard Butt hatte im Gewinnsparen der Städtischen Sparkasse überraschend abgeräumt. Leider ließ der Bericht offen, ob Eduard sein Geld sinnvoll anlegen oder es ei n fach verprassen würde.
    Es f olgten die Kleinanzeigen. Hier fand ich jede Rubrik gleichermaßen interessant – bis auf den Kraftfahrzeugmarkt, denn ich hatte keinen Führerschein. Der Flohmarktteil mit seiner bunt gemischten A n gebotspalette für jedermann, die Stellenangebote, wo sich für mich als Schuhverkäuferin nicht allzu viele berufliche Veränderungsmöglichkeiten auftaten, oder meine Lieblingsrubrik, die Bekanntschaftsanzeigen.
    Es erstaunte mich immer wieder, wie viele gut aussehende, gut situierte, sportliche, tolerante und liebenswerte Menschen kürzlich schwer enttäuscht word en waren, und trotzdem den Mumm aufbrachten, im Meer der einsamen Herzen nach der nächsten „Liebe fürs Leben“ zu fischen.
    Ich hatte mich bisher erst ein einziges Mal auf eine Kontaktanzeige gemeldet. Und das auch nur, weil meine Mutter mir tagelang in den Ohren gelegen hatte.
    „Hier Doris, der Dippeling, der wär was für dich! Lies doch mal!“ Sie wies auf besagte Annonce.
    „Einsam? - Das muss nicht sein! Dipl.-Ing., 30, vielseitig interessiert, sucht schlanke, aufgeschloss e ne Sie mit Niveau.“ Ich fand den Text total bescheuert und würde niemals auf eine Kontaktanzeige antwo r ten, erklärte ich meiner Mutter energisch.
    Man muss sich so entblößen bei solchen Sachen: Name und Adresse oder zumindest Telefonnummer, dann Interessen, Beruf oder ähnlich Persönliches angeben und schließlich noch ein Foto beilegen, damit der Ins e rent gleich eine Vorab-Sondierung der Bewerberinnen vornehmen kann. Ich stellte mir den Kennlern-Prozess ein klein wenig romantischer vor, doch wahrscheinlich hatte ich diesbezüglich eine altmodische Einstellung.
    Mama wischte meine Einwände mit einer unwirschen Handbewegung beiseite und lamentierte: „Kind, du bist jetzt fünfundzwanzig Jahre alt.“ Als ob ich das nicht selbst wüsste.
    „Und du hast keinen Freund.“ Momentan nicht, nein.
    „Geschweige denn einen Kandidaten, der dich heiraten würde.“ Ihr dramatischer Tonfall ließ verm u ten, dass besagter Kandidat, wenn es ihn denn gäbe, eine äußerst bedauernswerte Person sein müsste, die sich wider besseres Wissens eine Last wie mich aufbürdete.
    „Das Glück klingelt nicht an der Haustür. Man muss schon etwas dafür tun“, belehrte sie mich und hielt mir erneut die Anzeige unter die Nase. Um des lieben Friedens willen las ich mir die Zeilen noch dreimal durch, doch ich fand den Text nach wie vor nichtssagend und den Einsam-Spruch total daneben. Dipl.-Ing. - na großartig. Der hatte es ja echt zu was gebracht. Im Gegensatz zu meiner Mutter imponierten mir akad e mische Grade kein bisschen.
    Hinter den „vielseitigen Interessen“ konnte alles Mögliche stecken. Die Erfahrung hatte mich gelehrt, dass Männer sich für unvorstellbare, nicht aber für wirklich spannende oder wichtige Dinge interessierten.
    Mutter deutete meine gerunzelte Stirn völlig falsch und raste los, Stift und Papier zu besorgen. S e kunden später saß sie
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