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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition)
Autoren: Pamela S. Beason
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Sammy!«, sagte er leise. »Chase Perez ist ein netter Kerl, aber er ist einer dieser Typen, die dich heute heiß lieben und morgen kalt abservieren.«
    Sie trat einen Schritt zurück, um Blake anzuschauen. »Woher willst du das wissen?«
    »Wie oft ist er hier denn schon hereingeschneit? Wie oft hattet ihr zwei was vor, und er ist dann nicht aufgetaucht?« Er strich ihr eine Strähne hinters Ohr. »Ich will nicht, dass er dir wehtut.«
    »Sehr fürsorglich von dir. Danke sehr.« Sie umarmte ihn erneut. Er war nicht sehr gerecht gegenüber Chase. Verbrecher hatten keine festen Arbeitszeiten, und Chase infolgedessen ebenso wenig. Und ein Großteil seiner Aktivitäten war notwendigerweise geheim. Aber Blake hatte ihre Ängste auf den Punkt gebracht. Konnte es sein, dass er Chase besser durchschaute als sie?
    Bevor sie sich aufs Bett fallen ließ, kritzelte sie noch schnell so etwas wie ein Testament zusammen. Blake vermachte sie die Hütte. Nur für den Fall, dass ihre Rede morgen übel enden sollte.

30
    Sam fühlte sich, als stecke sie in einem Korsett. Saß die Kevlar-Weste zu eng, oder schnürte ihr die Angst die Kehle zu? Sie würde von Terroristen ermordet werden oder unter faulem Obst, geworfen von einem enttäuschten Publikum, ersticken. So oder so, sie war überzeugt, sterben zu müssen. Und sie musste auf diesem Stuhl am Rand der Bühne sitzen bleiben und so tun, als sei dies ein ganz normaler Tag.
    Der Moderator stellte gerade jemanden vor, von dem sie noch nie gehört hatte, irgendein großes Tier aus dem Innenministerium. Während der Unbekannte eine lächerlich aufgeblasene Einführung verlas, die ihm von The Edge zur Verfügung gestellt worden war, ließ sie den Blick über die Menge schweifen. Ihr kam es vor, als wären Tausende gekommen. Was erhofften sie sich? Unterhaltung? Aufklärung? Die Bekleidung reichte von T-Shirts und Jeans bis zu Anzügen und Blazern. Die Männer mit Krawatten hatten für Seattle ein wenig zu viel des Guten getan. Diese Angestellten von mindestens einem Dutzend staatlicher Behörden hatten keine Ahnung, dass eine Verbrecherbande auf ihren Tod aus war. Oder sie waren, wie etwa Peter Hoyle, daran gewöhnt, Todesdrohungen zu erhalten, und sie war hier die Naive.
    Auch Umweltschutzverbände hatten Vertreter geschickt. Sie erkannte jemanden vom World Wildlife Fund, einen von The Nature Conservancy und zwei vom Save The Wilderness Fund. Eine Gruppe trug Hemden des Sierra Clubs, der größten und ältesten Naturschutzorganisation der USA. Sie entdeckte auch sonst einige Bekannte im Raum. War das nicht der silbergraue Bürstenhaarschnitt von Jerry Thompson, dem Leiter des Heritage National Monument in Utah? In diesem Moment schaute er hoch. Als sich ihre Blicke trafen, machte er ihr ein aufmunterndes Zeichen.
    Sie wurde rot. Die Zusammenfassung ihrer Taten in seinem Park hörte sich an, als wäre sie eine Art Superheldin. Ja, aufgrund der Einführung hätte man den Eindruck gewinnen können, sie sei die Autorin zahlreicher preisgekrönter Abenteuerromane. Stattdessen hatte sie die meiste Zeit keinen Job. Was für eine Hochstaplerin sie doch war. Aber vielleicht würde sie, falls sie ihre Rede hier gut zu Ende bringen sollte, tatsächlich noch eine erfolgreiche Schriftstellerin. Vorausgesetzt, sie bliebe lang genug am Leben.
    Sie holte tief Luft und versuchte, die Schultern zu lockern. Warum tat sie sich das an? Sie war keine Soldatin, die man vors Kriegsgericht zerren konnte. Sie konnte jederzeit verschwinden. Der Hinterausgang zog sie geradezu magisch an. Aber wenn sie sich jetzt aus dem Staub machte, würden die Täter ungestraft davonkommen. Zumindest zum Teil. Oder sie würden jemand anderen hier töten. Oder sie an einem anderen Tag. Sie wischte sich die feuchten Handflächen an den Hosenbeinen ab.
    Ähnliche Szenen spielten sich derzeit überall im Land ab. Hier an der Pazifikküste war es zehn Uhr morgens. Wie viele Attentate auf Behördenmitarbeiter hatte man im Osten drüben bereits versucht? Wie viele waren erfolgreich gewesen? Du stehst das durch, Westin. Zum hundertsten Mal fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen. Vom Lippenstift war bestimmt längst nichts mehr zu sehen.
    In vorderster Reihe saßen zwei Zeitungsreporter, Fotoapparate um den Hals und Stift und Block in den Händen. Im Mittelgang entdeckte sie eine Fernsehkamera auf einem Stativ, dahinter einen Mann mit kahl geschorenem Schädel, der im Licht der Lampen leicht schimmerte. Hinter vorgehaltener Hand
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