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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition)
Autoren: Pamela S. Beason
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interessierte Nicole, wie sie sich morgen kleidete? Richard Best hatte vorgeschlagen, sie solle ein T-Shirt mit dem Aufdruck LESEN SIE THE EDGE! tragen, aber sie hatte sich geweigert. Irgendwo gab es eine Grenze. Auch wenn man sie dafür bezahlte, sich vor eine riesige Menschenmenge zu stellen, wollte sie ihre Würde wenigstens teilweise verteidigen. »Hose, Seidenbluse, Jackett«, sagte sie.
    »Jackett ist gut«, entgegnete Nicole. »Es muss aber locker sitzen, damit eine Kevlar-Weste darunterpasst.«
    »Wie bitte?«, kreischte Sam. Als Warnung wurde der Griff um ihren Arm sofort fester, deshalb fuhr Sam leiser fort: »Sie tragen nicht gerade zu meiner Beruhigung bei, Nicole.«
    Die FBI-Agentin strich sich eine Locke hinters Ohr. »Wir müssen alle Eventualitäten berücksichtigen.«
    In dem Fall, dachte Sam, sollte sie vielleicht einen Stahlhelm tragen oder so ein kugelsicheres Schild verlangen, wie der Papst es benutzte. Sie war so klein, dass der Großteil ihres Körpers hinter dem Rednerpult versteckt sein würde, aber ihre silberblonde Mähne würde eine prächtige Zielscheibe im Scheinwerferlicht abgeben, oder?
    Sam deutete zur Bühne hin. »Kann ich da mal rauf?«
    Nicole nickte. »Nur zu.«
    Als sie die Stufen hinaufgingen, zog der Mann oben an einem Seil, und aus dem Zylinder, den er vor dem Podest befestigt hatte, schoss ein Transparent aus grüner und weißer Seide, auf dem zu lesen stand: THE EDGE PRÄSENTIERT SUMMER »WILD WEST« WESTIN: LESEN SIE THE EDGE!
    »Ach du Scheiße«, stöhnte sie. »Diesen Best bring ich um. Können Sie das Ding da wieder abnehmen?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Ich habe es gerade erst angebracht. Befehl des Chefs. Aber es lässt sich wieder einrollen.« Er demonstrierte es ihnen, indem er erneut am Seil zog – das Transparent verschwand im Messingzylinder. »Auf die Art ist es nur zu sehen, wenn diese Wild West hier oben steht.«
    »Na wunderbar«, bemerkte sie angesäuert.
    Während Nicole die Kulissen inspizierte – und ihre Absätze auf dem blank polierten Boden klackten – stellte sich Sam hinter das Pult und schaute in den leeren Raum. Ihr war jetzt schon schlecht, obwohl noch gar niemand hier war. Morgen würde sie wahrscheinlich gleich in Ohnmacht fallen. Sie stützte die Arme auf den Rand des Pults, um eine bequeme Stellung zu finden.
    Ihren Kopf konnte wirklich jeder problemlos treffen. Chase würde das um jeden Preis verhindern. Oder nicht? Wie oft hatte sie sich gewünscht, ein Ritter in glänzender Rüstung würde herangaloppieren und sie retten. Bisher vergeblich. Doch dieses Mal war ihr Ritter nicht allein, rief sie sich ins Gedächtnis, zur Unterstützung stand ihm ein ganzes Regiment bewaffneter Polizisten zur Seite. Das FBI würde für ihre Sicherheit sorgen. Für die Sicherheit aller Konferenzteilnehmer. Oder nicht?
    Sie verlagerte das Gewicht, hielt sich mit einer Hand am Pult fest. Aber jede Haltung kam ihr irgendwie unbeholfen vor, dennoch schienen das glatte dunkle Holz und die daran befestigte langhalsige Leselampe irgendwie vertraut. Das Gefühl eines Déjà-vu-Erlebnisses zermürbte sie. Erst wenige Male in ihrem Leben hatte sie hinter einem Podest gestanden, und dieses hier hatte sie mit Sicherheit noch nie angefasst. Aber …
    Plötzlich fiel es ihr ein. Sofort riss sie die Hände zurück. »Nicole!«
    Nicole kam von links aus den Kulissen hervor und hob fragend die Augenbrauen.
    »Es ist das Podest!«
    »Schauen Sie sich mal hier um«, flüsterte Nicole und deutete in den Saal. »Wir sind nicht allein.«
    Sam bekam ein schlechtes Gewissen. Scheiße, diese Geheimniskrämerei war nichts für sie.
    Sie beugte sich vor. Nicole zeigte auf das Fenster des Vorführraums und fuhr mit der Hand durch die Luft, als würde sie Sam erklären, wie die Dinge hier funktionierten. »Jetzt wiederholen Sie – leise –, was Sie soeben gesagt haben.«
    »Jack Winner hat eine Schreinerei. Ich habe in seiner Werkstatt ein Podest genau wie dieses gesehen. Genauer gesagt: mehrere.«
    »Ich verstehe.« Nicole warf ihr einen kurzen Blick zu. Dann nickte sie und bog die Leselampe einen Millimeter nach unten.
    »Nicht anfassen«, zischte Sam. »Vielleicht explodiert es.« In ihrem Kopf tauchte das Bild vom Krater an der Lucky Molly Mine auf. Plötzlich sah sie das gleiche Loch an der Stelle, wo sie gerade stand.
    »Das C4, Nicole. Das C4, das jemand aus der Mine auf der Halbinsel gestohlen hat.« Ihre Hände begannen zu zittern.
    »Alles klar. Beruhigen Sie sich.«
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