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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition)
Autoren: Pamela S. Beason
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versuchte er ein Gähnen zu verstecken. Sie hoffte, ihm wäre auch weiterhin so langweilig.
    Auf der Kamera befand sich kein Logo eines Fernsehsenders. Also offenbar Privataufnahmen. Vermutlich wurde die Konferenz aufgezeichnet, um später Kopien an die beteiligten Behörden zu schicken.
    In der zweiten Reihe saß Richard Best neben einer jungen Frau mit einem hellrosafarbenen Kameratrageriemen um den Hals. Er hielt beide Daumen hoch und formte mit dem Mund lautlos die Worte »Mach sie fertig«. Eine unglückliche Wortwahl. Von Jack Winner oder Philip King keine Spur. Chase hatte ihr zahlreiche Fotos der beiden Männer gezeigt. Aber würde sie sie auch verkleidet erkennen? Da hatte sie ihre Zweifel. Und wenn sie »ein paar ihrer Komplizen« losgeschickt hatten, um sie zu töten, dann könnte es praktisch jeder sein.
    Die Bombe war beseitigt, rief sie sich ins Gedächtnis. Sie wollte nicht daran denken, dass das FBI sehr viel besser darin war, Verbrechen aufzuklären, als geplante Verbrechen schon im Vorfeld zu durchkreuzen. Von den Verbrechen, die wir rechtzeitig verhindern, erfährst du nie etwas , hatte Chase argumentiert.
    Wo war Chase überhaupt? Erneut warf sie einen Blick zur Hintertür. Das rote Zeichen AUSGANG kam ihr vor wie ein Befehl. Geh raus! Sofort!
    »Bitte begrüßen Sie mit mir Summer Westin.«
    Die Menge klatschte. Zeit, das Ganze hinter sich zu bringen. Sie stand auf, wunderte sich, dass die Beine ihr noch gehorchten und ging zum Rednerpult. Den dünnen Film Nervositätsschweiß unter der Kevlar-Weste spürte sie kalt auf ihrer Haut. Auch ihre Hände waren kalt und feucht. Als sie ihre Notizen auf dem dunklen Holz ausbreitete, blieben die Blätter daran haften. Wo war das Licht, das Chase erwähnt hatte? Da, eine winzige Glühbirne im linken oberen Eck.
    So weit, so gut. Immer noch am Leben. Sie musste da durch. Sie schaute zum Publikum. Ein Meer erwartungsvoller Gesichter.
    Oh Gott, der Bärtige da hinten im Saal. Was hielt er in der Hand? Etwas Metallisches, etwas Kleines. Ihr Herz hämmerte drauflos. Der Mann hob den Gegenstand zum Ohr und bahnte sich seinen Weg zur Tür. Ein Handy.
    Reiß dich zusammen, Westin . Sie lockerte den stahlharten Griff, mit dem sie sich am Pult festgekrallt hatte, und legte die Hände flach auf ihr Manuskript. Sie hatte ihre Rede so oft geprobt, dass Blake schon sein iPod nicht mehr abgesetzt hatte. Den Vortrag konnte sie im Schlaf halten.
    Dann fang endlich an . Sie holte tief Luft, beugte sich näher zum Mikrofon und begann. »Ich bin Umweltschützerin.«
    Sie machte eine kleine Pause um der Wirkung willen, wie sie es geübt hatte. Zaghafter Beifall füllte die Stille. Besser als der Schuss, den sie befürchtet hatte. Sie blinzelte, als ganz in der Nähe Blitzlichter von Fotoapparaten aufblinkten. Geblendet sah sie plötzlich nur noch Weiß. Ausgerechnet jetzt, da sie alles im Blick haben musste.
    Sie zwang sich fortzufahren. »Heutzutage wird diese Feststellung sehr unterschiedlich verstanden. Einige halten mich damit automatisch für einen edlen Menschen, der sich für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen einsetzt zum Wohle aller …«
    Endlich löste sich der weiße Nebel wieder auf und enthüllte ganz vorne einen Mann, der in irgendein Mobilgerät etwas eintippte. Oh Gott, war das Philip King? King war blond, der Mann vor ihr strohblond. Aber dieser sah sie nicht an. King würde bestimmt sehen wollen, wie sie starb, oder? Der Typ drückte mit den Daumen weitere Tasten. Offenbar ein Smartphone. Ein stinknormales modernes Telefon.
    Plötzlich merkte sie, dass sie nicht mehr atmete. Und auch nicht sprach. Wo war sie stehen geblieben? Tatsächlich mitten im Satz? Die Leute mussten sie ja für eine Idiotin halten. Sie war eine Idiotin, eine stotternde, Unfug quatschende Idiotin. Endlich schaffte sie es weiterzureden. »Andere aber halten mich für einen Feind, den man aufhalten, ja töten muss.«
    Die Glühbirne in der Ecke blinkte rot auf, und sie brach erneut ihren Vortrag ab. Jemand aktivierte den Zünder. Es passierte wirklich. Wie Chase gesagt hatte. Ihr Blick flog über die Menge. Scheiße, es konnte jeder sein, überall. Sie hob die rechte Hand, die jetzt heftig zitterte, und fuhr sich durchs Haar.
    Wenn die Bombe noch hier wäre, dann wäre sie jetzt tot. Man war tatsächlich auf ihren Tod aus. Das Licht blinkte weiter. Sie fuhr sich weiter mit den Fingern durchs Haar. Wo zum Teufel steckte das FBI? War etwas schiefgelaufen? Bitte, Herr im Himmel,
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