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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition)
Autoren: Pamela S. Beason
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dass alles vorüber war. Sie hatte es geschafft. Sie hatte sowohl die Rede als auch den Mordanschlag lebend überstanden. Die Knie zitterten ihr vor Erleichterung, als sie nach hinten ging.
    Der Moderator eilte an ihr vorbei auf die Bühne und ans Rednerpult. Direkt hinter ihm kam aus den Kulissen ein junger Mann mit einem großen Blumenstrauß auf sie zu. Stargazer-Lilien – den starken Duft roch sie schon aus zwei Metern Entfernung. Was für eine nette Geste. Und so unerwartet. Nahm sie jedenfalls an. Oder war es üblich, nach einem Vortrag Blumen überreicht zu bekommen? Sie hatte ja nicht viel Erfahrung in solchen Dingen.
    Der Bote war ein hübscher Bursche mit zurückgegeltem schwarzem Haar, passend zum weißen Hemd und zur Krawatte. »Blumen, Miss Westin.« Lächelnd hielt er ihr den Strauß hin.
    Wurde erwartet, dass sie die Blumen in Empfang nahm und sich anschließend vor dem Publikum verbeugte oder so? Gab es bestimmte Verhaltensregeln, von denen sie nichts wusste? Niemand hatte ihr gesagt, was sie tun sollte, wenn sie mit dem Referat fertig war.
    Der Bote kam ihr irgendwie bekannt vor. Es dauerte etwas, bis sie ihn unterbringen konnte – Rocky, Lilis Trainer. Seltsam, ihm hier zu begegnen. Plötzlich sah sie in seiner rechten Hand ein Messer aufblitzen.
    Sie brachte gerade noch ein »Nein!« zustande, dann spürte sie einen Stoß gegen die Brust. Sie taumelte rückwärts.
    Im nächsten Moment lag der Angreifer mit dem Gesicht nach unten auf der Bühne, Chase auf ihm drauf. Das Publikum japste kollektiv nach Luft. Es klang, als würde das Gebäude Atem holen. Ein absurder Gedanke, das war ihr klar. Aber in diesem Augenblick schien die ganze Welt leicht absurd zu sein. Blitzlichter flammten auf, grell wie Feuerwerksraketen. Sie stand allein im Rampenlicht, hielt einen stark duftenden Blumenstrauß umklammert und starrte ungläubig das Messer an, das knapp oberhalb des Herzens aus ihrer Brust ragte.

31
    Der Moderator drängte Sam von der Bühne. Nicole zog das Messer heraus und verstaute es in einem Beweissicherungsbeutel. Dann knöpfte sie Sams Bluse auf und riss den Klettverschluss los, der die Kevlar-Weste hielt. Zu Sams Überraschung entdeckte sie über ihrer linken Brust Blut. Jetzt spürte sie auch einen leicht stechenden Schmerz.
    »Nur ein Kratzer«, beruhigte Nicole sie. »Tut mir leid, ich hätte sie fester anziehen sollen, die Klinge ging glatt durch den Gurt knapp oberhalb der Weste.«
    Sie nahm Verbandszeug aus dem Erste-Hilfe-Kasten, den irgendjemand herbeigeschafft hatte, und drückte eine Mullbinde gegen die Wunde. »Sie sollten es trotzdem von einem Arzt anschauen lassen.«
    Sam hörte die besorgten Rufe aus dem Saal und den Moderator, der die Leute bat, Ruhe zu bewahren und auf den Plätzen zu bleiben. »Ich muss da raus.« Sie stieß die helfenden Hände beiseite und knöpfte die Bluse wieder zu.
    Als sie hinter dem Vorhang hervortrat, wurde es schlagartig mucksmäuschenstill, dann brandete Beifall auf. Sie ging zum Rednerpult und schnappte sich das Mikrofon. »Mir fehlt nichts, Leute, ich habe ja gesagt: Wir sind die Guten.«
    »Und die Guten gewinnen immer«, schrie Richard Best in der zweiten Reihe. »So bringt man es bei The Edge zu was, Summer Westin.«
    Ihr schoss die Röte ins Gesicht, trotzdem redete sie weiter: »Die Bösen sind verhaftet. Ihr seid in Sicherheit. Freut euch auf die Konferenz.« Die Leute applaudierten, als sie hinter die Bühne ging, direkt in Chase’ wartende Arme.
    Der Kratzer an ihrer Brust brauchte fünf Stiche, aber sie spürte die Erleichterung, dass es nicht schlimmer ausgegangen war. Drei FBI-Agenten hatten weniger Glück gehabt – zwei waren tot, einer schwer verletzt, sein Zustand war kritisch.
    »Sie haben landesweit zugeschlagen. Wir sind nicht unfehlbar«, sagte Chase.
    »Das sagst du mir jetzt?«, knurrte Sam.
    »Nicole und ich sind Helden, aber ohne dich hätten wir es nicht geschafft, mi corazón .«
    Noch ein flüchtiger Kuss, dann war er auch schon fort, aufgesogen vom permanenten Strudel aus Besprechungen und Ermittlungen. Dank der Entlarvung von Eminen10 gingen dem FBI 132 regierungsfeindliche Aktivisten im ganzen Land ins Netz. Weitere Festnahmen standen bevor, hatte Chase ihr versichert. Sie wollte gar nicht daran denken, wie viele ihnen durch die Maschen geschlüpft waren.
    Über ihre Erfahrungen schrieb sie einen Artikel für The Edge , der von der Seattle Times und 32 weiteren Zeitungen überregional nachgedruckt wurde. Fünf
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