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Wie der Earl das Sandwich entdeckte (German Edition)

Wie der Earl das Sandwich entdeckte (German Edition)

Titel: Wie der Earl das Sandwich entdeckte (German Edition)
Autoren: Petra Foede
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Vorwort
    »La bonne cuisine est la base du véritable bonheur.«
»Eine gute Küche ist die Grundlage für wahres Glück.«
Auguste Escoffier
    Die Idee, ein Buch über »Gerichte mit Geschichte« zu schreiben, ist nicht neu, das haben vor mir schon einige andere getan. Meistens entpuppt sich die im Titel angekündigte Geschichte allerdings als Auswahl launiger Anekdoten und unterhaltsamer Legenden, was überhaupt nicht schlecht ist, wenn man nach Lektüre für einen verregneten Nachmittag sucht oder ein nettes Geschenk für Tante Hilde braucht. Mir gefallen diese Geschichten auch, keine Frage. Aber ich gehöre zu den Menschen, die von ein paar hingeworfenen Appetithäppchen nicht satt werden, für mich gehört Butter bei die Fische, wie man in Norddeutschland sagt. Außerdem kann ich es als Historikerin einfach nicht lassen, in den kunstvoll gesponnenen Geweben kulinarischer Märchen nach Webfehlern zu suchen. Und ich finde welche, fast immer. »Das stimmt ja gar nicht wirklich“, habe ich angeblich schon als Kind gerne bei passender oder auch unpassender Gelegenheit gesagt. Kennen Sie das Märchen Des Kaisers neue Kleider, in dem ein kleines Mädchen ganz zum Schluss ausruft: »Aber er hat ja gar nichts an!«? Sehen Sie – dieses Kind bin ich, im übertragenen Sinne.
    Meine Geschichten zu bekannten Gerichten (und Getränken) fangen in der Regel da erst richtig an, wo sie bei anderen aufhören, denn dann wird es oft erst wirklich spannend. Kulturgeschichte ist keineswegs eine staubtrockene Angelegenheit, im Gegenteil, selbst wenn die Pointe nicht einfach so auf Bestellung erscheint wie in den erfundenen Anekdoten. Bei den Recherchen für dieses Buch habe ich ein paar erstaunliche Entdeckungen gemacht, die ich gerne mit meinen Lesern teilen möchte. Wer sich zum Beispiel ernsthaft mit der Erfindung des Sandwiches beschäftigt, findet sich unversehens in ein bizarres Schauspiel hineinversetzt, in dem sich ein intriganter englischer Lord, berühmt-berüchtigt für Exzesse aller Art, öffentlich als Tugendwächter aufspielt. Wer Glücksspiel schon für unmoralisch hält – der Earl of Sandwich soll das Klappbrot bekanntlich beim stundenlangen Kartenspiel erfunden haben – sollte dieses Kapitel vielleicht besser überspringen. Überraschungen hält auch die Geschichte des Irish Coffee bereit, etwa die, dass der angebliche Erfinder einige Jahre später Mitglied der Anonymen Alkoholiker ist und ernüchtert feststellt: »Whiskey und ich passen einfach nicht zusammen, egal ob mit Kaffee oder ohne.« Und was die Erfindung des Carpaccio in »Harry’s Bar« in Venedig angeht … Aber das lesen Sie am besten gleich selbst.
    Neben historischen Fotos enthält das Buch auch Rezepte. Sie stammen meistens aus älteren Kochbüchern, sofern es sich um traditionelle Gerichte handelt, wobei der besondere Reiz darin besteht, sie mit modernen Rezepten zu vergleichen; ansonsten habe ich mich darum bemüht, die tatsächlichen oder vermeintlichen Originalrezepte der Erfinder ausfindig zu machen. Ich hoffe, Ihnen macht der kleine Ausflug in die kulinarische Geschichte ebenso viel Spaß wie mir.
     

Picknick am Strand von Coney Island (um 1900)

Club-Sandwich
    Ganz oben auf der internationalen Hitliste steht das amerikanische Club-Sandwich mit Huhn, Schinken, Salat und Mayonnaise, das es vermutlich weltweit in jeder guten Hotelbar gibt. Eigentlich auch nur dort. Und obwohl es sich genau betrachtet um nicht viel mehr handelt als um eine etwas zu dick geratene Klappstulle mit ein paar Salatblättern, wird es auch von ambitionierten Gourmets in dieser luxuriösen Umgebung nicht verschmäht, die dafür in Paris ohne mit der Wimper zu zucken 30 Euro auf den Tresen legen. Zehn davon sind wahrscheinlich für das kleine Häuflein Pommes oder Kartoffelchips als obligatorische Beilage. Dieses Sandwich existiert seit über hundert Jahren und etwa genau so lange rätselt die amerikanische Nation darüber, wer es wohl erfunden hat. Natürlich kursiert auch zu diesem Klassiker die unvermeidliche Anekdote von dem Mann, der spät abends hungrig nach Hause kommt, den Kühlschrank inspiziert und dann aus den vorgefundenen Resten auf die Schnelle ein Sandwich improvisiert … Diese Story ist aber quasi der running gag der modernen Küchengeschichte, die zu jedem zweiten Gericht aufgetischt wird. Vor hundert Jahren verfügten auch amerikanische Haushalte übrigens nur in den seltensten Fällen über einen Kühlschrank, aber das nur am Rande.
    Am
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