Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)
Autoren: Anne Mallory
Vom Netzwerk:
verlassen. Aber morgen wird sie wieder strahlen wie der hellste Sonnenschein.«
    Messerden richtete seinen Blick erneut auf Miranda, was Downing gründlich missfiel. Selbst wenn der Kerl beschwipst war, konnte er in heiklen Situationen erstaunlich scharfsinnig sein. Und jetzt sah es ganz so aus, als wollte dieser Mensch neue Wetten auf ihn abschließen. Wie lange würde er Miranda als Geliebte behalten? Wann käme es zu einer Begegnung zwischen ihr und Charlotte? Und was passierte dann?
    Sobald Messerden im White’s Club eintraf, würden die Buchmacher diese oder ähnliche Wetten notieren. Am liebsten hätte Downing den Mann erwürgt und über die Logenbrüstung in den Orchestergraben geworfen. Und Chatsworth hinterher.
    Sollte er Miranda einfach verstecken und ihr das ekelhafte Gemunkel ersparen? Ihren Zauber vor den Augen der Welt verbergen, nachdem sie so wundervoll erblüht war? Irgendetwas in ihm starb bei diesem Gedanken.
    Nein, das nicht. Doch er musste den Klatsch zumindest so weit wie möglich von ihr fernhalten, bis das Thema nicht mehr interessant war. Und er wollte sie spüren lassen, dass er immer für sie da war – vielleicht verschwand dann dieses seltsame Gefühl, das seine Brust einengte.
    Vorrangig war allerdings, eine Notierung der Wetten zu verhindern. Und so begann er, obwohl es ihm widerstrebte, sich angeregt mit Messerden zu unterhalten.
    Miranda versuchte das Gespräch der Männer nicht zu belauschen. Als sich das Vorprogramm auf der Bühne dem Ende näherte, suchte sie etwas anderes, um sich abzulenken. Sie musterte die Logen in ihrer Nähe. Als sie ein Paar bei einer Beschäftigung entdeckte, die eine etwas privatere Umgebung erfordert hätte, schaute sie rasch weg.
    In einer der gegenüberliegenden Logen fiel ihr eine Gestalt auf, die alleine hinter der Brüstung saß und einen Umhang mit Kapuze trug, die weit ins Gesicht fiel. Eine Frau in stolzer Haltung.
    Nun schaute sie herüber, ihre Blicke trafen sich, und Miranda rang nach Luft. Die letzte Person, die sie an diesem Abend in der Oper zu sehen erwartet hatte, war diese wohlbekannte junge Lady.
    Also litt Charlotte Chatsworth gar nicht unter Kopfschmerzen.
    Miranda starrte sie an, Charlotte starrte zurück. In diesem Moment begann die Oper. Eine Frau sang von unglücklicher Liebe und bösen Taten. Um niemanden zu stören, unterhielten sich der Viscount, Messerden und Chatsworth mit leisen Stimmen. In den anderen Logen wurde die Konversation ebenfalls fortgesetzt.
    Miranda und Charlotte ließen einander die ganze Zeit nur selten aus den Augen. Als der Vorhang sich nach dem ersten Akt senkte und die Pause begann, legte die Frau gegenüber auffordernd den Kopf schief. Dann erhob sie sich und ging zur Tür. Bevor sie verschwand, warf sie ihr einen letzten Blick über die Schulter zu.
    Miranda verstand. Sie erhob sich, entschuldigte sich und lehnte mit einem leichten Kopfschütteln Downings stummes Angebot ab, sie nach draußen zu begleiten. Warum? Er würde ja nur seinen künftigen Schwiegervater verlassen, nicht aber den Weg, den das Schicksal und seine Stellung ihm vorgezeichnet hatten.
    In der Damentoilette entdeckte sie gleich bei ihrem Eintreten die junge Frau, die sie treffen wollte. Charlotte Chatsworth saß in einem der Polstersessel, den Rücken zum Eingang gewandt. Nachdem Miranda neben ihr Platz genommen hatte, trafen sich ihre Blicke im Spiegel. Charlotte war zweifellos sehr schön und verfügte im Gegensatz zu vielen anderen Damen und Dämchen über einen sicheren Geschmack, wie ihr eleganter königsblauer Umhang verriet. Ohne Begleitung sollte sie nicht hier sein. Falls sie erkannt würde, wäre das ihrem Ruf mit Sicherheit abträglich.
    »Guten Abend«, sagte sie mit leiser, melodischer Stimme.
    »Guten Abend«, antwortete Miranda und fühlte sich plötzlich billig. Als würde man Talmi mit Juwelen vergleichen. Sie schaute auf ihr Kleid. Edler Satin. Doch nicht die Qualität der Kleidung entschied darüber, in welche Kategorie man gehörte, sondern die gesellschaftliche Stellung, das Ansehen. Auch in teuren Kleidern konnte man billig aussehen, desgleichen mit kostbaren Juwelen wie der Halskette, die Maxim ihr geschenkt hatte. Ihr kam es sogar vor, als würden bevorzugt die Frauen der Talmi-Kategorie sich mit Diamanten schmücken.
    Charlotte stand eindeutig auf der anderen Seite. Sie würde selbst in unschönen Kleidern nicht billig aussehen. Jetzt allerdings war sie exquisit gekleidet und trug ein wertvolles
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher